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Traunnovel
33. Mie box 5/7
s#hweben, sondern sis schlägt die Schlcksals¬
Etappen mit schwerem Stundenschlag. In
Dialogform kürzen sich die Gespräche zu knapven
Szenen. Grausam weicht die Lyrik vor der Des¬
Illusion.
Wir sind in wirrem Kreislauf bei André
Gides Entzauberung der „Isabelle“ wieder an¬
gelangt. Nur ist der Franzose in tiefster Seele
resigniert, während die deutsche Dichterin
außerhalb ihrer „geschichtlichen“ Geschichte
steht: wie eine unrünrbare Klio mit dem Griktel.
JOSEPH WINCKLER.
Von Herbert Eulenberg.
Was für ein prächtiger Kerl ist aus demi
kleinen „Jüppchen“ geworden, wie er hier am
Niederrhein genannt wurde! Schon sein bisheri¬
ger äußerer Lebenslauf muß einem gefallen. Er
beschließt als jurger Bursche Zahnarzt zu
werden, da er einsieht, daß man von der Dich¬
terei heute kaum noch leben kann. Beginnt also
echt amerikanisch und zeitgemäß zu starten. Die
erlernte Kunst übt er dann unter dem selbst¬
erwählten Motto aus: „Was ist im Leben schwie¬
riger, als Zahnarzt sein und Lyriker.“ In Mörs
mitten unter der Arbeiterbevölkerung, die vonc
den hier neu entstandenen Greben und Werken I
herbeigelockt worden ist. Jahraus jahrein er¬
arbeitet sich „Jüppchen Winckler“ hier im Fleiß
und
hweiß seines Angesichts mit Zahnaus¬
reiße
Johren und Füllen ein hübsches Ver¬
mi
zis zum Ende des Krieges widmet er
zien
olche Weise der leidenden Menschheit.
Dan, ver ort er seine Kundschaft und seine
Gerätt, das ganze Zahnzeug, seinem Nachfolger
und beschließt als allmählicher Vierziger den
Rest seines Daseins nicht mehr dem Ausflicken
hohler Zähne und dem Erbauen goldener Gebi߬
brücken; sondern dem Umgang mit den Musen
zu widmen.
Da kommt die Sintflut des Papiergeldes, die
der gebildete Deutsche die Inflation nennt.
Und das mit seinen Fingerspitzen in langen Jah¬
ren zusammengebohrte, gemeißelte und gehäm¬
merte Vermögen des armen Jüppehen sinkt da¬
hin, zerbricht wie ein morscher Zahn und wird
von der Zeit auf den großen Müilhaufen ge¬
spuckt. Was tun? spricht Zeus. Die Kundschaft
ist vergeben, die Nerven futsch und Mörs ist
nicht mehr mein.
Da eutschließt sich Winckler wieder das zu
werden, was er eigentlich von Anfang an ge¬
wesen ist; ein Dichter. Ueber Nacht fallen
ihm wieder die mancherlei lustig wunderlichen
Geschichten ein, die man sich daheim in seinem
Münsterlande von dem tollen Baron Romberg
erzählt. Er feilt aus dem „R“ ein „B“ zurecht, 1#
was entschieden etwas bombastischer und „bom¬
böser“ klingt. Erfindet zu den wenigen alten
aus eigenem inneren Vorrat viele neue Schnur¬
ren hinzu. Und erringt mit seinem Buch vom
tollen Bomberg seinen ersten großen Er¬
folg, einen Erfolg, wie ihn ihm weder seine
M
schwungvollen eisernen Sonette noch seine kühne
Beschreibung von dem Chiliastenzug eingebracht
haben.
Und Westfalen, der an abenteuerlichen Ge¬
schichten trächtigste Landstrich Deutschlands,
der ihm auch diesen Traum vom tausendjährj¬
gen Reich beschert hat, wie er in den Wieder¬
äufern umgine dieses Westfalen speist ihn wei- tureus, das vonrisch-ökonomische und das künstle¬
ler. In einem höchst schmackhaften Buch, das
rische Problem der Favence zu lösen. Diese Einlei¬
tung ist zu lang für ein Feuilleton, zu feuilleto¬
er nach dem Lieblingsbrot seiner Landsleute
nistisch für ein Kulturdokument“, das zu sein sie
„Pumpernickel“ betitelt hat, beschreibt er
vorgibt. Alle Schiefheiten und Unrichtigkeiten, von
uns nun seine Jugend im Westfalenland. Auf
denen der — flott und elegant geschriebene — Text
Haus Nyland da unten irgendwo zwischen Mün¬
wimmelt, können hier nicht aufgeführt werden. Nur
ster und Bheine, zwischen der Ems und der Ahr.
wenige Grundirrtümer seien hier richtig gestellt. E
Beschreibt sie, seine Heimat, mit der Einpräg¬
stimmt ganz und gar nicht, daß die Zeit von Ende
samkeit, wie sie sich selber auf ihn gedrückt
des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das „Zeit¬
alter der Fayence-Kultur“ gewesen ist. Das 18.
hat, da er ein Kind war. Wie haarscharf ist das
Jahrhundert war das ausgesprochene Zeitalter des
alles von ihm gesehen worden, aus seinen beiden
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orzellans; die F
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