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technischer Ausstattung Meisterwerke der modernen Literatur
und Schätze versuntenen Schrifttums. Zuletzt sind folgende
Bände erschienen: D
ne und der Andere,
zwei kleine Romane von Walther von Hollander. Der
Band enthält „Tatjana“, eine Liebesgeschichte unter Emi¬
granten, und „Der eine und der Andere“. Beide Geschichten
sind nicht nur sormal in ihrer gestrafften Handlung äußer¬
lich spannend, sondern erhalten den Leser von Seite zu
Seite in stets anhaltender wärmster menschlicher Teilnahme.

e Frau des Richters“ von Arthur Schnitz
ler. Das vorliegende Werk bedeutet eine der feinstenEhe¬
nöberken des berühmten Wiener Dichters die mit sicherer
psychologischer Ausführung den Weg einer Frau in die
Freiheit zeichnet. Auch hier erweist Schnitzler wiederum
seine unübertreffliche Meisterschaft in der Schilderung der
Frauenseele. — „Märchen und Geschichten der
alten Aegypter", deutsch von U. v. Steindorff.
Der Sohn des bekannten Aegyptologen an der Universität
Leipzig, Dr. Georg Steindorff, der gewissermaßen schon in
seiner Kinderstube in innige Berührung mit dem uns sich
immer mehr enthüllenden Kulturkreis des alten Aegyptens
gekommen ist, hält sich
n seiner Uebersetzung sachlich genau
an die Grenzen, die i die Wissenschaft gezogen hat.
Innerhalb dieser schaltet er aber frei mit Wort und Stil.
Dadurch werden vieltausendjährige Dichtung und Kultur
ungemein lebendig und wachsen über trockene Wissenschaft
„Staub¬
hinaus zu ewig grünen Literaturgaben.
regen" von
i San Secondo. Dieser
Band vermittelt dem deutschen Lesepublikum die Bekannt¬
schaft eines sicher zupackenden Novellisten von hoher Gestal¬
tungskraft, der zu den größten Hoffnungen der jungen
italienischen Literatur gehört. Die elf Geschichten des
Bandes lassen allesamt einen fesselnden Erzähler erkennen,
der Temperament mit scharfer Charakterisierungskunst ver¬
einigt.
„Der Kreiselspieler“ von Jakob
Schaffner. Das Buch, rechtzeitig zum 50. Geburtstag
des großen Dichters erschienen, soll ein Dank sein für die
Gastfreundschaft, die ihm das Gemeinwesen Berlin gewährt
hat. Dieser Gruß an Berlin und die Berliner ist aber weit
mehr, als eine flüchtige, wenn auch gut gemeinte Augen¬
blicksgeste, er bedeutet vielmehr, in knappe Bilder gefaßt,
ein Berliner Skizzenbuch, wie wir es in dieser Prägnanz
und sicheren Zeichnung bisher vom modernen Berlin noch
nicht besitzen. Die Propyläen=Bücher, eine Sammlung, die
ständig fortgesetzt wird, kosten in Leinen 2,50 ¼, in Satin
3,20 f.
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Frau des Richters
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Seite 14
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Sandforium
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daß das Alter der Menschheit ein weitaus höheres sei, als bisher
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angenommen, und daß man billig die letzthin zugestandenen hundert¬
sagt:
tausend Jahre auf eine Million erhöhen wird müssen.
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Artur Schnitzlers neue Novelle.
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Von
Mannes, der m
Paul Frank.
Adalbert
Wie in „Fräulein Else“ befindet sich auch hier eine weib¬ Scham. Wut un
liche Figur im Mittelpunkt der Ereignisse; aber während es dort später jedoch trö
das Mädchen aus gutem Hause war, das der Dichter in einer nahm, da die
Morgen ins Ha
allermodernsten Ausgabe sozusagen mit überraschendstem Freimut
immer wieder.
zeichnete, ist es diesmal eine kleine Ehefran, die er porträtiert.
schlasen. Adalbei
Keine von heute; eine von gestern vielmehr, deren immerhin un¬
gewöhnliches Schicksal in fernen, längst entschwundenen Tagen Wiederkehren gen
abläuft; keinem reißenden Strom, eher einem dünnen Wässerlein wöhnt hotte.
vergleichbar.
Dies ist
„Die Eran des=Richters“heißt Schnitzlers neue Novelle; Fran des Richte
sie ist im Berliner Propulcenverlag erschienen. Frack Agnes zur rechten Stun
Wogelein, die Richtersgantin aus Karolsmarkt, ist wohl auch sonst aufzustoßen.
in keiner Weise jenem Fräulein Else vergleichbar. Als dieses Buch
herauskam, war des Erstannens über Kühnheit und Gewagtheit
Aus h
der Vorwürfe kein Ende. Erscheinungen, die sich diesmal kaum
wienerholen dürften. Da es sich hier um ein stilles, entrücktes
Erinneru
Weik handelt, das gleichwohl einer gewissen Kühnheit nicht er¬
mangelt, die jedoch heute ein wenig blaß und vergilbt anmutei
und die als solche wohl nur zur Zeit der Regierung Eber¬
hards XVII., Herzogs von Siegmaringen, hingenommen worden
wäre.
Vor kur,
In jenen Tagen spielen sich die sonderbaren Ereignisse ab. Graf Kasimir
die den Inhalt des Buches ausmachen. Unweit von Karolsmarkt
getreten war.
stand damals ein Schloß, Karolslust genannt, das innerhalb
des damaligen
weitgedehnter Waldungen gelegen war und in dem die herzoglicher sich vollzog. n
Gunst sich erfreuenden Mädchen ein behagliches Quartier gefunden August des Je
hatten, die der Volksmund einfach die Gartenmägdelein nannte
Ischl. ein und
In Karolsmarkt waltete ferner der Richter Adalvert Wogelein lichem Aeußer
seines Amtes, der ein schönes, blondes Ehegemahl mit Namen von der Gene
Agnes besaß. Die dritte prominente Figur im Spiel aber ist deren Spitze 7
Tobias Klenk. ein Vagabund und Galgenbruder, ein Verschwörer vertraulich zu
und Anarchist — falls es so etwas in jenen Läuften überhaupt einen Herrn.
schon gegeben hat. Den Richter verband nun meit dem Klenk eine Jichl einzutref
Freundschaft von Jugend her; als Jungeu waren sie Kameraden stellen, aber
gewesen, hatten sich inzwischen aus den Augen verloren ohne daß
höfe im In
sich jedoch des Richters Anhänglichkeit an den Jugendfreund ge= Distinktion be
mindert hätte.
diesen Tagen
Der eine hat es zu Amt und Würden gebracht, der andere In raschei F¬
ist so tief gesunten, als ihm üb rhaupt möglich war Trotzdem in Ischl erschi
wahrt der Richter dem schlimmen Landstreicher das Gefühl und der Minister.
scheut sich nicht, mit ihm am gleichen Wirtshaustisch zu sitzen Deutschen Rei
Dort führen beide lose Reden, deren sich der Richter sogar, da er sitzende des bi
angeheitert zu seiner Ehefrau heimkommt, rühmt. Adalbeit ungarische Mi
Wogelein ist ein kleiner, feiger, streberischer Mensch. Er fürchtet minister Herr
Tohias Klenk mehr als er ihn liebt, und da dieser eines Tages ministern und
beim Wildern betreten wird, sich hiebei Handgreiflichkeiten wider Zeitpunkt den
dem Oberjägermeister zuschulden kommen läßt und deshalb vor kanzleien.
Gericht sich zu verantworten hat, sieht Wogelein sich in die pein- Direktor des
liche Lage versetzt, über einen Verbrecher urteilen zu müssen, der auf und ließ
zugleich sein Stammtischgenosse und Trinkkumpan ist. (Keineswegs vieren, dessen
im geheimen, sondern vor aller Welt) Die Frau des Die Meldur
Richters beschwört ihren Mann, diesmal Freundschaft und Rücksicht bahnen
na