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31. Fraeulein Else

Extralt au journal
National Zig. Basel Ab Bl.
Adresse
Basel
Date
DEC. WSe
Theaterrundschau
Eine nens Kleinkhnstbühne in Zürich.
Weshalp-die an der Feefeldstraße neu eröffnete
Kleinkunstbühne sich ausgerechnet sChät voirs nennt
da doch alle MitwirkendenDeutsche oder Oesterreicher
sind, will einem nichtprecht in den Kopf. Wie stark
das „Cornichon“ heuté schon Begriffe vermittelt hat
von dem, was ein schweizerisches Kabarett¬
Ensemble aus schweizerischem Kulturwillen
schaffen kann, das wird einem erst so recht klar, wenn
man wieder in einem Kabarett sitzt, wie sie früher
ausschließlich das schweizerische Feld beherrschten.
Diese Feststellung soll nichts Negatives enthalten,
aber zur Klärung ist sie unerläßlich. Im übrigen tritt
das cChät noirz und sein witziger Leiter Heinz Gan¬
ther mit bemerkenswertem Tempo auf. Eine Num¬
mer nach der anderi rasselt herunter, ohne Pausen
der Reiz der Einzernummern in Kabaretts macht¬
sich namentlich in der zweiten Hälfte des Programms
zeltend, das allerdings mit einer Kanone auf seinem
Gebiet eröffnet wird: mit Willy Rosen, dem
„Schlager persönlich“ Er singt und lacht, und bald
lacht und singt das ganze Publikum fröhlich mit.
E. Th.
Eine Schnitzler=Bearbeitung im Schau¬
spielhaus Zürich. Die monologisierte Novelle
„Fräulein Else“ gilt als eine der virtuosesten
Arbeiten von Arthur Schnitzler. Von seinem
Bearbeiter Ernst Lothar, dessen Begabung auf
dem Gebiet des kultivierten Unterhaltungsromans
liegt, war von vornherein keine szenisch ebenbürtige
Umdichtung zu erwarten. Er hat die durch ihren
inneren Rhythmus berückende Novelle gehörig breit¬
genudelt, so daß in dem siebenbildrigen Schauspiel
der fliegende Atem der Originalfassung durchaus fehlt.
Doch muß man ihm dankbar sein, daß er den Umguß
wenigstens taktvoll vorgenommen hat. Unverzeihlich
schwach gestaltete er das erste Bild, das auf einer
Hotelterrasse in San Martino di Castrozzo spielt.
Kurt Horwitz stellte den sonst rechtschaffenen, human
empfindenden Juristen in einer visionären Verteidi¬
gungsrede eindrucksstark dar; charakteristisch für seine
noble Gesinnung ist der Satz: „Die Eltern sind nicht
die Gläubiger der Kinder, mögen diese noch so sehr
ihre Schuldner sein!" Else, die das Geld von einem
angegrauten Kurgast bekommt unter der Bedingung,
daß sie ihm ihren Körper zeigt, wurde von Ellen
Schwanneke mit viel Empfindung gespielt. Die
Seelenqual des Mädchens bis zum Freitod steigerte sie
allmählich zu einer eindrücklichen Leistung. Den son¬
derbaren Geldgeber verstand Erwin Kalser fast
ympathisch zu machen, während Martha Hart¬
nann Elses Tante so neugierig und geschwätzig hin¬
stellte, wie sie sich Ernst Lothar wünschte. Die Regie
führte Leonard Steckel mit Gewandtheit. Im
vierten Bild, während des Diners, erreichte er durch
gute Beleuchtung und stumme Konversation beinahe¬
filmische Effekte.
C-8.
„OBSERVER
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
vom:
90
Die Stunde Wen
sFräulein Elsee in Zürich
Schnitzlers „Frälfein-Else“, in der dra¬
mätisierten Bearbeitung Ernst Lothars, ist
wenige Tage nach der Uraufführeung im
Josefstädter Theater auch vom Zürcher
Schauspielhaus herausgebracht worden. Die
Last, diese Figur aus der Stille der Novelle
zur Höhe eines dramatischen Erfolges
emporzutragen, ruhte dort auf den schmalen
Schultern Ellen Schwannekes und
die Schweizer Kritik ist sich einig in der
Würdigung der einzigartigen Leistung, die
Ellen Schwanneke in der Darstellung die¬
ser empfindlichen und empfindsamen Mäd¬
hengestalt vollbracht hat. Es war ein
großer und voller Erfolg dieser bedeuten¬
den Künstlerin, die zwar in Wien keine
Unbekannte ist, die aber doch die griff¬
sichere Hand Direktor Riesers immer wie¬
der dem Kunstleben Wiens zu entführen
versteht.