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31. Fraeulein Else
2. K. d4 u n ae e an en mn —
WIENER MESSE
7 bie 18. März 1987 — Technische und
Landwirtschaftliche Messe bis 14. März
Auskünfte aller Art erteilen die ohrenamtlichen Ver¬
treter der Wiener Mosse In allen größeren Städton der
Wolt sowie das Zentralbüro der Wiener Messo-A. G.,
Wien, VII., Mossepalost
„OBSERVER‘
I. österr. behördlich konzeselonlertes Unternehmen für
Zeitungsausschnitte, Wien, I., Wollzelle 11, Tel. R 23-0-43
Ausschnitt aus
Prager Tagblatt, Prag
vom
28. JAf. 1937
Ernst Lothar:
Fräulein Eise ist entschlossen
Samstag wird im Neuen Deutschen Theater Ernst
Lothars Dramatisierung der Novelle „Fräulein
Else“ von Arthur Schnitzler erstaufgeführt. Die
Tragödie Elses ist aus der Novelle und aus dem
Film wohl allgemein bekannt. Der alternde Herr
von Dorsday will Elses Vater vor dem finanziellen
Zusammenbruch retten, jedoch nur unter der Be¬
dingung, daß sie nackt zu ihm ins Zimmer kommt.
Wir bringen aus dem Stück das Telephongespräch,
das dem entscheidenden Entschluß Elses folgt; sie
erscheint vor Dorsday nackt — aber sterbend.
Else (ins Telephon): Genau so wie ich es
Ihnen geschrieben habe. Bitte? Ja. Jetzt bin ich
allein — hier herauf? Nein Herr von Dorsday.
*! Ich komme herunter und
Ausgeschlossen
werde Ihre Bedingungen erfüllen — wenn Sie
an dieser Bedingung festhalten! Obwohl ich
(sie unternimmt einen letzten Versuch) obwohl
daß Sie
ich immer noch die Hoffnung habe —
daß Ihre Gegenforderung nicht erust gemeint
war. Gerade war die Tante Emma da, Herr
von Dorsday, sie sagt, Sie sind ein absolut gut¬
mütiger Mensch, ein Kavalier! (Pause, in der
Dorsday spricht) Sie sind ein Mann, der
was? Gegebenheiten? Aha! Bitte? (Pause)
Darauf lege ich keinen Wert. Wenn man so
weit ist wie ich, ist Diskussion egal. (Pause) Das
wieder nicht! Das ist ja heute nur der Anfang!
Oder denken Sie vielleicht, aus diesem — diesem
wie sagen Sie: „Abenteuer der Phantasie“
fahre ich wieder nach Hause als ein anständiges
Mädchen aus guter Familie und werfe den
„feelischen Ballast“ — was für schmückende
Ausdrücke Sie haben! — über Bord? Weder
gute Familie, noch anständiges junges Mädchen,
box 5/3
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von der Kurkommission!
„OBSERVER
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Erstes österreichisches be¬
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
hördlich konzessioniertes
WIEN, I., WOLLZEILE 11
Unternehmen
TELEPHON R-23-0-43
für Zeitungsausschnitte
WIEN,
Ausschnitt aus:
Wollzeile 11 : Telephon R 23-0-43
er Tagblatt, Pras
Ausschpfff aus
BOHKMLA, PRAG
17. JAN. 1937
vom:
vom
7 .IAN 1937
Neues vom Prager Deutschen Theater
Der Heldentenor der Stockholmer Königlichen
Oper Ejnar Bevron wird demnächst als Loben¬
Valerié Schneck
Sudelendeutsche Kunstnachrichten.
grin gastieren. Gleichzeitig wird seine Frau, die
n M.=Ostrau
hatte gestern im Dentschen Theg
hochdramatische Sängerin Britta Hertzberg, als
— „Fräulein Else“=Arthur
als „Fräulein. Else“ einen grögen' Erkola.
Ortrud auftreten.
Schnitzlers Novelle in der Dramatisierung d##
Ernst" Löthar, ist zur Aufführung angenommen
worden.
das wäre ein für allemal erledigt. (Pause) genieren — lächerlich Paul! Wer wird sich
chämten, das ist doch nur seelischer Ballast, den
Bitte? Da trinkt man sich eben Mut an? Ganz
man über Bord zu werfen hat, wie der Dichter
Ihrer Meinung! Das werde ich, Herr von
agt — es kann aber auch ein Antiquitäten¬
Dorsday — das werde ich! (Sie hängt ab. In
händler gesagt haben — (sie trinkt, Pause) Geh!
rasender Hast legt sie hinter der Schranktür ihre
Ich reo doch nur so, ich bin ein bisserl nervös
Kleider ab, zieht einen Abendmantel an. Will
ich muß einmal ordentlich ausschlafen, dann
das Veronal trinken.)
wirds wieder all right sein — Du, Paul — und
sei mir nicht böse. Ich hab dich nämlich auch
Das Telephon läutet.
ich meine — Das Rackett vermach ich dir. Und
die fünf
der Cissy — so edel bin ich —
Else (in den Hörer, sie hat das Glas in der
Zwanzig-Franc=Stücke, die im Schreibtisch
Hand): Ach so, du! Grüß dich, Paul. Wieso? Im
liegen — Aber geh! (Sie trinkt) Fall mir doch
Gegenteil, ich für mich wunderbar. Sag einmal,
nicht auf jeden Blödsinn herein! Hast du denn
— entschul¬
Paul, hast du mich eigentlich gern
noch immer nicht gemerkt? Ich hab einen kleinen
dige die Frage — manchmal möchte man näm¬
Schwips! (Sie legt ab, trinkt aus, zieht den
lich ganz gern Gewißheit haben. Was? Das
Mantel fest um die Schultern, schaut sich noch
kannst du jetzt leicht sagen. Aber trotzdem hast
einmal im Zimmer um, küßt das auf dem
du ein Verhältnis mit der Cissy — warum
Nachttisch stehende Bild ihres Vaters, dreht das
— ich
lügst du mich an? (Pause) Wiederhol das
Licht aus, öffnet die Tür).
sage, du sollst das wiederholen. (Pause) Man
oll die Dinge nicht so nackt beim Namen
nennen — dann werden sie weniger schmutzig
oder was werden sie, Paul? Möchtest du mir
auch das frendlichst mitteilen! Ich sage dir, was
sie werden! Wahr werden sie! Und genau so ge¬
mein, wie sie sind! Rede doch nicht, du sagst, du
hast mich gern, trotzdem hast du ein Verhältnis
mit der Cissy — wie? Ich nenne eben die Dinge
nackt beim Namen, lieber Paul, das wird näm¬
lich verlangt, das wird sogar gern gesehen —
man be¬
ich meine, das ist die Bedingung —
jnügt sich nicht etwa mit Andeutungen — auf
Geheimnisse ist man nicht neugierig — man
verlangt das Ganze, lieber Paul, je geheimnis¬
loser, desto lieber, je nackter, desto selbstver¬
tändlicher! (Sie beginnt aus dem Glase zu
trinken) Was ist denn schon dabei! Du hast mich
lieb und trotzdem warst du mit der Cissy ¬
wozu sich Rücksichten auferlegen, wozu sich