Faksimile

Text

31. Fraeulein Else
d eeeeeereee
Händlung. Die Mittel dazu läuten: Einheit
heit der Perspektive, Stätigkeit des zeitlichen
lso diejenigen Gesetze, unter welchen wir in
Worten: Die
eingeführt und
rd gleich mit dem ersten Satze
r verlassen. Es wird ferner nur mitgeteilt,
nimmt, und das so mitgeteilt, wie es sich in
nung spiegelt. Endlich wird die Hondlung
tunde für Stunde begleitet, sodaß der Er¬
gestattet, irgend einen Zeitabschnitt als an¬
ch zu überspringen. Aus dem letzten Gesetz
rum die Notwendigkeit, die Handlung binnen
n verlaufen zu lassen.“
r konnte es kein Monolog werden (trotzdem er
rReflexionen Conrads monologisch geben
will Mensch und wir'liche Welt — nicht die
e imaginär gewordene — ins kämpferische
en. Wenn auch Spitteler glaubt, das Milieu
n Helden zu spiegeln, so ist seine Art der
rchaus direkt. Er ist sich des dramatischen
n krasser Knappheit eilenden Dialektik bewußt.
Liebe zum Detail verbietet ihm das Drama.
Stoff zu Stoff, strengster Naturalist in der
durch die künstlerische Begnadung. Er bleibt
des Stoffes. Ist nie wie der einfühlende
ie Seele seines Helden restlos eingegangen
t als Person ins Drama anderer Leute. Er
ker.
die Prosa ist nicht die Spitteler gemäße
Naturalisten gewordene Jambiker schreibt
seinen Stil aus dem schweizerischen Vulgär¬
überall, wo die gewohnte Volks= und Um¬
höhere Schwinaungen die Worte nicht leicht
bt, kommt Ungelenkes in die Gliederung der
d doch ist diese Natur=Prosa im Munde eines
stlers fähiger zur Schilderung erhabener Be¬
die artistische überbildete Sprache eines Carl
wenn er sich Dinge vornimmt, für deren Kunst¬
die Phantasie und das wahrhaftige Erlebnis
ende Schnitzler verwandelt sich — mit gro߬
alt seiner persönlichen Distanz —.
in den Kunst¬
nanfigur und erlebt sie in seinem imaginären
ielerische Strindberg spielt in naturalistisch
ituationen sich selber mit.
box 5/1
0
Spilteter blelbi als Spiter dödig außerheld von Figur
und
Milieu; und beweist sein Erlebnis nur deirch kontinuier¬
interessierte Anteilnahme.
lich
Sie alle aber ecleben auf ihre Weise den Inhalt und
die Form ihrer zum Teil visionär erfundenen, zum Teil be¬
obachteten, zum Teil gedachten Werke.
Sternheim aber, in seiner neuesten Schrift, die doch
wohl eine Erzährg sein soll: „Gauguin und van
Gogh“ (Verlag die Schmiede, Berli*), gibt nicht Erlebtes
sondern lediglich Gedachtes. Sein Weg geht nicht über die Natur,
ondern durch Literatur. Er liest Briefe und Berichte über
die beiden derühmten Maler. Er macht daraus Dialoge, streut
biographische Aperaus herum, legt jedem seiner Lieblinge eine
kunstphiosophische Tendenz in den Mund destilliert aus diesen
Aeußerungen die Tragik van Goghs, der im Gegensatz zu
Gauguins Stilwillen nur noch den Willen zur Natur —
einer
kraß und panisch furchtbaren Natur — für sich gelten lassen
will. Nach einem unsäglich schleppenden Hin und Her von
Kunstmeinungen und Lebensnsichten gelangt er endlich zu
seiner Pointe: wo sich der ahnsinnige van Gogh das Ohr
abschneidet; dann im Irrenhause interniert wird; und in
Einsamkeit — keiner Rühmung durch deutsche K usthistoriker
mehr zugänglich — Selbstmord begeht.
Es tönt wie Ironie, daß der künftliche Sternheim emphatisch
für einen Propager von Natur und Wirklichkeit eintritt.
Zumal hier die Gestaltungsart dieses Literaten nicht den van
Gogh vor uns lebendig macht, sondern ihn gewissermaßen als
„Essay“ herumlaufen läßt. Wer Sätze schreibt wie diese:
„Hier war großer Kunstwert — darüber kein Streit, doch auch
Blitz fuhr die Erkenntnis in Vincent, maßlose Ver¬
ührung“ — wer solche Ueberprosa ohne sonderlichen Stil¬
zwang von sich gibt, des' Predigt von Natur verliert das
Vertrauen. Spürte man dennoch in dieser Unnalur eine
Sehnsucht nach Einfühlung in das bessere Ich der Roman¬
figur, ahnte man einen Strindbergschen Trieb zur Ein¬
mischung in jene Schicksale, deren er selder ewiglich ent¬
behren muß — dann könnte auch diese Essay=Novelle ob ihres
ergreifenden Gegenstands uns am Herzen packen. Aber wo
weder Wirklichkeit, noch Kunst, noch Seele spürbar werden
und nur die Klugheit ein paar Pfeile blitzt, da stehen wir un¬
getränkt und ungespeist in der Wüste unfruchtbarer Schrift¬
stellerei
Denn Kunst ist Form, Konzentration, Vereinigung von
eelischer Imagination und Wirklichkeit. Der Wirkungen sind
viele. Den Dauerwert bestimmt die menschliche Potenz.
Grüfin Tolstol
svwie den beiden Töchtern Tatiana und Maria niedergeschrie¬
ben, Korrekturen von Tolstois Hand trägt. Am Beginn dieses
Kapitels XV. schrieb Tolstoi seine übliche Anmerkung: „ab¬
zukürzen, wegzulassen“. Goussey bemerkt, daß Tolstoi auf
diese Art die Stellen in seinen Werken bezeichnete, die ihm
für die Harmonie des Ganzen störend schienen, die er aber
nicht endgültig ausmerzen wollte. In dem vorliegenden La¬
pitel analysiert der Held des Romans, Posdnychew:
Die unbegründete Eifersucht.
Ja, die Eifersucht ist eines der Geheimnisse des Chelebens
die jedermann kennt und jeder verbirgt. Außer der all
gemeinen Ursache gegenseitigen Hasses der Gatten, der mit
außee anderen Ursachen ist die gegenseitige Eifersucht auch
ie Quelle fortwährender Quälereien zwischen den Gatten
Aber gleichsam als ob man sich verständigt hätte, diese Tat
ache vor jedem zu verbergen, verbirgt man sie in der Tat
Und jeder einzelne nimmt an, obwohl er es weiß, daß es sich
bei ihm um eine unglückliche Conderheit und nicht um ein ge
meinsames Schicksal handle. o ging es mir auch. Unde
nuß wohl so sein.. Es ist un nöglich, daß zwischen Gatten
die auf unmoralische Art leben, keine Eifersucht bes.. Wem
sie nicht beide für das Wohl ihrer Kinder ihre Vergnügungen
opfern können, so schließen sie mit Recht, daß sie diese Ver¬
gnügen nicht um ihres eigenen Wohles und inneren Friedens
willen aufgeben können (denn man kann sündigen, ohne daß
der andere es weiß), sondern nur um der Ruhe ihres Ge¬
wissens willen. Jeder weiß, daß keiner von beiden stark¬
moralische Hindernisse vor einem Verrgt aufrichtet, sie wissen
#, weil sie beide die moralischen Forderungen verletzen, und
zeshalb glauben sie sich gegenseitig nicht und sind immer¬
während eifersüchtig aufeinander. So waren wir, das heißt
meine Frau und ich heftig eifersüchtig aufeinander.
Ach! welches schreckliche Gefühl ist die Eifersucht! Ich
preche nicht von der wahren Eifersucht, die einige Berech¬
äigung hat; diese wahre Eifersucht ist schmerzlich, aber sie ver¬
spricht ein Ende; ich spreche von der Eifersucht ohne