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Doktor Graesler
Badearzt
box 4/7
29. Mneer Brassten, Bauchhal
Nr. 118.
Berliner Tageblatt.
Dienstag, den 6. März 1917.
en
auif Dieseln Grundstna, sondern alulch di des Ingiseren Werhein
Stefie
die Stadt=, Ring= und Vorortbahnen, sowie die Straßen= und
Meilick, Bartelstraße 9. Ausgekommen ist der Brand in einem
Schnellbahnen von der Verkehrssteuer frei zu lassen,
Das
zweistöckigen Schuppen der Speditionsfirma Roß und Schütze, die be¬
mindestens aber die Besteuerung auf die Dauer des Krieges zu be¬
sonders Butter und Margarine befördert. Die Feuerwehr mußte mit
Nach Beendigun
schränken.“
fünf Schlauchleitungen von drei Seiten angreifen, um des gefährlichen
kurze Entgegnung
Eine unterschiedliche Behandlung dieser Verkehrsmittel, etwa der¬
Brandes Herr zu werden. Die Hoflagerräume sind fast total aus¬
durch Rechtsanwalts
gestalt, daß die Straßenbahnen, nicht aber die Stadt=, Ring= und
gebrannt. Die Hitze war so groß, daß die Steine und der Mörtel zu
Landgerichtsdirektot
Vorortbahnen, Steuerfreiheit genössen, würde, wie es in der Ein¬
Sand zerbröckelten.
sieben neue An
gabe zum Schluß heißt, für unmöglich zu erachten sein, weil sie
Ein Dachstuhlbrand beschäftigte die Charlottenburger Feuerwehr
darüber Beschluß
zwar einige Gemeinden begünstigen, die wirtschaftliche Leistungs¬
unter Leitung ihres Brandinspektors v. Leupoldt mehrere Stunden
Prozeß schon Dien
fähigkeit zahlreicher anderer Gemeinden des Verbandsgebietes aber
in der Bleibtreustraße 18, Ecke Mommsenstraße. Der Dach¬
Angeklagten werde
aufs stärkste bedrohen würde.
stuhl des Eckhauses ist zum Teil niedergebrannt; die oberen Ge¬
In einer kurzen P
schosse haben durch Eindringen des Wassers gelitten.
erklärte, die Anträg
Der Kaiser empfing gestern den ehemuligen schweizerischen Ge¬
17=Millionen=Haushalt der Stadt Wilmersdorf. Von heute
stattet, gab Schif
sandten v. Claparêde in Abschiedsaudienz und den neuernannten
Sache selbst wolle
ab liegt der neue Haushaltungsvoranschlag Wilmersdorfs öffent¬
schweizerischen Gesandten Haab in Antrittsaudienz, beide in Ge¬
lich aus. Er schließt in Einnahme und Ausgabe mit 17031 000 Mark ab.
er möge leichtsinni
Von einer Erhöhung der Steuern hat der Magistrat abgesehen. Die
genwart des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes Zimmermann.
haben, eine verbrech
Ferner hörte der Kaiser den Generalstabsvortrag und empfing den
Gemeindeeinkommensteuer beträgt, wie im laufenden
was er vor Gerich
Grafen Hutten=Czapski zur Meldung. Die Kaiserin empfing
Jahre, 170 Prozent. In der in der kommenden Woche stattfindenden
träge hätte er siche
nach der Audienz bein Kaiser den Gesandten v. Claparêde und den
Sitzung der Stadtverordnetenversammlung wird die erste Lesung des
daß er nach vierjäh
S
Wiederkehr aus dem düstern Ernst seines Berufs von einem
lager des Kindes
holdseligen jungen Ding liebevoll empfangen zu werden.
drückte er der Mi
Doktor Gräsler, Badearzt
folgt von ihren d
Frau Sommer saß am Bett ihres Kindes, das sich fieberisch
hin= und herwälzte, als Doktor Gräsler eintrat. Er nahm,
Rasch eilte er
Erzählung
nach ein paar einleitenden Fragen und Bemerkungen, an der
auf und trat ins
[Nachdruck verboten.]
von
kleinen Kranken eine sorgfältige Untersuchung vor, nach deren
[20. Fortsetzung.]
rasch die Geduld
Abschluß er sich genötigt sah, die Vermutung auszusprechen,
warten. Vielleich
Arthur Schnitzler.
daß ein Ausschlag zum Ausbruch kommen dürfte. Die Mutter
eine ansteckende
Ein Lichtschein von einer plötzlich geöffneten Tür fiel in
gebärdete sich wie verzweifelt. Ein Kind hätte sie schon vor
auch durch den
den Flur des unteren Stockwerks; eine Flüsterstimme tönte
drei Jahren verloren, ihr Gatte war vor einem halben Jahr
einem solchen Fall
herauf: „Anna.“ — „Das ist die Frau Sommer selbst“, sagte
auf einer Geschäftsreise in der Fremde gestorben; ja, sie hatte
her noch schmecke
rasch das Dienstmädchen. Sie eilte zum Geländer. „Gnädige
nicht einmal sein Grab gesehen. Was sollte nur aus ihr wer¬
Resten des Mahl
Frau.“ — „Was ist denn? Ist der Doktor nicht u Hause?“
den, wenn ihr nun auch das Letzte geraubt würde, was ihr ge¬
wäre keine üble
Auch Gräsler trat zum Geländer hin und blickte hinab. Die
blieben war. Doktor Gräsler erklärte, daß vorläufig kein An¬
ersten Stock zu be
Frau unten auf dem Stiegengang, deren Züge im Halbdunkel
laß zu Befürchtungen vorläge, daß es vielleicht mit einer ein¬
zu leisten. Er em
verschwammen, hob die Arme wie zu einem Retter empor.
fachen Halsentzündung sein Bewenden haben, daß aber ein so
am Bette des fi
„Gott sei Dank! Nicht wahr, Herr Doktor, Sie kommen gleich?
wohlgenährtes, kräftiges Kind auch einer ernsteren Krankheit
nur wolle, und
Das Kind . . . ich weiß nicht, was mit ihm ist.“
genügenden Widerstand entgegensetzen könnte. So wußte er
nicht unangenehn
„Ich — ich komme, selbstverständlich. Nur eine Minute
noch allerlei Beschwichtigendes vorzubringen und merkte mit
hinab,“ sagte er
bitte sich zu gedulden. Ich will auch gleich das Thermometer
Befriedigung, daß seine vernünftigen Worte ihre Wirkung auf
Philister, was in
mitbringen; eine Minute, gnädige Frau —
die Mutter nicht verfehlten. Er verordnete das Nötige; das
würde.“ Die Tür
Dienstmädchen wurde in die nahe Apotheke geschickt; indes ver¬
„Danke“, flüsterte es herauf während Doktor Gräsler die
ein und machte
weilte Gräsler am Krunkenbette, von Minute zu Minute den
Tür hinter sich schloß. Er trat rasch in das Zimmer, wo
nicht. Er drehte
Puls des Kindes fühlend, und öfters dessen heiße trockene Stirn
Katharina erwartungsvoll stehend, an den Tisch gelehnt, ihm
den Türspalt aus
berührend, wo seine Hand zuweilen der der besorgten Mutter
entgegenblickte. Er war von tiefer Zärtlichkeit für sie erfüllt,
Eine leise Hoffnu#
begegnete. Nach längerem Schweigen begann diese von neuem
um so mehr, als er sie früher in einem so schnöden Verdacht
falls tat es woh
ängstliche Fragen zu flüstern, der Arzt faßte väterlich ihre
gehabt hatte. Sie erschien ihm rührend, engelhaft geradezu.
erwärmen. Nun
Hände, sprach ihr gütig zu, mußte daran denken, daß Sabine
Er trat auf sie zu und strich ihr über das Haar. „Wir haben
Knittern. Er öff
nun wohl mit ihm zufrieden wäre, und merkte zugleich im
kein Glück,“ sagte er, „ich vielmehr. Denk dir, da werde ich
vielmehr aufrecht
grünlich matten Schein der verhängten Deckenlampe, daß
soeben zu einem kranken Kind gerufen hier im Hause ich kann
Buche auf, das
das leicht fließende Hauskleid der jungen Witfrau sehr an¬
natürlich meine Hilfeleistung nicht verweigern. So bleibt mir
„Du bist doch ni
mutige Formen barg. Als das Mädchen wiederkam, erhob er
leider nichts anderes übrig, als dich zu einem Wagen zu
leicht gelockten
sich und wiederholte, was er schon beim Eintreten beiläufig er¬
bringen.“
Schultern. Wie
wähnt hatte, daß er die weitere Behandlung des Kindes zu
Sie ergriff seine Hand, die noch immer auf ihrem Kopf
in der Tür, ohn
übernehmen leider nicht in der Lage sei da er schon in den
ruhte. „Du schickst mich fort?“ — „Nicht gern, das kannst du
nächsten Tagen abreisen müsse. Die Mutter beschwor ihn, das auf der Deck
mir glauben. Oder — oder würdest du am Ende auf mich
mindestens so lange der Arzt des Kindes zu bleiben, als er hast du dir denn
warten wollen?“ — Sie streichelte seine Hand. „Wenn's nicht
fangenheit näher
noch in der Stadt verweile. Sie habe zu böse Erfahrungen
— Jedenfalls will ich mich beeilen. Du
gar zu lange dauert?“
legen. Hätt' ich
mit den Aerzten hier am Ort gemacht, zu ihm aber habe sie
bist sehr, sehr lieb.“ Er küßte sie auf die Stirn, holte rasch
vielleicht eingeschl
100
sofort das rückhaltloseste Vertrauen gefaßt; und wenn irgend
aus seinem Arbeitszimmer die schwarze Instrumententasche,
Ihre Augen läche
einer, das fühle sie, sei er imstande, ihr das geliebte Kind zu
die stets zur Benützung bereit lag, ermähnte Katharina, sich's
nahe. Gräsler se
retten. So blieb ihm denn nichts anderes übrig, als vorläufig
indes schmecken zu lassen, sah sich von der Tür aus nochmals
sie auf den Hals
nach ihr um, die ihm freundlich zunickte, dann eilte er die für den nächsten Morgen seinen Besuch in Aussicht zu stellen,
Treppe hinunter in der beglückenden Voraussicht, nach seiner! und, nachdem er noch eine Weile still beobachtend am Kranken¬