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raesler
Doktor
Badearzt
box 4/8
29. Dontenenssden, Dadsalzt
Nr. 120.
Mittwoch, den 7. März 1917.
Berliner Tageblatt.
Se kee
enene erenenen Peeenten en Puh Sersach mmi mit sönftigen Gegen
Wer Aanesant, duß er sich so int die Steie des Staatbanwalts hinein¬
nur maßgebend sein, welche Strafe sie vordient hat. Sie war
darfs wegen Unzu
versetzen konnte, daß auch er vom Standpunkt des Anklägers aus den
zweifellos ausgesetzt einem unheilvollen Einflusse, sie kam in die
untersagt worden.
Antrag auf 12 Jahre Zuchthaus vorausgesagt hatte. Mit derselben
Erhebung des Kohl#
Hände dieses skrupellosen, vor nichts zurückschreckenden Menschen
Ruhe, mit der er die Erklärung abgab, daß er den Ausführungen
zweige erforder
und leider hatte sie nicht den genügenden Halt an ihrem Ehemann.
kammer zu Berl
seiner Verteidiger zum Strafmaß nichts hinzuzusetzen habe, gab er auch
Dieser hat es nicht für nötig befunden, sie aus dieser Atmosphäre
versandt die vom
nach Verkündigung des Urteils auf die Frage des Vorsitzenden die
heraus und zu sich heran zu ziehen. Beides wurde ihr zum Ver¬
ausgegeben werden
Erklärung ab, daß er sich jede weitere Entschließung vorbehalte. Wäh¬
hängnis. Beides ist in hohem Grade strafmildernd berücksichtigt.
und der Stolpische
rend der Beratung des Gerichts über das Strafmaß unterhielt sich übri¬
Andererseits ist sie Schiffmanns Gehilfin gewesen und ist nicht zu¬
Weirich aus der
gens Schiffmann lächelnd mit den gleichfalls lächelnden Vertretern
rückgeschreckt vor seinem skrupellosen Verhalten. Sie hat jahre¬
wagen der Linie
der Anklage. Man hatte den Eindruck, daß er auf den schlimmsten
Sie geriet unter d
lang sein Verhalten unterstützt und deshalb hat sie das Gericht
Ausgang gefaßt war, und daß ihn nicht zuletzt die Hoffnung aufrecht
abgefahren
zu 1
Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt, wovon
Luftschif
erhielt, daß es ihm gelingen werde, die Aufhebung des Urteils, das
5 Monate auf die Untersuchungshaft angerechnet worden sind.
bruar mitgetellt w¬
er in wenigen Minuten hören sollte, durch das Reichsgericht herbei¬
Zum Schluß dankte der Vorsitzende den Geschworenen namens
geschossen worden ist
zuführen.
der Justizverwaltung für ihre aufopfernde Tätigkeit. Namens derZuftkriegsbeu
*
Geschworenen stattete der Obmann, Kommerzienrat Jacob, dem der Helferinnen¬
Aus dem letzten Teil der Verhandlung geben wir noch folgende
Vorsitzenden den Dank der Geschworenen für die Verhandlungs¬
vom Roten Kreus
Einzelheiten wieder:
berger Straße 68,
leitung ab, denn nur durch seine tatkräftige Leitung sei es möglich
6
S
sollte, war später
Kost und Quartier sollst du auch zufrieden sein.“ Und mit
als der Rechtsa
einem plötzlichen Entschluß stand er auf, reichte Katharina den
Dokior Gräsler, Badearzt
Freundes alle er
Arm, geleitete sie in das Zimmer seiner verstorbenen
Schwester, schaltete die Deckenlampe ein, so daß durch den
Frau anredete, i
Erzählung
lichen Angelegenh
freundlichen Raum ein rötlich linder Schimmer floß, und mit
von
[Nachdruck verboten.]
[21. Fortsetzung.]
Kuß auf Kathar
vornehmer Gebärt bot er der Geliebten alles, was ihr Blick
hier umfassen mochte, gleichsam als Geschenk dar. Katharina
Gräsler aber wa
Arthur Schnitzler.
für Katharina er
blieb ganz stumm, enblich schüttelte sie ernsthaft den Kopf.
XI.
„Willst du nicht?“ fragte Gräsler zärtlich. — „Es ist doch nicht
schaftlich so vollk
Am nächsten Morgen, während Dr. Gräsler seine kleine
möglich,“ erwiderte sie leise. — „Weshalb? Es ist sehr wohl
möglich.“
Und als hätte er nichts weiter als eine aber¬
Patientin besuchte, bei der sich der Scharlach indes mit Ent¬
gläübische Regung in ihr zu bekämpfen, erklärte er: „Alles
schiedenheit erklärt hatte, war Katharina aus seiner Wohnung
Sein
das ist ganz neu, sogar die Tapeten. Früher sah es lange
verschwunden, erschien aber schon in früher Abendstunde und,
wor
nicht so freundlich aus.“ Und etwas zögernd fügte er hinzu:
zu Gräslers Verwunderung, mit einem kleinen Koffer wieder.
the
„Es hat wohl alles so kommen müssen.“ — „Sag' das nicht,“
Sie hatte wohl in der vergangenen Nacht erwähnt, daß ihr
erwiderte sie wie erschreckt. Dann blickte sie sich rings im
alljährlich eine Woche Urlaub zustünde, wovon sie in diesem
Zimmer um, ihre Züge erhellten sich, und sie streifte wie prü¬
Sommer, wie in ahnender Voraussicht, keinen Gebrauch ge¬
macht hätte; und er, im Rausch der ersten Umarmungen, hatte
Sreret ensehete ichit e eheller
sie daraufhin zu einer kleinen Hochzeitsreise eingeladen; —
Vorhänge, die, über dem Toilettetisch auseinandergerafft, eine
aber als sie ihm nun so gerüstet mit den heiteren Worten ent¬
1
hübsche Kammgarnitur und geschliffene Glasphiolen sehen
gegentrat: „Da bin ich, wenn du willst, können wir gleich
ließen. Während sie so versunken dastand, verließ Gräsler
auf die Bahn fahren“, wehrte sich in ihm etwas gegen diese
rasch das Zimmer, um nach ein paar Sekunden mit ihrem
Art, so ohne weiteres von seinem Dasein Besitz zu ergreifen,
und er war beinahe froh, auf die ärztliche Verpflichtung hin¬
kleinen Koffer zurückzukehren. Sie wandte sich um, zuckte
weisen zu können, die ihn für die nächsten Tage in der Stadt
leicht zusammen, lächelte halb ungläubig, er nickte ihr zu, sie
schüttelte den Kopf. — dann, wie endlich bezwungen, breitete
festhielt. Katharina schien darüber nicht sonderlich betrübt,
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se
sie die Arme nach ihm aus; er stellte das Kofferchen hin, und
plauderte gleich von anderen Dingen, machte ihn auf ihre
sic
mit gerührtem Stolz schloß er die Geliebte an seine Brust.
hübschen, neuen, gelben Halbschuhe aufmerksam, erzählte von
lers
Es wurde eine wunderschöne Zeit, wie er sie auch in seiner
dem Leiter ihrer Firma, der eben wieder mit neuer Ware von
Schöne, eine Sch
Jugend kaum jemals erlebt hatte. Sie hielten sich wie glück¬
Paris und London zurückgekommen sei, ging dabei im Zimmer
und endlich wollt
liche Neuvermählte beinahe den ganzen Tag in ihren behag¬
plätzchen als Gesch
hin und her, stellte ein paar Bücher in die Reihen und brachte
lichen vier Wänden, sorgsam bedient von der Buchdruckers¬
mit Rücksicht auf
den Schreibtisch in Ordnung, während Gräsler am Fenster
gattin, die sich mit einer hierorts immerhin nicht gewöhn¬
fand. Andererse
stehend sehweinsam und irgendwie gerührt ihrem Treiben zu¬
die Witwe nicht
lichen Sachlage um so gelassener abfand, als Dr. Gräsler
sah. Sein Beirk fiel auf das Kofferchen, das trübselig und wie
durch eifersüchtig
indes ihren unbescheidenen Wunsch erfüllt und sie aus der
beschämt auf dem Fußboden stand, und ein leises Mitleid
Gräslers eigenen
Garderobe seiner verstorbenen Schwester reichlich genug be¬
regte sich in ihm, daß das gute Ding wieder damit abziehen
Der Ruf von Fra
schenkt hatte. In den Abendstunden pflegte das junge Paar.
sollte. Zunächst vermied er es, etwas in diesem Sinne zu
der als Geschäft
Arm in Arm, zärtlich aneinandergeschmiegt, in stilleren
äußern; später aber, als er auf seinem Schreibtischsessel, und
aufhielt, nicht d
Gassen sich zu ergehen, und einmal, in einer sonnigen Früh¬
sie wie ein Kind, die Arme um seinen Hals geschlungen, ihm
hatte sie schon in
nachmittagsstunde, fuhren sie im offenen Wagen ins Freie,
auf dem Schoße saß, sagte er: „Muß es denn eben eine Reise
ob der Gatte zug
gänzlich unbekümmert darum, daß man etwa Katharinens
sein? Willst du deinen Urlaub nicht einfach hier in meinem
wurde Katharinen
Angehörigen begegnen könnte, die das junge Mädchen bei einer
Haus verbringen?“
„Das wird doch wohl nicht möglich
der sie in den
Freundin auf dem Land vermuteten. Eines Tages, als sie
sein,“ erwiderte sie schwach. —
„Warum nicht? Ist's hier
Hause abwesend
nicht wunderschön?“ Er deutete durchs Fenster nach den fernen eben noch bei Tische saßen, erschien Böhlinger, und Dr.
Hiügellinien am Horizont, und scherzend fügte er hinzu: „Mit! Gräsler, nach anfänglichem Bedenken, ob er ihn vorlassen unterhalten liebt