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r Graesler
Badearzt
29. Dokt
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1. Beiblatt.
Beiiier Lageviatt. Druck und Verlag von Rudolf Mosse in Berlin.
S WPer Di Wul Des Difelbis des Shlnchfiuls in
eee eeerce A Penche. Welt im gleichen Ge¬
Kocene Serlersiche Ai ie
Ratzeburg, Dr. Walter Bottermann zum Direktor des Bis¬
meindebezirk auch wohlhabende Leute wohnen? Oder wie denkt man
arsamkeit auftretende
marck=Gymnasiums in Berlin=Wilmersdorf ist durch das Staats¬
sich die Lösung? Die östlichen Vororte haben sich gehütet, bestimmte
ministerium bestätigt worden.
Vorschläge über den von ihnen gewünschten Lastenausgleich zu
und sie wird ja wohl
machen. Meine Herren, nicht auf dem Gebiete des Lastenausgleichs
Kleine Notizen. Der eingetragene Verein „andaufent¬
itätswerke von der im
halt für Stadtkinder“ der unter dem Protektorat der
liegen in erster Reihe die in Groß=Berlin sicherlich vorhandenen
wälzung auf die
Kaiserin steht und dessen Vorsitzender der Charlottenburger Ober¬
kommunalen Schwierigkeiten, sondern auf dem Gebiete der Ver¬
Stadt wird nach meiner
bürgermeister Dr. Scholz ist, erläßt einen Aufruf um Spenden, in
waltung schlechthin! Vergeblich fragt der Groß=Berliner, warum es
dem für die Versendung der Kinder aus den Städten aufs Land ein¬
in Groß=Berlin
getreten wird. Die Geschäftsstelle des Vereins befindet sich in der
Enstener
Potsdamer Straße 134a. — Dem Bürgermeister von Wimersdorf,
Dutzende von prunkhaften Rathäusern
Peters, wurde für hervorragende Dienste auf dem Gebiete der
Summe, die einen
mit zugehörigen ungeheuren Beamtenapparaten gibt, die in zahl¬
Kriegsanleihen das Verdienstkreuz für Kriegsdienste verliehen. —
berhaupt verschlingen
losen Streitigkeiten und Prozessen gegeneinanderarbeiten. Warum
Am 27. März findet um 7½ Uhr abends im Metropolkheater ein
n. Die Einnahmen der
werden in der einen Gemeinde diese, in der anderen jene Steuern
Gesellschaftsabend unter Mitwirkung erster Künstler zugunsten des
schlag für 1917 die Aus¬
erhoben? Warum bestehen hier private, dort kommunale Wasser=,
Roten Halbmondes statt. Am zweiten Teil des Abends wird unter
zufrieden. Die Stadt
Gas= und Elektrizitätswerke, Straßenbahnen usw.? Warum be¬
der musikalischen Leitung des Generlmusikdirektors Leo Blech „Die
Male allen Inhalts bar. Er begab sich auf die Straße, ohne
„Ah, hat sich das also zerschlagen? Sollte das dich doch so
zu wissen, was er mit sich anfangen, ohne zu wissen, wohin
schwer treffen? Sag' doch. Du dürftest doch nicht ganz ohne
Badearzt
er sich wenden sollte. Er haßte die Menschen, die Stadt, die
Grund — dein Besuch freut mich selbstverständlich seh
Welt, seinen Beruf, der am Ende doch zu nichts anderem gut
sprich dich nur aus. Oder soll ich raten? Weibergeschichten?“
gewesen war als gerade dem Geschöpf den Tod zu bringen,
Er lächelte. „Untreue?“
[Nachdruck verboten.]
das bestimmt schien, seinen alternden Jahren ein letztes Glück zu
Gräsler machte eine abwehrende Handbewegung. „Sie ist
geben. Was blieb ihm nun auf Erden noch übrig? Daß er
tot,“ sagte er hart, stand plötzlich auf und ging im Zimmer
in der Lage war, seinen Beruf hinzuwerfen, und wenn es
hin und her.
reichelte ihr Wangen
ihm beliebte, nie wieder mit irgendeinem menschlichen Wesen
„Oh.“ sagte Böhlinger. Dann schwieg er; und als Gräsler
cherte sie, daß sie in
mehr ein Wort wechseln mußte, erschien ihm der einzige Trost,
eben wieder an ihm vorbeikam, ergriff er seine Hand und
e und daß sie dann
der einzige Gewinn seines Daseins. Die Straßen waren
drückte sie einige Male. Gräsler aber sank auf einen Stuhl
berhaupt nie wieder
feucht, auf den Wiesen des Stadtgartens, in dem er sich wie zu¬
und den Kopf in beiden Händen weinte er bitterlich, wie er
men werde, wo sein
fällig fand, lag ein weißlicher Nebel. Er sah zum Himmel auf,
seit seinen Knabenjahren nicht mehr geweint hatte. Böhlinger
taller Macht wieder
an dem zerrissene Wolken trieben. Er fühlte sich müde werden,
wartete geduldig und rauchte. Zuweilen warf er einen Blick
ei und seine Geliebte
nicht nur von dem ziellosen Hin und Her, sondern auch von
in den Akt, der aufgeschlagen vor ihm auf dem Schreibtisch
be, wie noch nie ein
seiner eigenen Gesellschaft, die ihm mit einem Male unerträg¬
lag und machte Bleistiftnotizen. Nach einiger Zeit, da Gräsler
er sie noch befriedigt
lich wurde. Ganz unmöglich erschien es ihm, nach Hause zu
sich allmählich zu beruhigen schien, fragte er sanft: „Wie ist
Worte den Weg ins
gehen, und in den Räumen, wo er mit Katharina zlücklich
es denn geschehen? Sie war ja so jung.“
aß sie nur mehr als
gewesen, eine hoffnungslose einsame Nacht zu verbringen. Er
Gräsler sah auf. Er verzog seine Lippen zu einem höhni¬
um sich bewegte, daß
ertrug es nicht, sich immer wieder mit den gleichen dürftigen
schen Lächeln „An Altersschwäche ist sie allerdings nicht ge¬
njede Stunde erfüllt
Worten sein Schicksal vorzuerzählen, ohne daß von irgendwoher
storben. Scharlach. Und ich bin schuld daran. Ich, ich bin
um etwas Geliebtes,
Antwort, Trost und Teilnahme kam, und ward sich der Not¬
schuld.“
berfallen ist; und daß
wendigkeit bewußt, wenn er nicht im Freien zu schluchzen, zu
„Du bist schuld? Aus dem Spital?“ Gräsler schüttelte den
ten mußte, — das er
schreien, dem Himmel zu fluchen anfangen wollte, noch in dieser
Kopf, stand wieder auf, lief im Zimmer hin und her, griff mit
os erkannte.
Stunde einen Menschen aufzusuchen, dem er sich mitteilen
den Armen wie verzweifelt in die Luft und atmete tief. Böh¬
konnte. Da sein alter Freund Böhlinger der einzige war, der
linger lehnte sich zurück und folgte ihm mit den Blicken. „Wie
hierfür in Betracht kam, so machte er sich auf den Weg zu ihm.
wär's,“ sagte er, „wenn du mir alles erzähltest. Es wird dich
Gräsler beinahe un¬
Er hatte Angst ihn nicht zu Hause anzutreffen, doch war das
vielleicht ein wenig beruhigen.“
e, ohne daß sie noch
Glück ihm günstig, und der Rechtsanwalt saß, als Gräsler bei
Und Dr. Gräsler begann, zuerst stockend dann immer
en wäre, an einem
ihm eintrat, vor seinem aktenbedeckten Schreibtisch, im tür¬
fließender, wenn auch nicht geordnet, die Geschichte seiner letzten
bernde Seele dahin,
kischen Schlafrock, von Rauchqualm umgeben.
Monate zu erzählen. Bald ging ev auf und ab, bald blieb
nGräsler durch die
er stehen, in einer Ecke, am Fenster oder an den Schreibtisch
„Du bist schon wieder hier?“ empfing er ihn. „Was gibt's
sich an das Unglück
gelehnt; er erzählte nicht nur von Katharina, auch von Sabine
denn? Eine ungewohnte Stunde.“ Er blickte auf die Wand¬
en war, wurde sie
sprach er; von seinen Hoffnungen, seinen Befürchtungen, seiner
uhr, die zehn Uhr wies.
her, ohne mehr als
neuen Jugend; — von seinen Träumen da und dort, — und
„Entschuldige,“ sagte Gräsler heiser, „ich störe dich hoffent¬
sprechen, die ihm in
wie sie am Ende alle zunichte geworden waren. Manchmal
lich nicht.“
„Was fällt dir ein? Willst du nicht Platz
geblieben waren. Er
hatte er die Empfindung, als wären beide tot, Katharina und
nehmen? Eine Zigarre gefällig?“
kt wurde, und dann,
Sabine, und er wäre es, der ihnen den Tod gebracht hätte. Zu¬
„Danke,“ sagte Gräsler, „ich kann jetzt nicht rauchen. Ich
hieden, verließ er den
weilen warf Böhlinger eine neugierige oder teilnahmsvolle
habe nämlich noch nicht zu Nacht gegessen.“ Böhlinger be¬
is zum Abend lag er
Frage dazwischen. Und als ihm die Erlaubnis des Freundes
trachtete ihn mit zusammengekniffenen Augen. „So, so,“ sagte
in dumpfem Schlaf.
in ihrem Zusammenhange klar geworden waren, wandte er sich
er, „es handelt sich wohl um eine wichtige Sache. Nun, wie
war allein, so allein,
an ihn mit den Worten: „Bist du denn eigentlich in die Stadt
steht es denn mit dem Sanatorium?“
cht nach seiner Eltern,
zurückgekommen mit der Absicht — sie zu heiraten?“
eben war mit einem
„Mit dem Sanatorium ist es nichts.“
(Fortsetzung folgt.)