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rau Beate und ihr Sohn
28. K ne ene e en en etetehee
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Wegweiser der Lest
Auguste Supper, die wir in der Lese schon als wertvolle Dich¬
Emil Götts Werke
terin gepflegt haben und die besonders kräftig in ihren Novellen
Don Emil Götts gesammelten Werken, deren Herausgabe
ist, hat bei Eugen Salzer in Heilbronn einen Roman „Die
Professor Roman Woerner besorgt, sind bis jetzt drei Bände
Mühle im kühlen Grund“ erscheinen lassen. Doch seltsam,
erschienen. (C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, Oskar Beck,
während in kürzeren Erzählungen bei der Dichterin gerade eine
München, Preis: 15.50 Mk.) Der erste Band enthält außer der
überlegene Meisterschaft zu rühmen ist, bei diesem Roman scheint
vom Herausgeber geschriebenen biographischen Einleitung Ge¬
die Kraft nicht gereicht zu haben. So wundervoll manche Ge¬
dichte. Aphorismen und Sprüche. Der zweite und dritte Band
stalten und manche Einzelheiten sind, die Führung des Romans
umfassen Götts dramatische Werke: „Der Schwarzkünstler“.
verläuft ein wenig zu sehr in die übliche weibliche Roman¬
„Edelwild“, „Mauserung“, „Fortunatus Biß“. Es sind noch drei
schreibung. — Nun zu den Männern.
weitere Bände geplant und zwar soll der vierte Band die volks¬
Carl Hauptmann hat zwei neue Dramendichtungen voll¬
tümlichen und humoristischen Erzählungen und Skizzen Görts
endet, die bei Ernst Rowohlt in Leipzig oder wie der Verlag
bringen, während der fünfte und sechste Band Tagebuchblätter
jetzt heißi, Kurt Wolff, erschienen sind: „Die lange Jule“,
und Briefe enthalten werden. Von den Beiträgen in dieser
ein Drama in fünf Akten, und „Die armseligen Besen¬
Nummer wurden uns Gedanken von Zeno und Rosenpunsch
binder“, ein altes Märchen in fünf Akten. Carl Hauptmann
freundlicherweise von Professor Roman Woerner überlassen.
wird immer inbrünstiger und reifer; den Freunden des Dichters
Bücherbriefe
werden diese Werke neue willkommene Gaben sein. Über den
Inhalt der Dichtungen soll auf Wunsch des Dichters noch nichts
Wieder liegt vor mir ein bunter Bücherhaufen. Wir wollen
gesagt werden, bis die Werke auf den Bühnen herauskommen.
ihn zusammen durchgehen. Er läßt sich deutlich in zwei ver¬
Friedrich Lienhard hat gesammelte Aufsätze aus
schiedene Stöße teilen; links liegen die Bücher, die ich die weib¬
früheren Jahren, unter dem Citel „Neue Ideale“ bei
lichen nennen möchte, rechts die männlichen. Und diesmal, so
Greiner & Pfeiffer in Stuttgart erscheinen lassen, mit einem
leid es mir tut, hat die Bezeichnung weiblich ein klein wenig
besonderen Teil über die Dorherrschaft Berlins. Diese Reden
von dem, wie so viele Männer das Wort so gern anwenden,
und Abhandlungen sind geistvoll geschrieben und mit Anmut
was ich sonst vermeide. Da ist ein Skizzenbuch „Don der
und Würde vorgetragen. Sie zeigen den ganzen Umkreis dieses
Erde des Lebens“ von Rega Ullmann, mit einem
feinsinnigen Mannes, der in unserer materialistischen Zeit als
Geleitwort von Rainer Maria Rilke, erschienen im Frauen¬
ein letzter Humanist für die Erhaltung klassischer Ideale kämpft.
verlag, München. Das Buch war mir so gerühmt worden, und
In Lienharb lebt noch etwas von dem alten, reinen und heili¬
auch Rilke spricht einleitend so freundlich, daß ich etwas ganz
gen Gralsrittertum. Wer Wege zu deutscher Größe sucht, kann
Feines erwartete. Fein sind die Skizzen, aber so schemenhaft
dieses Führers kaum entbehren. Die Aufsätze „Was ist deutscher
fein, daß kaum noch etwas Greifbares da ist. Ich denke mir,
Idealismus“, „Unser Zeitalter“, „Große Dichtung“, „Literatur¬
daß es zahllose poetische Menschen, besonders poetisch empfindende
jugend von heute", „Jahrhundertwende“ usw. sind wie Bilder
Frauen gibt, die so und noch viel feiner und viel reicher emp¬
in einem reinigenden Spiegel. Besonders für jene, die in ihrer
finden, doch — das nicht niederschreiben, weil es nicht greifbar
Entwicklung noch vor oder in der Verarbeitung des deutschen
ist und auch nicht begriffen werden soll. Niedergeschrieben
Humanismus stehen, die also jene großen Geister noch nicht
kommt irgendwo die Unzulänglichkeit heraus, der Unterschied
genügend kennen, noch nicht eingeholt und überholt haben.
zwischen poetisch empfänglich und produktiv. Allerdings ist die
Wir Andern aber, die wir als Pioniere die neue Zeit suchen
prätentiöse Primitivität schon Stil geworden. Der Schritt von
müssen, finden in diesem Buch außer den Höhen auch die Grenzen
hier zu den Futuristen ist nicht weit. — Angela Langer
Lienhards. Die neuen Ideale, die er sieht, sind eigentlich nur
schildert in einem Buch „Stromaufwärts“, aus einem Frauen¬
die alten. Aber er sieht sie so hoch, daß sie für ihn noch in
leben, bei S. Fischer in Berlin, die Erlebnisse einer Frau, die
weite Zukunft ragen. Doch gibt Lienhard manchmal Worte,
sich aus der Stellung eines Dienstmädchens zu einer selbständigen
wo wir Leben möchten. Sein Herz ist so rein und weise ge¬
geistigen Existenz befreit. Die Heldin des Buches, deutet der
worden durch die Erkenntnis des Besten, was der deutsche Geist
Waschzettel an, ist vielleicht gar die Verfasserin. Das Buch ist
geleistet hat, daß er die neue wüste Welt unserer Zeit und das
wohlinend real in den schlichten Beschreibungen eines Kinder¬
neue Chaos, das wir haben, nicht begreifen kann und darf.
lebens und Dienstmädchenlebens. Hier ist Gott sei Dank ein¬
Und er vergißt, daß sich die neuen Dinge nicht durch gütige
mal eine Schrift ohne Verführung und übliche Liebe. Die
Lehren bilden lassen, sondern ihre eigenen Wege gehen.
Dointe des Buches ist, daß das Mädchen zu einem selbständigen
Sein Geist ist so im Geistigen einer verklärten großen früheren
Geschöpf wird eben gerade darum, weil der Mann, der sie aus
Welt, daß die neue Inbrunst unserer Zeit zum Irdischen ihm
der unteren Region in die höhere führt, sie nicht zum Weibchen
fern steht. — Nicht der Zufall, sondern natürliche Fügung legte
macht. Doch ist auch hier ein zuviel an Zartheit und auch ein
mir neben die „Neuen Ideale“ ein justament gegensätzliches
wenig Nichtigkeit, so daß das Ganze mehr wie eine einleitende
Buch auf den Cisch, „Philosophie der Kraft“ von Robert hessen,
Skizze wirkt zu einem Lebensbuch, das uns die Verfasserin
bei Julius Hoffmann in Stuttgart. An Lienhards klassischem
schuldig geblieben ist. — Feminin muß ich leider auch die No¬
Stil gemessen, wirkt hessen wie ein Journalist. Mit Hessens
velle „Frau Beate und ihr Sohn“ von Arthur
robuster Pionierkraft verglichen, wirkt Lienhard wie ein Schwär¬
Schnitzler nennen. Die reife Frau, die den Freund ihres
mer. Lienhard hat eine erprobte Kultur, Bessen eine, die sich
erwachsenen Sohnes liebt, vielleicht in ihm den Sohn, und dann
erst beweisen muß. Aber so viel Unfertiges in dieser „Philoso¬
mit dem eigenen Sohn in den Tod geht — es ist so viel Skizzen¬
phie der Kraft“ sein mag, so viel Übers=Knie=gebrochene: der
haftes, künstlerisch nicht Verankertes, menschlich nicht genügend
Wille, der Instinkt ist gut und richtig. Lienhard sagt — um
Dollwertiges darin, daß man die zu einem Buch aufgebauschte
an einem krassen Beispiel den Kontrast dieser beiden Welten zu
Novelle verdrossen beiseite legt. Selbst solche Meister wie
zeigen: „Deutscher Idealismus ist Besiegung der deutschen
Schnitzler machen sich pfrgologische Begründung und Vertiefung
Schwere. Durch welche Mittel? Durch die rhrthmische Kraft
immer leichter als früher. — Helene Raff hat in ihrem
eines reinen Herzens und großer Gedanken. Durch Anmut und
„Findling von Arlberg“ den uns die Süddeutschen
Würde. Das sind die Energien, die ich uns wünsche ..“ Aber
Monatshefte als Buch vorlegen, ein braves Buch für die reifere
der Idealismus hat uns nicht geholfen; trotz Goethe und
Jugend gegeben, aber kein vollwertiges Werk der Literatur.
Schiller sind wir in der schlimmsten Reaktion, in geradezu furcht¬
Die sauber und einfach geschriebene Erzählung von dem Find¬
bar verworrenen Verhältnissen auf allen Gebieten. Die neue
ling, der nicht ruht, bis er ein Schutzhaus auf der Daßhöhe ge¬
Zeit sagt mit Rohert hessen: wir brauchen erst wieder einmal
baut hat, ist so recht für Knaben und Mädchen geeigeet.
Dolksgesundung, Entfaltung körperlicher Energien, Ordnung der
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