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Das Tagebuch
der Redegonda
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C1e A.
Eingaben verschiedener Verbände
kr
Setum, dag man sich auf beiden Seiten mit dem Ausland verwerfen. „Sonst hat die Kenntnis. Sie beschloß einstimmig Eintreten auf B#
rendes Verstehen. Der Hochgekommene legt eige¬
hinein, und wursteln es so zu Ende im Wurstel¬
Der Arthur Schnitzler=Abend.
ge
nen Kummer aus, und der Sterbende, was will er
prater. Es ist eine ganz verfeinerte Parodie auf
les
tun, als ihm die Hand reichen. Er konnte die große
den alten Pickelhering, der in Wien auf eine ruhm¬
E. K. In frühern Jahrzehnten, als man die
wa
Szene der Rache nicht spielen. Aus Menschlichkeit.
reiche Tradition zurückblicken kann. Das ironische
Dichter noch um eine Locke des wallenden Dichter¬
Di
Alle Elemente Schnitzlers sind in diesem Einakter:
Spiel meisterte Schnitzler mit seiner fein gestuften
vliezes bedrängte, hätten im Geist die Verehrerin¬
De
Das Theaterchen im Theater, der Schein und das
Vortragsweise, so daß selbst die Bissigen, die bei¬
nen ihre Scheren gezückt beim Anblick Schnitzlers,
Sein, Schauspieler und Arzt, Karbolgeruch und
in
ßen, wenn sie lieben, dem Meister, den sie in den
dem eine einzige mächtige Lockenzunge bis zur
Sterben. — Schnitzler las bei seinem wilden Ka¬
erz
hintern Regionen des Saales nur fragmentarisch
Schläfe reicht — noch ungebleicht. Ein aparter
tarrh ausgezeichnet, aber auch so bedrängt, wie ein
verstanden, huldigten.
Kopf! Arzt und Künstler haben ihn geprägt. So
Geiger, der merkt, daß seine E=Saite gefährdet ist,
Eh
erschien er der großen, harrenden Gemeinde. Mit
Der Lesezirkel Hottingen hatte das Patronat
aber noch seine Sonate zu Ende kämpft.
vor
des Abends.
seinen Büchern, einer Teetasse und dem dazu kor¬
Während der Pause! Man fragt sich: Was
„se
refpondierenden Katarrh. Was er nach der Pause
wird Schnitzler noch lesen? Wir sind doch schlie߬
der
lesen würde, war eine Frage, die erst später die
lich kein Gartenlaube=Publikum? Er darf uns mit
we
Stimmbänder entscheiden konnten. So las denn
den Werken seiner letzten Schaffenszeit kommen,
Kleine Chronik.
mu
Schnitzler zuerst das „Tagebuch der Redegonda“
denn sie weisen Vertiefungen auf. Aber der Komö¬
der
keineswegs eine der besten, aber eine auf den Schluß
Literarischer Klub. In der Sitzung vom
diendichter ließ sie in der Vertiefung und beschloß
leri
hin geladene Sache. Das könnten auch Schnitzler¬
15. Januar las Fritz Enderlin aus seinem
den Abend luftig, duftig mit der Burleske „Zum
Wil
Epigonen wie Salten geschrieben haben. Und
eben beenbeten Roman „Hans im Weg“ einige
Großen Wurstel“ aus den „Marionetten“. Der
dann aus dem Einakterzyklus „Lebendige Stun¬
Partien vor, die auf die Zuhörer durch die
brillante Vorleser (er ist es, auch wenn man ihn
den“ die in Zürich aufgeführten „Letzten Masken“.
epische Substanz wie durch die geklärte einfache
nicht hörte. Ein um so größeres Aergernis und
Die
Da liegt der arme Journalist Rademacher, der Zeit
Formgebung tiefgehend wirkten. Der Witwen¬
Kümmernis für die, die seines Geistes kaum einen
seines Lebens „Buckerlu“ machen mußte vor den
sohn, der „Grüne Heinrich“ erhält hier wieder
Hauch vernahmen) war nun beinahe „bei Stimme“.
Fe
Leuten im Extrakammerl des Krankenhauses. Sein
einmal einen jüngeren Brudet, diesmal einen
Auch hier wieder geht es im Theater ums Theater.
dur
Exitus ist gewiß, aber Rache will er noch nehmen
Stiefsohn, der schwere Kümmernis und Bitternis
Das Publikum spielt ohne Gage mit. Die Glossen
und
in dieser letzten Stunde an seinem hochgekomme¬
unter der Wiederverheiratung seiner Mutter lei¬
verteilt das Kleeblatt des Bissigen, des Wohlwol¬
rede
nen Jugendfreunde Weihgast. Zuerst probt er das
det, die so wenig wie ihr Sohn das Gedächtnis
lenden und des Naiven, die alle zu dem „süßen
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téte-a-téte mit dem kranken Schauspieler Florian
Mödchen“ ihren Seim, wollen wir sagen, dazugeben.
des Verstorbenen aus dem Herzen tilgen kann.
Ten
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aus. Sein Keulenschlag gegen den Freund soll das
Der Bissige, der, wenn der Naive applaudiert, auf¬
Eine elegische Symphonie nennt der Erzähler sei¬
mit
Bekenntnis sein, daß des hochgekommenen Dichters
braust: „Sie haben's aber eilig“; der Raisoneur
nen Roman, der in seiner seinen Gliederung ja wel
Frau zwei Jahre seine, des armen Teufels, Ge¬
des Stücks (der red't „entweder geistreich oder nix“),
auch die musikalische Grundeinstellung verrät.
Jay
liebte war. Vor dem Schauspieler legt er los.
der Direktor, der noch während des begonnenen
Jedes Kapitel sucht ein episches Motiv in klarer
R
Aber das ist nur die Generalprobe. Jedoch wie nun
Stückes dem Dichter „Striche“ empfiehlt, die dro¬
Fülle zu geben, so daß in dem dargestellten
lebt
der Dichter am Krankenlager erscheint, wandelt sich hende Zuschauerin, die nicht im Theater bleibt,
Bilde zugleich ein Symbolwert enthalten ist.
der
der Ernst des Spiels und der Begegnung in rühr wenn geschossen wird, alle sprudeln in das Stück] Läßt die Ich-Erzählung auch etwelche Bedenken Bal¬
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