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23. Der Neg
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EI 1n81e

Abschluß seines Siudiums Lehrer des Deutschen an auf Münchner Gesellschaft und Verhältnisse, so daß
das Buch auch etwelchen kulturhistorischen Wert besitzt.
einer Genfer Privatschule wird, sein Leben und seine
Sein poetischer liegt in der stets den Stempel abso¬
Entwicklung bis zu diesem Zeitpunkte, ohne alle
luter Wahrheit tragenden, wie ein guter Holzschnitt
poetische Ausschmückung oder künstlerische Anordnung
wirkenden schlichten, aber gegenständlich lebendigen
in der denkbar schlichtesten Sprache. Und was er
Erzählung.
erzählt, ist nichts Außergewöhnliches oder gar Sensa¬
tionelles. Ist er auch ein Münchner Kind, so stammt
Kleine Chronik.
er doch von Bauersleuten ab und die Besuche in der
— Heidelberg, 2. Sept. Sp. Der Professal
ländlichen Heimat des Vaters bilden die Lichtpunkte
Leo Xavier aus Paris ergriff in der heutigen allge¬
im Leben des Knaben im Elternhause, das durch die
meinen Sitzung des Philosophiekongresses das Wort
große Armut und die finstere Gemütsart des übrigens
einer schwungvollen Verherrlichungsrede von
zu
tief veranlagten, aber verbitterten Vaters fast ganz
Wilhelm Gottlieb Fichte unter Hinweis auf die im
freudlos ist und durch frühe Krankheit und Invalidität
nächsten Jahr stattfindende Zentenarfeier der Berliner
des Vaters noch düsterer wird. Aber die im Hungern
Universität, verbunden mit der Jahrhundertfeier von
und Sorgen so geübte Mutter setzt es trotz dem Elende
„Fichtes Reden an die deutsche Nation“ und mit der
durch, daß Karl und ein ebenfalls begabter Bruder
Enthüllung des Fichtedenkmals. Der französische Ge¬
sich dem Studium widmen können. Die prächtige Frau
lehrte feierte den deutschen Geisteshelden als Freiheits¬
ist die wahre Freundin ihrer Söhne und bleibt ihnen
kämpfer, der nicht Deutschland allein, sondern der
eine gütige Mutter, auch wenn sie ihre Wege nicht
ganzen Menschheit angehöre. Stürmischer Beifall folgte
versteht und nicht billigt. Was nun Karl Asenkofer
den Ausführungen des Redners.
erzählt, ist die Geschichte der Familie, seine: Eltern,
Richard Wagner=Festspiele im Prinz¬
dann das häusliche, durch viele Züge illustrierte Leben
Regenten Theater in München. (Mitget.) In¬
der Sorge im Elternhause, seine kleinen Erlebnisse in
der letzten Tristau=Aufführung am 7. September wird
und außerhalb der Schule, die jugendlichen Streiche
Kammersänger Kraus den Tristan, Frau Leffler=Burckard
und Gewissenskämpfe des kirchlich frommen Knaben,
vom Hoftheater in Wiesbaden, die bei den Festspielen
ferner die erwachenden geschlechtlichen Regungen und
in Bayreuth als Kundry in Parsifal große Erfolge
ersten religiösen Zweifel, seine durch das Universitäts¬
hatte, die Isolde singen. — Im letzten Nibelungenring
studium und das Leben vollends geweckten innern
vom 9. bis 14. September, singt wieder Feinhals den
Kämpfe, kurz seine ganze geistige Entwicklung, die
Wotan, Fräulein Faßbender die Brünnhilde, Knote den
durch eine unglückliche Liebe in schwere moralische
Siegfried, Breuer den Mime, Zador den Alberich, Briese¬
Krisen gerät und dann schließlich zum Schmerze der
meister den Loge, Frau Preuse die Fricka, Bender den¬
Mutter den erwähnten plötzlichen Abbruch durch die
Hunding, Gillmann den Hagen, als Siegmund tritt
Flucht aus dem Studium erfährt. Von diesen bis nach
Kammersänger Burgstaller auf. — Die Regie führt Prof.
dem Jahr 1900, also bis in die jüngste Zeit reichen¬
den Lebensaufzeichnungen fällt auch mancher Lichtstrahl Fuchs, die musikalische Leitung hat Mottl.