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Frei
ins
23. Der Nec
n K un S ene an en e enen en
sprachliche tieften und bis in die kleinste Handlung eingehend be¬
die Kreise,
gründeten, ja förmlich sezierten Vorwürfen gehen allerhand
hen sollten,
gesellschaftliche, politische und künstlerische Zeit= und Lokal¬
ursprüng= fragen den nötigen Gegenwartsgeschmack. Ten Hintergrund
nden Bei¬
bildet ungefähr das heutige Wien, in dem aber noch die
üßen. Da
Pferdebahn fährt und manch andere neue Errungenschaft
er schreitet
noch nicht vorkommt. Daß es dabei nach verschiedenen
ferisch, bei¬
Seiten hin Hiebe absetzt, ist bei der Rassenzugehörigkeit
chgewaltig. des Verfassers nicht verwunderlich. Die stärksten werden
ngen und einem Wiener Stadtrate, einem christlichsozialen Ab¬
inden Zu= geordneten, sowie einer christlichen Wiener Zeitung erteilt.
und oft Dies und das übrige finde ich vom Standpunkte des
werden sie
Dichters aus ganz natürlich. So bietet der Roman ein
da atmen
echtes Zeitbild unserer Stadt, allerdings nur ein Bild,
andes oder
wie es Schnitzler sieht und wie deren der Dichter bereits
mehrere geschaffen hat. Aber es ist nicht das Bild unseres
nane mit¬
deutschen Wien, sondern des Wien, wie es die
ftiges Blut
jüdische Gesellschaft sieht und macht. Der Roman ist
Freunden, nicht übel aufgebaut und manchmal sogar sehr schön, ja
sammeln,
teilweise von bleibendem Werte, wenn ich schon gar manch¬
so möge
mal recht schematische Fabriksarbeit gefunden habe. Das
ls Weizen
„Hexeneinmaleins des modernsten Realismus“ versteht
ichen, be¬
Schnitzler ja ausgezeichnet. Diese Vorzüge und die ge¬
helläugige
nannte Stellung des Verfassers zu Tages= und Ortsfragen
ichen Um¬
haben ihm die glänzenden Besprechungen stammes= und
erfasser der
sinnverwandter Kritiker verschafft. Uns Deutsche und uns
ik der Er¬
Christen vor allem aber kann keine auch noch so blendende
Darstellung und Anpreisung täuschen. Die vorgeführten
i Deutsch¬
Lebenserscheinungen und die sittlichen Anschauungen und
er!
Grundsätze sind echt Schnitzlerisch — man versteht, was
eits
mehr¬
das zu bedeuten hat — und die Dichtung ist ihrem ganzen
en“,
nicht
eigentümlichen Wesen nach jüdisch. Dieses Dichters Welt
hane „Der
ist nicht unsere Welt, seine Ansicht nicht die unserige. Ein
bleme. Be¬
deutscher Dichter ist Schnitzler nicht, sondern
ein
„Weg ins
jüdischer, der, weil er deutsch erzogen worden ist,
in
rhältnisses
deutscher Sprache schreibt. Als jüdischem Dichter aber wollen
ls Neben¬
wir ihm die Kränze, die ihm seine Gesinnungsgenossen
Grundlage
vielleicht allzu üppig gewunden haben und gerade wegen
Diesen an
dieses Romans immer wieder winden, nicht nehmen und
nd ewige
auch nicht neiden.
rlauf ver¬
box 3/2
In Rom wurde
abzulegen, müssen Sie schon jetzt gehörchen.“
zärtlichen Gewal
Literaturblatt.)
verklärte und al
klang finden lie
Lebensdinge. Un
„Die Haindlkinder.“
hereinschmetternd
M
Von Stefan Zweig.
dutzende Leuchtk
gängerbuch des
Es war ein gutes Jahr, das Wiener Jahr 1908,
der Steiern
und undankbar wären wir, wollten wir ihm nicht laut
voneinander wie
Dank sagen. Ein gutes Jahr nicht nur darum, weil viel
Fahnen geschwungen wurden, festtäglich die Straßen sich hat uns das rei
Bücher, so trächt
füllten, weil das Jubiläum alle Glocken von fern und
was in diesem
nah zusammenklingen ließ, sondern auch weil der künst¬
willig dafür gebe
lerische Boden Wiens selten bessere Frucht getrieben als
jedem Buchschran
in diesem hellen Frühling und milden Herbst. Ein Jahr
sowie man Kof
der Romane war es. Und gerade der Roman, der Wiener
Kellern und Spi
Roman, hatte in unserer Literatur — die, sagen wir
es nur offen, heute stärker ist, als je seit Grillparzers
Aber dieser
im Kreise des Könnens gefehlt. Wien galt
Todestag
seinen Jugend
trotz der großen dramatischen Erfolge draußen im
schwiegen, gelern
Reich immer nur als die erste Werkstait der Ziseleure,
ist von dichterisch
der Kunstschmiede, der Meister des Arrangements, der
zu Werk, daß
lyrischen Virtuosen, die Verse so zu schmieden wußten,
Und noch ehe d
daß sie blank glänzten, fein klangen und wie mit hellen
hat, hat er rasch
Juwelen durch die Luft blitzten. Als die Stadt galt nachgeworfen, de
Wien, wo alles Kleine vortrefflich gemeistert wird, wo
einen unbändige
das Feuilleton Vollendung, die Novelle Meisterschaft
der klingt wie de
wird, wo alles, was Kultur und nicht Kraft erfordert, die Wiener Lan
sich in edelsten Formen vergeistigt. Dieses gute Jahr verliebt (am wen
aber hat gelehrt, des es Zurückhaltung und nicht
Roman fließt wi
Schwäche, Sparsamkeit und nicht Armut, feinstes Grenz¬
Landschaft zwisch
gefühl und nicht Schüchternheit war, wenn unsere Künstler
wo das Schicksal
sich nicht an die breite, die wuchtige Form der Aussprache, und gütiger scheit
den Roman wagten. Arthur Schnitzlex hat endlich hügel und sanfte
seinen Roman ediert, auf den der von Jahr zu Jahr
brunn und die
erweiterte Kreis seiner Verehrer so lange schon wartete
mehr vergißt, un
und hat mit diesem „Weg ins Freie“ vieler Sehn¬
schrieben, das sei
sucht unserer Stadt ein Ziel gewiesen, hat all das, was
aber und alle F
in den meisten ohnmächtig würgte und mit verhaltenem
merkwürdige See
Atem drängte, Wort werden lassen und verheißungsvolle
in seinem Buche
Botschaft. Der prachtvolle Fremde aus Franken, der nun
das ganze Oester
bei uns wohnt und den wir so gern ganz den Unseren
Wiens willen,
nennen möchten, Jakob Wassermann, hat in diesem
stärksten sein Oe
Jahr „Kaspar Hauser“ geschrieben, dieses wunder=stehen, weil er
volle Monument, das der deutschen Literatur nie mehr
bei uns die Visi
wird wieder vergehen können. Diesen beiden, schon Be¬
spaltenen, vom
rühmten, haben sich Jüngere gesellt. Franz Karl reich noch leben
Gnzkey hat in seinem „Jakobus und die Armee empfind
Frauen“ eine Jugend voll Wehmut erzählt und damit! und Großmacht,
ein Buch geschenkt, schlicht und schön, auf dem goldener und einheitlich w
Widerschein von Gottfried Kellers sonnigem Blick hin¬
nach obenhin el
glänzt. Ein anderer Wiener, Emil Lucka, den man
mündet. Das Mil
bislang nur als Philosophen kannte, hat in seinem er¬
reich, die sich no
greifenden Roman „Tod und Leben“ ein schwarz¬
gerändert Geschick sanft gemacht, indem er es mit all der
*) Verlag von
MF' nu. 18 ##1