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Telephon 12801.
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
in
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Ouclienangabe ohne Gewähr.)
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Ausschnitt aus: Wiener Mittheilungen Wien
Evom:
1
will gehort werden miit seinem neuen Werner
Gottlieb Alcibiades Pengrat.— Schnitzlers
Roman: Der Weg ins Freie ist von der Krilil.
aufs freundlichste behandelt worden; es wird
sich zeigen, ob auch das Lesepublikum sich
diesem Lobe anschließt. — Auf den Inhalt
# I. Jun an Bamm ann
Telephon 12801.
G l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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Vertretungen
9 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Koper
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(uelienangabe obne Gewühr.)
Ausschnitt ausfir P###i# Wacha
uen e Schrift, Wien
E vom:
27 H 1908
York=Steiner über Arth. Schuitzlers Weg in's
Freie
Zu einem wahren Festabend gestaltete sich der 21. No¬
vember für den Verein zur Abwehr des Anti¬
semitismus“. Wohl waren die Erwartungen recht hoch
gespannt, als man erfuhr, daß gerade York=Steiner diesen
modernsten aller Tendenzromane unter seine scharfe Lupe nehmen
werde. Allein die kühnsten Ansprüche wurden befriedigt. Ein
geistreiches Thema fand einen geistreichen Interpreten. Glänzen¬
des Publikum im prächtigen Saal des N.=ö. Gewerbevereines,
der sich für diesen Zweck als viel zu klein erwies. Alles war
im Eintlung, die gehrhenste Stimmune lagerte öber der Zu¬
hörexschaft, die sich besonders zahlreich aus dem schönen Ge¬
chiecht rekrutierte. Schon die Ansprache, womit der Präsident
Ns Vereines, der ehemalige evangelische Militärbischof Professor
theol. Dr. Szeberinyi die Versammlung eröffnete und die
Erschienenen begrüßte, stellte das Ganze auf ein höheres Niveau.
In der ihm eigenen, von tiefster Religiosität getragenen Weise
welche zugleich den formvollendetsten Kanzelredner verrät, führte
er aus, daß der „Verein zur Abwehr“ eine Ehrenrettung des
Christentums bedeute, welche wenigstens teilweise die Schmach
des Antisemitismus poralysiere. Jeden Denkenden und Wissen¬
den sei es ein Rätsel, wie man nicht die Lehren Mosis hoch¬
halten könne, welche ja die Grundlagen des Christentums bilden,
. —
das sich zum Mosaismus verhalte, wie etwa die Blume zur
Knospe. In dem darauf folgenden Vortrag wies York¬
Steiner an der Hand der lebendigen Schilderungen
Schnitzlers dessen kunstvolle Gestaltungskraft nach, die sich
nsbesonders in der Schaffung jüdischer Charaktere unüber¬
troffen zeige. Bei der anscheinend in den Vordergrund ge¬
chobenen Detailmalerei verfolge Schnitzler doch einen großen
Gedanken, jenen, daß die treibende Kraft im Judentum die
Sehnsucht bilde, aus dem Pferch enger, gedrückter Verhältnisse
hinaus ins Freie, in die Gleichwertigkeit zu gelangen. Mit
Hilfe zahlreicher, geschickt und fleißig zusammengestellter Zitate.
wvelche häufig mit keinem, auch zuweilen ätzenden Humor ver¬
brämt waren, zog der Vortragende den Schluß, daß nur dann
das Judentum zu der ihm gebührenden Achtung gelangen könne,
wenn es mit der Selbstachtung beginne und jenen gewissen
Umgangston vermeide, welcher mit Respektlosigkeit zu bezeichnen
sei und der nur an die Vertraulichkeit der in Kriegsgefangen¬
schaft Gerätenen erinnere. Es müsse vor allem das „Nachlaufen“
der sogenannten Gesellschaft ein Ende nehmen, das Judentum
hätte sich auf sich selbst zu besinnen und aber auch auf sich zu
beschränken
Ueberreicher Beifall und allgemeine Zustimmung lohnte
die glänzenden Ausführungen, die schon früher zeitweilig leb¬
hafteste Sympathiebezeigungen auslösten.
Unmittelbar vor York=Steiner sprach der Dele¬
gierte des „Vereins zur Abwehr“ in Berlin, Herr Otto
Strauß, über einen geplanten Anschluß des dortigen mit
dem hiesigen Abwehrvereine, welcher Anschluß auf literarischem
Gebiete herzustellen sei. Es haben diesbezügliche Verhandlungen
bereits stattgefunden, zu welchem Behufe die beiden Vorstands¬
mitglieder, Herr Regierungsrat Löhner und Oberinspektor
F. R. Engel vor kurzem sich nach Berlin begeben hatten. Es
lasse sich durch solchen innigeren Kontakt eine befriedigende
Wirkung erhoffen. Selbstverständlich ern ete auch dieser Redner
reichen Beifall.