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23. Der Nec ins Freie
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Arthur Schnitzlers neuer Koman.
Nächdruck verboten.
Professor Dr. Alfred Klaar.
Von unseren modernen Schriftstellern, die ein Recht haben,
sich Poeten zu nennen, scheint mir Arthur Schnitzler der intimste
Sprecher der Gegenwart zu sein. Er rollt nicht die großen Staats¬
und Kulturprobleme unserer Tage auf, und er hat Genossen der
Milieuschilderung, die noch genauer ins Einzelne gehen, Land und
Leute ängstlicher nachzeichnen und die in der Beobachtung noch mehr
Andacht zum Kleinen zeigen. Aber die Grundstimmung einer starken
Schicht der Intellektuellen, denen die moderne Art zu denken und zu
fühlen ins Blut übergegangen, die Enthüllung des Innenlebens,
auf das die Probleme unserer Zeit die Reflexe werfen, die Erfassung
der Individualitäten, in deren Lebensstrom sich die Lichtstrahlen
wirklicher oder vermeintlicher Erkenntnisse jüngsten Datums brechen,
gelingt keinem Zweiten in dem Maße, wie diesem sinnenden Wiener Be¬
obachter, der in den Schein eines kühlen lebemännischen Wesens die
stärkste künstlerische Objektivität einschließt, mit der Ruhe des
Bildners das Rhetorische und Doktrinäre von sich fern hält und mit
einer Leichtigkeit und Sicherheit, hinter der die Meisterschaft des
Stiles steckt, Charakteristisches, Tiefes und Ergreifendes gestaltet.
Schnitzler hat in seiner nun schon reichen Zahl von Dichtungen
meines Wissens nur zweimal die Motive aus fernen Zeiten geholt:
in der dramatischen Farbenskizze „Der grüne Kakadu“ und im Re¬
naissancedrama „Der Schleier der Beatrice". Aber durch das vorrevo¬
lutionäre Paris jener Szenenfolge blicken Typen moderner
Aristokraten und Komödianten, und aus dem altitalienischen
„Schleier“ leuchten Gluten, von denen die Jungen und die
Jüngsten versengt werden. Sonst tritt die Gegenwart
in
seinen Novellen und Dramen unverhüllt hervor, in nicht zu
weit gespannten Verhältnissen, in einer gewissen Enge der Motive,
wie ich schon einmal in einer Skizze seines Entwickelungsganges an
dieser Stelle nachzuweisen suchte, aber in Tiefen aufgewühlt, in die
nur ein ungewöhnlicher Scharfblick, eine wundersame Feinhörigkeit
und die Mitempfindung des Mannes, der selbst am Leben gelitten
hat, hinabdringt. Auf den ersten großen Roman eines derartigen
dichterischen Naturells, das sich mit allem Wissen und Können im
Heute festankert, durfte man begierig sein; denn der Roman ist uns
zur Form des breitentfalteten Nebeneinander geworden, in dem alle
individuellen Konflikte mit den Fäden, die sie verbinden, an die
Grundbedingungen der Zeit und der Kultur anknüpfen. Man duxfie
also Weite und Tiefe, große Horizonte über den scharfgesehenen
Gestalten erwarten.
Nun ist dieser Roman, der sich: „Der Weg ins Freie“
betitelt, erschienen.*) Ein echter Schnitzler und ein echtes Buch, wenn
auch nicht der Zeitroman der allgemeinen Vorstellung, keines jener
Werke, die die Welt im Sturme nehmen, aber eines von jenen, die
den stillen Leser an die Stürme der eigenen Brust erinnern, kein
Weltbild im Sinne der äußeren Vorgänge, aber eine Welt für sich,
die von den Geheimnissen unseres halbverschleierten Lebens genährt
ist, kein buntes Vielerlei, wodurch der Virtuose der Massenschilderung
die Sinne reizt, und doch ein großer Reichtum an Gestalten und
Zügen, die Leben von unserem innersten Leben sind. Manche
Leser werden das Buch enttäuscht aus der Hand legen: sie
werden nicht finden, woran sie eine große Gruppe von
Romanen gewöhnt: die endgültige Erledigung von Lebens¬
chicksalen und den Versuch, die aufgeworfenen Fragen definitiv zu
beantworten. Aber gerade darin liegt vielleicht die stärkste Eigenart,
der individuellste Reiz dieses Romans. Er ist auch darin Gegen¬
wvartsbuch, daß er auf jedes Definitivum und auf jede sichere Zu¬
kunftsverheißung im Schicksalszug, wie im Gedanklichen verzichtet.
Mit keuscher Enthaltsamkeit bleibt Schnitzler bei den Fragen und
Ant iomien stehen, die sich aus der Natur moderner Menschen er¬
geben und ihnen durch Selbsterziehung zum Bewußtsein kommen.
Keine schulmeisternde Reflexion drängt sich dazwischen, keine be¬
ruhigende Vorhersage greift darüber hinaus. Alles ist im Fluß, das
Verhältnis der Menschen zu sich selbst und zu den Zuständen, und
alles strömt über die Grenzen der Darstellung hinaus. Der Schluß
bedeutet, näher besehen, keinen Schlußpunkt, und gedanklich werden
keine zwingenden Schlüsse aus den Aktionen und Geschicken gezogen.
Wer sich an diese Gegenwartscharaktere der Darstellung stößt, wird
unbefriedigt bleiben. Es ist ein im tieferen Sinne modernes Buch,
das einen durchaus modernen Leser verlangt.
Der Roman im engeren Wortsinn — es ist bezeichnend genug,
daß Roman und Liebesgeschichte Synonyma geworden sind — hat
keine starke Verwickelung. Es handelt sich um ein Verhöltnis, das
über die „Liebelei“ hinausgeht und doch nicht zur Liebe gedeiht.
Der Mann, der es eingeht — es widerstrebt einem fast, ihn im her¬
kömmlichen Sinne den „Helden des Romans“ zu nennen, der Baron
Georg Wergenthin, ist ein liebenswürdiger Lebens= und Kunst¬
dilettant, weich, passiv, in seinen Träumereien zwischen Sinnlich¬
keit und Schaffensdrang hin und hergeworfen. Abgelöst von
älteren Moralbegriffen, vom Leben verwöhnt und ein weuig
verweichlicht, aber von den Impulsen eines inneren Adelsmenschen
„Der Weg ins Freie“, Roman von Arthur Schnitzler, Verlag
S. Fischer, Berlin.
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