Faksimile

Text

Freie
ins
23. Der Net
box 3/1
DernegnsTiene
— — —
Meldung gegenuber:
die Gesamtziffer der Bevölkerung zu dem männ¬
1
en
st erwiesen hatte, und zwar in einer intensive nehm und kultiviert. Von Beruf ist er Lebenskünstler breit im Wiener Literaturkaffeehaus niedergelassen,
en, aber gar nicht mehr jungwienerischen und dilettierender Komponist, der sich seiner Absichten dessen Gestalten hier eine große Rolle spielen. Der
Weg ins Freie“ ist bald ein Judenroman, bald ein
und Ziele noch gar nicht klar bewußt ist. Den Inhalt
eman, was von ihm jetzt zu erwarten sei:
Aristokraten= und Literatenroman, und wenn dies auch
des Romaus bildet es nun, wie aus diesem Schauenden
Wiener Roman, diese ungestillte literarische
charakteristische Elemente des heutigen Wiens sind, ein
und Genießenden ein ernster Arbeitender, ein strenger
er letzten Jahrzehnte. An interessanten Ver¬
richtiger Wiener Roman läßt sich aus ihnen allein nicht
Künstler wird und zwar auf dem bittersüßen Umweg
s ia nicht gefehlt, man braucht nur an den
gestalten.
der Liebe zu einem sanften weiblichen Wesen, der
J. J. David zu denken, aber in seinen
Klavierlehrerin Anna Rosner. Das Verhältnis zwischen
Ganz eigenartig verhält es sich mit der Technik dieses
nd verbitterten Augen des Provinzlers ge=diesen zwei feinen Menschen schildert der Dichter mit
Buches. Es enthält sozusagen alle bisherigen Techniken
En, während die epische Schilderung dieser einer wunderbar schlichten und lauteren Innigkeit. Wie
Schnitzlers. Die von den modernen französischen Er¬
ein lindes und süßes Volkslied tönt diese Liebe
e das Gegenteil erfordert: einen zwanglosen
zählern übernommene Jungwiener Manier, die Per¬
durch den sonst so überaus polyphonen Roman. Dann
chen, der hier aufgewachsen ist, alles kennt,
sonen seitenlange, stumme, psychologische Monologe
wenn die beiden sich dem Kinde entgegensehnen, das
t und der selbst im Zorn und im Ekel noch
halten zu lassen, was einigermaßen ermüdend wirkt und
schließlich tot zur Welt kommt, wodurch in Georg alle
bermag. Das alles hat man Schnitzler mit
was man in dem Werk eines reifen Erzählers lieber
asse
zärtlichen und bürgerlichen Regungen erlöschen, da ge¬
Kraut, dem reifen Mann, der die Vierzig,
vermieden gesehen hätte. An der scharfen, oft ans
nt
lle zum Roman, überschritten hat, und als
streifenden Charakterisierung einzelner Figure
log
Größe. Jetzt fühlt sich Georg von Wergenthin reif zu
on seinem Buch mit dem wunderbaren Titel
r und im funkelt
man den kundigen D
der
einem ernsten Beruf er geht als Hofkapellmeister nach
wurde, da bildete sich zum Empfang des
, was Schi
den berufenen Lus
Pro¬
Detmold und vielleicht wird er einmal noch ein großer
z von selbst eine Triumphpforte von Neu¬
es das bedeu
nicht sein will. Im
ament¬
Künstler— die ersten Weihen, die der Enttäuschung
Vermutung und Erwartung.
dukt einer gereifte
und des Schmerzes, hat er bereits empfangen ...
Trotz
nur gleich gesagt werden: Eine leichte, aber
lich in dem meister
fließt
Das ist die schlichte Favel dieses Romans, der in den
beraende Enttäuschung hat sich beim ersten
der schweren Fracht
und
meisten anderen Teilen wie ein Judenroman anmutet,
estellt. Der Dichter selbst trägt vielleicht
der Roman in wur
chleppend, allzu
Huld daran als das Publikum die Erwar¬
selbst dort, wo man
oder wenigstens wie ein Ansatz dazu, was jeden, der das
47
t, bewundert man den
en zu groß, zu unbescheiden. Aber es will
heutige Wien kennt, nicht wundern wird. Dieser Blick
genau und gewissenhaft.
einen, daß Der Weg ins Freie“ nicht der
in die Tragikomödie des heutigen Judentums“ fördert
tiefen sittlichen Ernst, die edle dichterische Ehrlichkeit,
die vielleicht den eigentlichen Wert dieses Buches aus¬
koman ist, den wir alle meinten. Gewiß,
manches Charakteristische und Bedeutsame zu Tage. Alle
in Wien, im heutigen Oesterreich und
Spielarten und Typen vom Jargonjuden alten Stils,
machen.
heuti
Beobachtungen
lle von frappierende
bis zum völlig vergeistigten steptischen Gehirnmenschen
Noch manches Für und Wider ließe sich vorbringen,
en Schil¬
aus unserem gesellschaftlichen und öffent¬
ziehen vorüber. Aber trotz der oft verblüf
manches beanstanden, manches rühmen, aber dieser
Es ist darin sogar eine Reihe von politi¬
bleibt das
derung und manches kostbaren weisen Wort
Roman braucht wohl nicht nach dem Leisten rezensiert
terarischen Episoden, Typen und geflügelten
Ganze doch nur Fragment und Episode, und dazu ist zu werden, wie irgend ein Artikel des Bücherr
vertet, die jedem einigermaßen Eingeweihten
das Problem schließlich zu ernst. Zu einem selbstän= Einer Erscheinung wie Arthur Schnitzler
keil jedem Zeitungsleser bekannt sind. Und
digen Judenroman scheint der Dichter nicht den Mut
des weder Lob noch Tadel sondern b
ist nicht das, was wir meinten und hofften,
gefunden zu haben, und andererseits war es ihm wohl
Aufrichtigkeit und eine Wertung na
ein tiefes persönliches Bedürfnis, sich üher alle diese
erische Konzentration des nach Einheit
sichtspunkten. Und da erscheint eine
Durcheinanders, das man Oesterreich nennt.
Dinge auszusprechen, mit sich selbst und mit den andern,
als der verheißungsvolle Anfang eine
mit der Unzahl von Fragen und Tendenzea und mit
Es übersichtliches Bild des zwischen gestern
strengeren Zeit, nicht bloß für den Dichter, son
seinen eigenen Zweifeln und Gefühlen einmal abzu¬
pendelnden Wien — im Gegenteil, der
für die gesamte Wiener Literatur. Endlich ist e
rechnen. Er hat dabei den großen Fehler begangen, sich
tdiesen Wiener Roman liest, wird uns am
fang gemacht worden. an dem andere lernen und
och wirrer und unruhiger halten, als wir
eine Sphäre künstlich zu konstruieren, in der Aristo¬
setzen können, der Anfang einer großzügigen epischen
kraten und Juden, Kavallerieoffiziere und Sozialdemo¬
Darstellung dieser Stadt, die vielleicht zu reich ist an
kraten gesellschaftlich und freundschaftlich miteinander
hl ein charakteristischer Umstand, daß man
Kontrasten und Reizen, an Gefühlen, Stimmungen und
verkehren. Das gibt es in Wien nicht, was freilich für
che Fabel, den eigentlichen Helden dieses
ähnlichen dichterischen und romanhaften Elementen, als
den Dichter nicht in Betracht käme und was man ihm
ur nicht als das Wichtigste empfindet, daß
daß ein Romandichter sie völlig bewältigen könnte.
auch nicht zum Vorwurf machen dürfte, wenn er nicht
Drum und Dran die Einzelheiten aus den
= Der „Ex=Präsident“. In Grover Cleveland,
selbst die tatsächliche Wirklichkeit fortwährend in seinen
iterarischen und jüdischen Kreisen viel merk¬
dem soeben verstorbenen früheren Präsidenten der Vereinigten
Dienst stellen würbe So weit es sich dabei um Politik
nd wesentlicher erscheinen. Trotzdem ist
und andere öffentliche Debiete handelt ist das nur zu
Staaten, hat die Republik über dem großen Wasser einen
Geora Freiherr von Wergenthin, eine sehr
rühmen denn das fehlt ia unserem Schrifttum dieses
ihrer besten Bürger verloren. Ja, man hat mit Recht be¬
hmpathische Figur. Ein spielerisch und träu¬
hnlagter Stimmungsmensch, raffiniert. para=IInteresse für die praktischen Sorgen des Alltags. Aber haupten können, daß seit Abraham Lincoln kein reinerer
ch ziemlich egoistisch und vor allem sehr vor- leider hat sich Schnitzler wieder allzu gemi lich und Charakter die Macht im Weißen Hause zu Wasbinaton ime¬