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Untertöne. Ländlicher Spätsommer mit vorbeiziehenden Ge= bewertetes?
wittern und leisen Melancholien, so beschaffen ist hier auch die verpfändete.
seelische Landschaft der Menschen. Die Stille eines Landhauses ist verrechnete
ihm bezahlter
gut für innere Einkehr und schmerzhafte Erkenntnisse. Beichten
Warenlager
entringen sich der schlummernden Seele, die leidenschaftlich auf¬
einem ander
wallt; wie Gespenster am hellichten Tage zieht die Vergangenheit
unverkäuflich
vorbei. War der zurückgelegte Weg der richtige, das Leben frei
ITEERETT
von Verfehlungen? Jäh tun sich Abgründe vor dem geistigen
Auge auf, jäh erwucht die Reue über ein verfehltes Dasein, ein
zerstörtes Liebesleben, über einen Beruf ohne innere Eignung.
Das ist die Selbstanklage zweier Menschen, die innerlich
zu einander gehören und dem Straucheln nahegekommen sind.
Die Frau lebt in einer etwas freudlosen Ehe mit einem Manne,
der in seinem künstlerischen Beruf sich ihr entfremdete; der
Freund ist ein Priester mit allzu zartem Gewissen, den einen
Moment lang das Leben dennoch lockt und ruft. Es ist für all
das zu spät. So entsteht Gewissensnot und Lebensangst, und die
beiden betroffenen Menschen geraten in einen Konflikt, wie das
Gewitter draußen in der Landschaft vorbeizieht. Das ist das
Hauptmotiv dieses Stückes. Menschen an der Lebenswende
•W
stehen in seinem Mittelpunkt und gärende Jugend.
Der Kaplan Ferdinand Holl, Freund des Hauses Fried¬
KOl
lein, mutet wie ein Bruder des Isenschen Pastor Manders an,
wenn auch seine Mitspielerin im Herzenskonflikt keine bitter
anklagende Frau Alving ist. Aber es weht Ibsen=Luft in diesem
Zat
Drama der Beichten und Auseinandersetzungen. Der Kaplan ist
naiv, schwächlich und gütig wie die priesterliche Gestalt in jener
nordischen Dichtung voll Regenschauer und Vergangenheits¬
gespenstern. Mit einer leisen, verschwiegenen Neigung steht ihm
Gahf
Frau Josefa Friedlein, die Gattin eines Bildhauers, gegenüber.
An einem sommerlichen Gewitterabend kommt es zu einer
schmerzlichen Aussprache zwischen den beiden. Der Kaplan ist
von Gewissensqualen und Zweifeln heimgesucht, aber auch von
Keine Temp
Neid auf das freiere Leben seines jüngern Bruders, der Offizier
ist und vor einem Duell sich brieflich von ihm verabschiedet.
Hier sind die dramatischeren Momente, die leidenschaft¬
In der P
licheren Akzente des auf leise Halbtöne gestimmten Stückes. liches geändert
Schwankende Herzen besitzt hier auch die Jugend. Zumal die verzeichnen. In
Nichte Frau Josefas, die zwischen zwei Männern mit österreich wolki
ihren Liebesgefühlen tändelnde Gusti Pflegner, die als
Null Grad. Ar
sommerlicher Gast in dem Landhaus weilt und zum schau¬
In 3000 Meter
spielerischen Beruf sich vorbereitet, Sie ist von dem noch knaben¬
Minus 12 Gra¬
haften Sohn des Hauses Friedlein leidenschaftlich umworben, der
Störungsgebiet.
in der Gewitternach mit seiner Liebe über seinem Rivalen den
Südwinde.
Sieg davonträgt. Triumphierende Jugend und resignierendes
Für die W
Leid der an der Lebenswende stehenden, innerlich Gebundenen,
Wetteraussichten
das sind die beiden Grundmotive des Stückes.
abnahme eintre.
Es hat die Schnitzlersche Melodie, den Rhythmus seines ist allerdings
geistig geadelten Dialogs; seine tief menschliche Besonnenheit Neuschnee fallen
und das Wissen um alles Menschliche. Aber dieses Stück gehört
erst einige Tage
nicht zu den stärksten Dingen der Schnitzlerschen Dramatik, istWintersportzentr
mehr Idyll als Drama; mehr von lyrischem Charme als von beste Skigelände
Lebensfülle. Doch auch hier klingt die leidvolle Erkenntnis von
1500 Meter an,
der menschlichen Vereinsamung auf, vom einsamen Lebensweg;
Stürme Schneev
ein Vakuum ist zwischen den Menschen, den Gefährten einer Ehe
die Skiläufer nie
wie zwischen den Liebespaaren. Nur daß Schnitzler hier all dem
Niederungen ist
Geschehen und den inneren Wandlungen der Menschen den
ausflüge und S
helleren, zuversichtlicheren Ausklang gibt.
Feiertagen ist u
Reizvoll hat Direktor Beers Regie all die Stimmungs¬
zu rechnen.
momente herausgearbeitet. Es ist viel Farbigkeit in den Szenen,
Inns.
landschaftliche Bodenständigkeit. Echt österreichisch auch die
Hahne
Menschen in ihrer problematischen Art und ihrer Emp¬
Salzb
pfindungsweise. Allerdings ist es ein Wienertum von gestern.
Maric
In dieser Erkenntnis hat der Dichter die Handlung in eine noch
Linz:
Wien:
nahe Vergangenheit verlegt.
Gleich
Moissi spielt den seelisch differenzierten Kaplan, eine
Graz:
etwas passive, gütige, das eigene Wesen analysierende Natur.
Klagen
Lienz:
Er hat den sanften, musikalischen Klang des Wortes, die
Semm
seelische Vibration, aber auch die hinreißende Leidenschaftlichkeit
Kanze¬
des Ausdrucks. So bedeutete die Auseinandersetzung mit Josefa,
Rax:
die von Frau Terwin mit nobler Verhaltenheit des Emp¬
Sonnb
findens dargestellt wird, dramatischen und künstlerischen Höhe¬
Ischl:
punkt der Aufführung. Der jugendlichen Gusti Pfleger verlieh
Luise Ullrich die etwas blasse Anmut ihrer feinnuancierenden
Briva
Kunst. Voll gewinnender, frischer Jugendlichkeit Tonio Riedl
als Eduard. Homma als Professor Friedlein, Hans Olden
Die Instrum
in einer Episode boten fein umrissene und charakteristische
zeichneten gestern 1
Figuren.
Der Abend gestaltete sich zu einem starken, großen ErfolgEntfernung von e
für den Dichter und die Darsteller. Es war namentlich das lust=ausschwingungen d
spielhafte Element des Stückes, das einen großen Reiz ausübte. Erdbewegung daue