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Beers sehr um das Atmosphärische bemüht,
Uraufführung in Wien
ohne es allerdings immor ganz zu erreichen.
Der große Raum verleitet eben oft zu über¬
betontem Ausspielen. Auch kommt noch hinzu:
Schnitzler
Der neue
Wo gibt es beute noch oder schon wieder Schau.
spieler, die aus sich heraus verhalten, schwe¬
„Im Spiel der Sommerlüfte“ hoißt
enttäuschten Puppenspieler mit dem Leben, „der
bend spielen können oder es auch nur wollen
Ruf des Lebens“, alles überbrausend mit seiner
das neue Drama Arthur Schnitzlers. Das ist
— heute, wo alles in der Kunst und im Leben
grausamen Gier, das flichende Leben in jeder
mehr als ein zufälliger Titel. Und es ist auch
nach Extensität, nach sich entblößender Preis¬
mehr als ein zufälliges Stück. „Im Spiel der
Minute ganz zu besitzen, mit seiner fiebernden
Sommerlüfte“ weht auf, verweht und kommt
Angst, zu kurz oder zu spät zu kommen.
in der Rolle eines vom Leben versuchten
wieder neu — unsor Leben. So sah und sicht
Sie alle, die Menschen und ihre Schicksale,
Kaplans möchte gern Verhaltenheit spielen. Er
Schnitzler, was wir erleben und was wir nicht
lüßt Schnitzler an sich vorbeiziehen.
überwindet dabei nicht das Theaterhafte. Was
erleben — immer gab ihm erst diese Zweiheit
er gibt, ist weniger ein keuscher Heiliger des
Was geschicht, istwie Abschied von Schnitz.
unser ganzes Dasein. „Im Spiel der Sommor¬
Herzens als ein brillanter Seiltänzer der
lers Welt, in der wir alle gelebt haben und die
lüfte“ entscheidet sich das, was wir Glück oder
Emplindsamkeit. Sehr echt, sehr menschlich
unwiederbringlich dahin ist. Anders sind heute
Unglück nennen, wechselt Erfüllung mit Ver¬
das junge Mädel der Louise UIlrich. Da ist
die reifen Frauen, anders die Kapläne, anders
zicht, wandert die ewige Liebe in die ewige
Herbheit und Lyrik, Zagheit und Unerbittlich¬
die Künstler, anders die jungen Menschen. Aber
Einsamkeit hinüber. „Im Spiel der Sommer¬
koit der Jugend. Da wird durch die Kraft
diese Schnitzlerwelt war einma! Lebendigkeit,
lüfte“ — das ist Schnitzlers tmosphäre.
einer Natur das Gestern zum Heute.
sie ist nicht Phantasmagorie, sie war mit allen
Oskar Maurus Fontana.
ihren falschen Tönen und echten Empfindungen,
Es ist mehr als ein zufälliges Stück. Es ist,
mit allen ihren Unmöglichkeiten und Schön¬
Schnitzlerdramen sein. Mit sehr bewußter Ab¬
heiten einmal — os müssen tausend Jahre her
sein — „in unserem Besitz“.
sicht sind sie alle wieder da, die Schnitzler¬
gestalten — die Frau, die nicht vom Leben Ab.
Ein hietorisches Stück — das ist „Im Spiel
schied nohmen will — der Künstler in seinem
der Sommerlüfte“. Die Geschichte der neben
die Masken wechselnden Egoismus und seiner
der Wirklichkeit, nur in ihrer inneren Proble¬
kühlen Lobensferne — der um das Gewissen,
um die Verantwortung, um die Erfüllung Gottes
sie noch einmal Theater gewordon, golden um¬
im Irdie#hen kämpfende Mann — der junge Arzt.
randet von der Erinnerung, hauchzart, ver¬
ein eifersüchtiger Danebensteher und bitter¬
schwebend, nicht faßbar wie ein Traum und
gestimmter Durchschauer — das junge Mädel,
seltsam abgehoben von dem Hintergrund dieser
ins Leben hineinrennend, glückhaft, nichts
unserer zerrissenen, aber das Wirkliche mit
anderem gehorchend als seinem Blut — der
allen Nerven euchenden Zeit.
junge Bub, schon in den Wirbel des Lebens ge¬
Es ist, als ginge man durch welkes, abge¬
rissen und noch halb seinen Spielen gehörend.
fallenes Laub. Bei jedem Schritt raschelt es.
Aber wie daraus durch irgendeln Inkommen¬
Mit bewußter Absicht — ich sagte schon —
surables, das man nicht gennen, nicht fassen
sind sie alle wieder da — auch die Konflikte
kann, sich plötzlich dem Wanderer die Vision:
der Schnitzlerwelt: das „Zwischenspiel“ der
Der Wald oder: Der Sommer ergeben mag, so
Sinne, „das weite Land“ stimmungshafter Däm¬
steigt hinter diesen das ahnungslose Sterben
merseelen, die „Komödie der Verführung“ durch
einer Welt spiegelnden Szenen das Gesicht
das Theater und das Abenteuer, die „Komödie
eines empfindsamen, gütigen, noch in der Ab¬
der Wirte“ zwischen den Menschen, die ein¬
rechnung zarten, lyrisch umschleierten Men¬
ander nie verstehen können, auch in der näch¬
schen auf — das Gesicht des Dichters.
sten Nähe nicht, der „Leutnant Gustl“ ewig
zwischen Duell und Triumph der Amouren
In der Aufführung des Deutsches
tehend, „der eineame Weg“ der altgewordenen [ Volkstheaters ist die Regie Rudeif