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31. In Spiel der Sonneriuefte
Unsere Meinung
ruhe in der Herzensnot kämpfen: „ob
Reyher, Ferdinand: Harte Bandagen.
Selbstüberwindung Friede, Glück ist,
(Berlin, zu. Dez.)
oder ob nicht jene Leute besser dran sind,
Dürre, langweilige Begebenheit von
die sich nicht überwunden, die alles auf
einem Boxer, der zum Weltmeister und
sich genommen haben, was ihnen das Le¬
Liebling der besten Gesellschaft sich em¬
ben gebracht, Freude und Leid — Gutes
porarbeitet. Bemerkenswert weil 1. das
und Böses — Schönes - und Häßliches
letzte Bild von einem Lautsprecher be¬
auch.“ Die Dichtung des Wiener Ro¬
stritten wird, 2. über dieses Stück Jeßner
mantikers hatte Erfolg. Fritz Lehner.
stürzte.
Hans Knudsen.
Unsere Meinung
Wir haben schon wiederholt auf das schöne vom Reichkunstwart Dr. Redslob her¬
ausgegebene Unternehmen „Deutsche Volkskunst“ (Delphin=Verlag, München)
hingewiesen, eine Sammlung, die in übersichtlicher Weise den Reichtum deutscher Volks¬
kunst (Hausformen, Möbel, Hausgeräte aller Art, Trachten, Schmuckstücke, Spiel¬
masken, usw.) nach Stämmen und Landschaften geordnet im Bilde vorführt und so
ein reiches Vätererbe der Gegenwart als Beispiel und Aneiferung vorhält. Ein äußerst
dankenswertes Unternehmen, wertvoll für den Handwerker, den Fabrikanten, den
Lehrer, für jedermann, der sich der Vielgestaltigkeit der deutschen volkstümlichen Kunst¬
formen und damit des deutschen Volkscharakters überhaupt bewußt werden will. Was
frühere Bände für Niedersachsen, Bayern, Thüringen, Ostpreußen, usw. leisteten,
stellt nun der neueste Band (Ernst Polaczek: Volkskunst im Elsaß. Mit 200 Bilder. Kart.
7.30 M; Pappe 8.70 M) für das Elsaß zusammen: reinste deutsche Volkskunst ei¬
nes bis zum Wirthausschild und zum Eßnapf sich als deutsch ausweisenden Stammes.
Merkwürdigerweise ist nun dieser Band nicht in die Sammlung „Deutsche Volks¬
kunst“ aufgenommen worden, sondern wird als „Ergänzungsband“ geführt.
Gleichzeitig werden ähnliche „Ergänzungsbände“ für die Schweiz, Österreich und
Böhmen angekündigt. Man wagt also offenbar nicht, die Volkskunst der außerhalb
der Reichsgrenze lebenden Stämme deutsche Volkskunst zu nennen. Das ist so, als
wollte künftig eine deutsche Literaturgeschichte Gottfried Keller, C. F. Meyer usw.
oder René Schickele und die anderen Elsässer, oder Hofmannsthal, oder Rilke
nicht mehr aufnehmen, sondern sie vorsichtig in „Ergänzungsbände“ verweisen. Da¬
bei sagt der Bearbeiter des Elsaßbandes ausdrücklich in seiner vortrefflichen Einlei¬
tung, daß das Elsaß „den Eigenschaften seiner Kultur nach ein deutsches Kernland
ist“. Das Werk selber beweist diese Tatsache auf jeder Seite. Und gerade auf diesem
Bande unterdrückt man absichtlich das Wort deutsch? Ist das gedankenlose Beschränkt¬
heit oder Schlangenklugheit, um dem Verkauf des Bandes im Elsaß keine Schwierig¬
keiten zu machen; oder ist es eine ungemeine Feigheit und Verrat an einem deutschen
Stamm und dem ganzen Deutschtum? Wie kann der Reichskunstwart die Verant¬
wortung für eine solche peinliche Verleugnung übernehmen?
In der heutigen Zeit, in der auf das Nachdrücklichste auf die Notlage der lebenden
Dichter hingewiesen werden muß, in der eine Notgemeinschaft des deutschen Schrift¬
tums gegründet wurde, erscheint es auch einmal angebracht darauf hinzuweisen, wie
private Tätigkeit sich in den Dienst lebender Autoren stellen kann und gestellt
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