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31. In Spiel der Sonnerluefte
Sem ansehhwel-wagt. Die Schönheiten und die vielfachen Vorteile
Jahre ungefähr ist im lenden Fremdenverkehrs dem Lande zufließen würde,
kehr der Visumszwang
Budapests als Bäderstadt, als Vergnügungsstadt wer¬
leichten Herzens zu verzichten. Vielfach wurden Be- den zwar solche Impulse liefern: aber Hindernisse
Erfreulicher Anfang. Nun
hauptungen laut, daß man aus Vistunsgebühren den Idürfen nicht in den Weg des Fremden gelegt werden.
it einigen Tagen werden
gesamten Unterhalt mancher Gesandtschaft bestreiten Länder, die sozusagen auf der Hauptstraße liegen,
ten der ungarischen Re-könne. Selbst wenn es so wäre, machen die Staaten dürfen so was tun. Ungarn ist dieses Vorbild ver¬
„Liebelei“, manche Christine auf der Waldbank
eton.
sei Wege hier oder unten im Dorf im Hof unter
sinnt und die Schlagermitzis mit den Burschen, die
dem grünen Tor ist irgendwie doch darin,
Arme schlenkernd, über die Wiesen laufen, wo von
Ein Hauch von Schwermut ... stärker weht er
unten her aus den Heurigenschenken mit dem grü¬
neues Bühnenwerk.
jetzt über diese Landschaft hin, von den Zypressen
nen und braunen Busch davor mancher Schnalzer
EIMER (Wien).
des Friedhofes, der meinen „Sommerhaidenweg“ mit
springt und manches Volkssängerbänkel getragen
m Villenorte am Rande
mildem Ernst bewacht. Hier auf dieser Bank, erzählt
tönt, und vielleicht ist unter diesen Mädchen auch
nnsdorf, einem anderen
man, hat Artur Schnitzler seinen wienerischen Ro¬
eine blinde, wie in jener lieben, traurigen Geschichte
ohne, zwischen Wiesen,
man „Der Weg ins Freie“ skizziert. Von hier hat er
des Buches der „blinden Amsel“. Da wird ein ge¬
blumenumzogenen Holz¬
oft Hügel und Strom und Stadt überschaut, die
schwinder Kommis oder Agent — drei Mädel am
k in das leise gewellte
spitzen Kirchen, das Riesenrad, aus den Schleiern
Arm — „Gustl“ gerufen; er ist gewiß früher einmal
des Praters blinkend — ja, den Prater, dessen
dem Herzen der Stadt
Leutnant gewesen, gleich jenem anderen „Leutnant
schein- und überlebendige, marionetten- und wie¬
es, der „Sommerhaiden¬
Gustl“ Artur Schnitzlers, in dem sich ironisch das
der herzhaft lustige Seele — die Seele Wiens viel¬
gentlang schreite, früh,
ganze gewesene Österreich spiegelt. Dieses Herrchen
leicht — er wie keiner erkannte. Solches bedenkend,
Nebelschleiern und die
mit den weißen Eskarpins, das jede Weiblichkeit
will ich mich auf der Schattenbank niederlassen.
steigt, und nachts, wenn
verstehend mustert — er hat noch immer, wie aus
Jetzt umringen mich Schatten — die Gestalten sei¬
antastisch blitzt — wie
unzeitgemäßer Erinnerung, das ein bißchen mokante
ner Geschichten. Da sitzt ein Paar, ein junger
er schwebt mir — und
Lächeln des „Anatol“. Gealtert wird er sich als jener
hüstelnder Herr und ein Mädchen — seine Ge¬
lich — die feine Sil¬
heimfahrende „Casanova“ — in der Novelle des
liebte wohl —, das um ihn sorgend ein Tuch breitet.
der, wie keiner neben
Meisters — wieder finden, dessen heimatliches Ge¬
Marie und Felix aus dem „Sterben“, der Lebens¬
he dieser wienerischen
sicht selbst unter der Maske der Abenteuer hervor¬
hungrige, Todgezeichnete, aus dem, bevor er blut¬
r buschigen Hügel, die
blitzt. Alle ziehen sie jetzt über meinen Weg, dieses
röchelnd zusammenbricht, die Flamme eines letzten
ingelände den spieleri¬
Poeten wienerische Figuren.
Begehrens schlärt. Und vor diesem Friedhof hier, an
mdas brüchige Fels¬
dem — die Laute am Band — verliebte Jugend
hat.
vorüberflirrt, schlägt mir plötzlich der tiefere
Doch in der Mittagstille jetzt weht mich ein
Sinn dieser spielerisch-schwermütigen Schnitzler¬
Hauch der Schwermut an. Da ist am Ausgang des
chreitet und wer ihn
Weise entgegen: ein Maskenscherz des Todes ist
„Sommerhaidenweges“ zwischen zwei Pappeln ein
r —, wird Wesen und
dieses Dasein — er tritt in die Lebensfülle hinein
Bild des Gekrenzigten; ein Betschemel davor und
istiger Zärtlichkeit um¬
wie dieser fremde, todbringende Herr der „Liebelei“
ein Rosmarinkränzel. Ein blinder junger Mensch
dem das Herz Wiens
in das Gezwitscher der jungen Leute oder wie im
sitzt, gestützt von einem älteren, dort mit der Man¬
ändchens schlägt, das
„Vermächtnis“ der Todessturz in das Mädchenge¬
doline. Er hat, bevor das Würgen über die Welt ge¬
ich wie ein Frauenarm
plauder hinein geschieht. Und aus dem Tod glüht
kommen, gewiß einmal hier über die Biegung in die
heute seltsam gegen¬
wieder ein letztes Mal das gesteigerte Leben: aus
grüne Breite gesehen. Ich weiß nicht, warum ich
den Landschaft wurzelt
einer sterbenden Stadt („Der Schleier der Bea¬
vor den beiden an Schnitzlers wundersame Novelle,
igsten, am sommerlich
trice"); einer sterbenden Zeit („Der grüne Ka¬
den „Blinden Geronimo und seinen Bruder“ denken
en ist. Hier, wo junge
kadu“); aus Menschen, die dem Tod verfallen sind
muß, diese volkstiefe Geschichte, in der auch eine
ie einst in der Zeit der
(„Der Ruf des Lebens“, „Die letzten Masken“). Oder
Seele blind und wunderbar wieder sehend wird. Sie
ehen und noch immer.
in einer Frau, der schon das Sterben bestimmt
ereignet sich auf dem Stilfser Joch, der Ferdinands-schien, hebt, wieder zum Leben befreiend, jenes
ngarn wohlbekannten höhe, aber etwas von den Bettelmusikanten an die-wohlbekannte Rauschen des Blutes an („Frau Berta
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