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30 Der Gang zum Neiher
(Phot. Dietrich)
ich Gottes in Böhmen“
ennings — Sternberg: Höbling
insam dort in Dunkelheit und Düften zu
londschein, ein schönes, nacktes Menschen¬
hiedenen Weiher taucht, in jenen Weiher,
gen lschias, Hexenschuß, Neuralgien
dRheumatismus, italienische Ischlas¬
handlung in allergenfreien Kammern
hit Desensibilisierungsverfahren. —
g. Darmbäder (Enterocleanerbad)
rungs-, Fieberkuren und alle sonstigen
chen Kurbehelfe in der
EIEANSTALT
um
Klinisch-diagnostisches Institut
20 Telephon A 25-0-83 tägl. v. 8—18 Uhr
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den ich aus meinen Spazierwegen auf das Hameau so nahe meinem
Sommerhaidenweg zu kennen glaube:
„Bis mir nach kurzer Weile, windumspielt,
Von ihrer Haare blondem Ring umleuchtet,
Ihr blasses Haupt erscheint in Weihers Mitte.“
Dieses Nixenhafte ist es vielleicht besonders, das den Dichter
Sylvester, den Jugendgenossen des Freiherrn, lockt, sein Blut ent¬
zündet. Er ist auf das Schloß gekommen, ein Tagebuch, das er
dort hinterließ, an sich zu nehmen und dem Feuer zu überliefern.
Leonilda hat mit schwärmenden Mädchengedanken an ihn gedacht.
Nun tritt sie ihm, zart erblüht, entgegen — da erwacht das
leidenschaftliche Begehren des alternden Mannes — er verlangt
sie von seinem Freunde zur Frau. Bestürzt vernimmt der Freiherr
die seltsame Werbung. Er erkennt die Gefahr einer solchen Ver¬
bindung, doch möchte er nicht dem Freund versagen, was er als
Vater versagen muß. Darum erbittet er von Sylvester nur die
Autschiebung. Er hofft, ein stärkeres, menschliches Band, die
Geliebte Sylvesters, eine Sängerin, die noch dazu ein Kind von
ihm erwartet, werde ihn vor dieser Torheit bewahren. Uberdies
ersinnt er, um diese unnatürliche Verbindung zu hindern, einen
verwegenen Plan. Konrad, der junge Offizier, soll dem Mädchen,
da es dem Weiher enttaucht, begegnen. Jugend, so hofft er, wird
sich zu Jugendfinden. Und er behält recht — einstweilen wenigstens.
Leonilda und Konrad finden sich in der Mondesdämmerung, die
den Weiher umwebt — aber nur zu einer Stunde flüchtiger Lust.
Leonilda will darum noch nicht über ihr ganzes Leben entscheiden.
Der Krieg flammt auf, Konrad stürzt sich hinein und Silvester in
den Weiher. Schattet nicht wieder der Tod über dem Liebesbacchanal?
Nein, dieses Spiel ist doch, wenn man tiefer hineinhorcht, weit
anderes als eine Paraphrase des Schnitzlerthemas: Liebe — Tod.
Man erkennt, dies ist ein innig schmerzhaftes Bekenntnis
von der Sehnsucht nach immerwährender Jugend, die bis zuletzt
den Künstler beschwingt.
Schon im „Weiten Land“ zuckt diese Antithese — Alter und
Jugend — auf. Hofreither sie““ im Auge seines Duellgegners
etwas blitzen — den Hohn der Jugend.