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29. Konoedie der Verfuchrung box 33/6
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41 „
#ring henlucht winr.
W
Zeit, welche die Skepsis sehr unterschätzt) wohl aber ist es mit dem linken
Arthur Schnitzlers „Komödie der
die Besessenheit von der Idee, was Schnitzler nicht liegt. Als
rechten niederlege
er es in der „Komödie der Verführung“ unternahm, eiwas wie
Irgend#ro ist das
Verfahrung
eine Philosophie der Liebe zu gestalten, oder doch etwas, das
klingt doch das pe
ohne solche nicht auskommt, begann er mit den Atmosphärilien,
hinein. Es wäre
Komödie kommt, nach der Hauptversion, von Komos,
in denen es sich h
mit Stimmungszubehör, Lampions in einer Johannisnacht,
dem Gesang einer schwärmenden Menge Komödie der Ver¬
ist es, wo Schnit
einem Parkfest in einem der fürstlichen Barockgärten Wiens.
führung heißt also ungefähr: die Schwärmerischen, die
schritt. Alle diese
Das ist nun allerdings immer hübsch und dankbar. Paare
Schwärmenden, die Hetz, der Schwarm= und Mückentanz um
gegessen und sprch
die Lebensmitte, so zwischen Fußsohlen und Scheitel liegt.
kommen und gehen, Knoten schlingen und lösen sich, die Natur
sagen: es war mi
Schnitzler hat dem immer gern zugeschaut; ein bißchen weh¬
liegt im Traum, und menschliche Schicksale ziehen durchs künst¬
„War es mir nich
mütig, ein bißchen mit verliebt, sanft versinkend und scharf
liche Licht wie über die helle Tafel des Traumbewußtseins.
schwang?“ Und
beobachtend. Ein ins Leben verliebter Zweisler. Sein Welt¬
Fehlt eigentlich nur Musik von Offenbach, die auch sehr schön
hat Holzbeine, da
bild hatte, wie bei allen sanft zweifelnden Menschen (was kannst
ist; denn mit dieser lockeren Musikalität des Anfangs hängt
wahlprogramme.
machen!), nie etwas ganz Geschlossenes, aber da er ein scharfer
wohl schon die Notwendigkeit zusammen, den zweiten Akt in
Ströme in seinen
Beobachter wor und das Bild der Welt sich vielleicht wirklich
drei, wie selbständige Akte nebeneinanderstehende Szenen auf¬
auffältig bei einen
nicht so fest schließen läßt, wie wir wünschen möchten, zog's
zuklappen, die Durchzugsstationen der im ersten Akt ange¬
epigrammatisch n
bei den Lücken aus der Unendlichkeit herein. In diesem Sinn
knüpften Lebens= und Liebesfäden sind, wonach diese im
erklären, daß d
ist Schnitzler Reatist; es hatte wenig Sinn — wie es eine
Lebenskommentar
dritten, äußerst locker gedreht, einzeln aus dem Stück wieder
absoluten Gestaltn
nach geistigem Aufbau hungrige jüngere Generation tat —,
auslaufen. Oder auch zufällig gepaart. Denn die Liebe geht
man bedenkt, wie
ihn mit undankbarer Geste der nicht wiederkehrenden Schule
hier im Kreis. Es ist nie der Rechte, den sie trifft, und das
Entwürfen die
Suchen hat kein Ende.
der Impressienisten und Naturalisten einzureihe.; seine
Ganzen schießt und
Stärke lag allersings niemals in der geistigen Komposition
Es ist ein sehr langes Stück, aber das Merkwürdige ist,
einem Baum,
und in der Eroberung neuer Ideen, wohl aber lag sie (von
daß trotzdem das meiste in den Zwischenakten geschieht. Men¬
Ganzen ausspricht
dem ungewöhnlichen dramatischen Geschick ganz abgesehen) in
schen trefsen und verabschieden sich in den Szenen, aber in den
der Verführung“.)
klingenden Intervallen und mitschwingenden Zwischentönen;
Zwischenakten verlieben sie sich ineinander, schlafen miteinan¬
in die Tiese griffe
er wird beim Weltgericht zwar nicht als einer der großen
der, streiten sich miteinander und wechseln einander. Aurelie
stalten treten nich
Ankläger, Verteidiger oder Gesetzesschöpfer auferstehen, wohl
Gräfin Merkenstein hat vor dem ersten Akt drei Freiern eine
bleiben halb darin
aber als einer der berühmtesten, Himmel wie Hölle vertreten¬
Wartezeit auferlegt und sich für einen liebend entschieden; im
die Fähigkeit abspi
den Advokaten, der wegen Fehlern im Verfahren die Nichtig¬
Akt verkündet sie es, stößt auf tiefe Bedenken und tritt mit
Schuld wohl am
keitsbeschwerde durchsetzt. Es zeigt sich gerade an ihm, daß Stil
einem Vierten, Gelegentlichen eine Spazierfahrt an. Zwischen
keine Schulangelegenheit ist, sondern mit dem inneren Auf¬
Der Aufführ
dem ersten und zweiten Akt wird sie seine Geliebte, zwischen
bau der geistigen Person eines Mannes zusammenhängt.
stellt, dem Stück e
dem zweiten und dritten die eines andern, und erleidet in der
Wirbel — des Ge
gleichen Zwischenzeit den entscheidenden Zusammenbruch, der
Dies vorausgeschickt, ergibt sich von selbst, daß ein Ideen¬
geschwind muß es
für den dritten Akt nur den Tod mit dem wiederkehrenden
drama, das nicht diffuses Licht auffängt, sondern Menschen
zeln lernt und w
scheuen Geliebten des ersten übrigläßt. Ahnlich treibt es Iudith
durch bestimmte geistige Strahlen bewegt, die, nebenbei be¬
sonen hört als ih
Asrael, die zwischen zweitem und drittem Akt mit Mann Nr. 4
merkt, von ihnen selbst ausgehen müssen, einer gewaltigen An¬
deutlich hineingeleg
schläft und Freier Nr. 3 zu einer Lebensfahrt einlädt Auch
strengung, Umsteilung und Veränderung bedürfte. Es gehören
Statt dessen g
Seraphine Fenz lernt im ersten Akt kennen, küßt keusch im
ideologische Leidenschaft und Konstruktionsfähigkeit dazu; denn
feierlichen Rede= 1
hier gilt es nicht nur Personen zu schaffen, sondern auch das
zweiten und wird trotzdem im folgenden Zwischenakt ge¬
hervorragte. Herr
schwängert. Nie wird das Aktuelle erlitten, immer das
aus der Anatolsph
Zwischenaktuelle.
ja einen neuen Raum; und nicht nur muß all dies von der
weichena Hand, de
Leidenschaft eines Denkers aufgebaut werden, sondern es muß
Die Akte selbst bestehen in der Hauptsache aus
jede Frau gewinnt
auch wieder durchsichtig und unsichtbar werden, so daß man
Vor= und Rückblicken. Es deutet sich darin eine Philo=
den vollen Reiz.
es nur an der Bewegung der Personen gewahrt, die darin
sophie an,
etwa des Inhalts, daß der Augen¬
Was Schnitz
leben und allmäblich dem Zuschauer das Erkennen lehren. Der
blick nichts ist als der wehmütige Punkt zwischen Verlangen
lebendig, wo die „S
letzte, der dies getroffen hat, war Hebbel, wie immer man zum
und Erinnern. Daß leidenschaftliches Handeln nichts ist als eine
klar umrissen tech
Inhalt seiner Ideen stehen mag; von Ibsen sind wohl die
Maske, hinter der der Mensch einsam bleibt. Allerdings; aber
und dennoch starken
Personen geblieben, aber die Ideen, die sie bewegten, hatten
diese Bemerkung, als gelegentliche Glosse bei Schnitzler oft so
des Erkennens. Da
nicht jene persentiche Kraft, die von Wahr, Falsch und vom
reizvoll, ist hier nicht ganz genng. Alle diese Frauen haben
mit leichter Schwe
Wandel der Zeiten ebenso unabhängig macht, wie es die Welt¬
eine Philosophie der tiefen Glücksplumpser, des gedächtnislos
stellungskraft frei v
anschauung eines Irren oder eines Genies ist. Die Skepfis
senkrechten Hinein und Hinaus, alle sind sie kleine Katharinen,
in Alice Rhode sc
würde solche Leistung nicht hindern (wir leben heute in einer, die ihre Grenadiere zwar nicht köpfen lassen, aber immer schoni Wien gewonnen ###