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28. Die Schuesternoder Casanova in Sna

künstlerischer Vollendung schon seit vielen Jahren weder
spielten „Kinder der Freude“ von Felix Salten, dann das
theater droht.
im Burgtheater noch auf irgend einer anderen deutschen
erotisch verkünstelte Casanova=Spiel „Die Schwestern“ von
Das war die große Frage,
Bühne zu sehen war. Man spekuliert dabei auf ein sehr
Artur Schnitzler und das nicht viel taktvollere Schau¬
zen Wiener morgens und
kurzes Gedächtnis der Burgtheaterbesucher. Waren die
spiel „Frai Giens Sühne“ von Siegfried Trebitsch zur
und Tratschblättern durch
Aufführungen von Schönherrs „Frau Suitner" von
Aufführung, durchwegs Stücke. die Millenkovich mit gutem
den sind. Noch läßt die
Rittners „Garten der Jugend“ oder von Lilienferns
Grunbe nicht angenommen hatte. Außerdem beglückte
ttlichen Mitteilung der Er¬
„Hildebrand“ minder vollendet? An dem Gelingen der
Heine die Besucher des Burgtheaters mit dem von
in die Eingeweihten wissen,
beiden letztgenannten Vorstellungen aber hatte Max
zionistischen Tendenzen bis zur jüdischen Seibstüberhebung
Dekret seiner definitiven
Millenkovich persönlichsten Anteil, und es bleibt die
geschwellten Versdrama „Jaakobs Traum“ von Beer¬
# Burgtheaters bereits auf
Frage offen, ob Heine mit seiner Neigung zur
Hofmann, sowie mit der gegen das deutsche Bürgertum
Vetter soll das Kunststück
Groteske der bessere Spielleiter ist und ob ihm außer
gerichteten Komödie „Die Kassette“ von Karl Sternheim,
ktionsmüden Gönner von
den „Troerinnen“, die Herterich in Szene gesetzt hat,
und die „Troerinnen“ des Euripides wurden wohl kaum
Itersloh (lies: Kühtreiber)
gleich gute Vorstellungen gelungen find.
Heines Gnaden gefunden haben, hätte sie ein anderer
imzustimmen“, und um
Und nun zur Hauptsache: zu den Stücken. Sie
als Franz Werfel neu bearbeitet. Die Musik zum „Bauer
gebührend herauszustrei¬
als Millionär“ bestellte Millenkovich bei Josel Rteiter,
werden auf dem nun einmal eingeschlagenen Wege des
von der künstlerischen
Vergleiches erst mit voller Deutlichkeit zeigen, wohin das
während Heine die zu Shakespeares „Viel Lärm um
Jahren der provisorischen
Burgtheater unter dem Kurse Heines letzten Endes steuert.
nichts“ von Erich Wolfgang Korngold besorgen ließ.
rgtheater geleistet wurde.
zur Aufführung angenommen hatte Millenkovich: „Unserer
Millenkovichs Dramaturg war Hans Sittenberg und der
iderdinge einmal näher an
seines Nachfolgers Stephan Hock.
Kinder Land“ von Ferd. Bronner, „Struensee“ von
ind von ruhigen, leiden¬
Otto Erlerr, „Schloß Zeitvorbei“ von Max Halbe,
So sehen wir überall, wo Millenlovich versuchte, den
n künstlerischen Ergebnissen
„Winterballade“ von Gerh. Hauptmann, „Der gläserne
deutschen Charakter des Burgtheaters zu wahren, art¬
das Tatsächliche zurück. Um
Berg“ von Mirko Jelusich, drei Einakter aus den „Sieben
fremde Elemente die Vorherrschaft antreten. Bisher war
ichen, braucht man gar nicht
Todsünden“ von Fr. Kranewitter, „Wieland der Schmied“
das Burgtheater unter allen Wiener Bühnen verhältnis¬
abe zurückzugreifen. Selbst
von Fr. Lienhardt, „Das Fenster“ von Jos. Aug.
mäßig am wenigsten abhängig von jenem Geist, den
sem vielverlästerten Inter¬
Lux und Schönherrs neue Bearbeitung seines Märchen¬
Richar Wagner einmal als den „plastischen Dämon des
mügt zur Erkenntnis der
spieles „Das Königreich“. Wiewohl diese neun Stücke
Verfalles bezeichnete. Gleichwohl denkt heute niemand
ingen Albert Heines wider
bereits förmlich angenommen waren, wurden sie
daran, aus dem Burgtheater elwa ein antisemitisches
das nun zinmal an be¬
binterher
von
Heine dennoch zurückgewiesen.
Patteitheater machen zu wollen. Was aber Heine tut, ist
uden ist und seine schönste
Für die Zurückweisung von drei dieser Stücke mußte,
viel schlimmer als das, und sieht genan so aus, als wollte
im Wogenwirrwarr einer
Entschädigung geleistet werden, und über das Schicksal
er unsere vornehmste Stätte deutscher Schauspielkunst der
stärkender Born zu sein,
von zwei anderen sind noch Prozesse anhängig. Und
vollständigen Verjudung ausliefern. Da heißt es, „bevor
Des, wie Heine es wieder¬
warum? Offenbar, weil diese neun Stücke im Verdachte
es zu spät ist, warnend die Stimme zu erheben: „Bis
glatz literarischer Modetor¬
des „christlich-germanischen Schönheitsideales“ standen,
hieher und nicht weiter!" und Präsident Dr. Vetter möge
#een machen.
das Millenkovich wieder zur Geltung briagen wollte.
zuichen, wie er die Geister, die er rief, wieder los wird.
Was hat nun Heine als Ersatz dafür geboten? Zu¬
mit den „Troerinnen“ eine
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A . K
zu haben, wie sie in gleicher nächst brachte er die im Deutschen Vollstheater abge=1.
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