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28. Die Schuestern-oder-Casanovs insna

und entschieden hat. Ihm ist es genug, daß fsüllung bedeutet und einen Abschluß. Der dem alten Gudar und dem jungen Bassi, nur
auch diese Stunden hier nicht leer aewesen sind.
Schlußpunkt einer jetzt schon vergangenen Zeit,
in die Reihe gestellt. Der eine steht schon am
ihrer Weltanschauung, ihres Lebensgefühls,
Ausgang des Lebens, der andere erst an der
Casanovas Gestalt übt einen starken
ihrer inneren Form und ihres Stils. All dies
Schwelle. Jetzt ist Casanova da und hat seine
Zauber auf Artur Schnitzler. Der Dichter der
Zeit. Figuren, die vorüberwandeln. Menschen,
geistig verarbeitet, zur letzten Einheit gebracht
in tausend Zweifeln schmerzlichen Liebe fühlt
die kommen und vergehen. Diese da sind von
und damit erlebigt. Als Dasein und zu ver¬
sich von diesem großen Schmerzlosen mächtig
richtende Arbeit erledigt... nicht als fort= der gleichen Art. Casanova nur ein Glied in
angezogen. Der Dichter des immer wachen
wirkende Ausstrahlung.
der abrollenden Kette.
Todesbewußtseins fühlt sich entzückt von
diesem kraftvoll unbedenklichen Meister des
Er könnte — in diesem Stück — auch
Reizende Nachdenklichkeiten des Stückes:
Lebens. Er erfindet Abenteuer für diesen Casanova, in die Reihe der Menschen gestellt,
anders heißen, da es ja nur erfundene, nie ge¬
Abenteurer, der an wirklichen Erlebnissen so
schehene Dinge lebendig scheinen läßt. Und
die jung sind, ihre Zeit haben, altern und
überreich gewesen ist. Doch es reizt den Dichter,
könnte doch unmöglich anders heißen, ohne daß
dahinschwinden. Da ist der alte Herr von
sogleich das ganze Stück erlöschen würbe, so wie
solche Abenteuer zu ersinnen, darin das farbig! Gudar, der einst jung gewesen ist, berühmt
flammende, wunderbar menschliche Wesen
man diesen Namen löschen wollte. Denn dieser
durch seine Abentener, seine Kraft und Schön¬
Casanovas höher aufleuchtet und in seiner
Name bedeutet an sich schon Leben, ist die Ver¬
heit, durch sein Glück bei Frauen, durch seine
Zeuchtkraft mehr gesammelt, als in Geschichten,
ständigung von tausend Dingen, die nun nicht
geistige Bravour wie durch die Bravour seines
von ihm selbst erzählt. Er hat ihn mitten in
mehr gesagt werden brauchen. Und, selbst in der
Leibes, genau so, wie Casanova jetzt. Vielleicht,
eine herrliche Novelle gestellt, deren kostbare
Reihe stehend, bedeutet er: daß es auf die
wenn diesem Herrn von Gudar, der ja des
va in
Reife, deren äußerste Vollendung in ihrer
Farbe allein nicht onkommt, sondern auf die
Daseins immer noch nicht gesättigt ist, ein
tzler.ganzen, von seglicher Schwere wie erlösten
Intensität der Farbe. Bedeutet: daß gerade
hohes Greisenalter beschieden wäre und ein
Anmut vielleicht später erst wirkliches Be¬
dieser eine, geheimnisvolle Grad der Intensität
erfahrt
Asyl auf irgendeinem Schloß, vielleicht hätte
bends greifen finden wird. Und er brinat ihn jetzt
auch er sich in geschriebenen Erinnerungen ver¬
von einem gewissen, ebenfalls geheimnisvollen
wieder, in diesem Lustspiel, das, wie ich
. Glück
Punkt an, den großen Meister von so vielen
ewigt, wie Casanova. Und da ist Andrea Bassi,
glaube. gleichfolls erst auf das richtige Ver¬
kleinen Meistern, so viele kleine Meister von all
Denn
der Jüngling, der eben erst anfängt. Er hat
übschen stehen und auf die gerechte Würdigung noch
den zahllosen Stümpern unterscheidet. Stärker
die schöne Annina, die er liebt, entführt, er
ie ihn eine Weile warten muß, weil es den Leuten
und blasser haben sie insgesamt in der gleichen
glaubt jetzt, daß es die große, die ewige Liebe
rch ihr jetzt wohl noch zu leicht erscheinen mag, und
Art die gleiche Farbe. Doch Casanova hat das
ist, und ahnt nicht, daß er vielleicht noch viele
weil sie jetzt an dem tieferen Sinn dieser in
Blut, hat die Essenz dieser Farbe. Deshalb ist er
besitzt,
Mädchen entführen wird. Aber die anderen,
da, um die anderen in sich, für immer, zu ver¬
Eine, Heiterkeit schwebenden Verse wohl noch vorbei¬
Gudar, Casanova und der Spieler Santis,
hören.
in
körpern. Deshalb ist er, für immer, der Reprä¬
wittern an ihm den hochbegabten Anfänger.
sentant all derer, die ihm gleichen, die vor ihm,
beschöpf.
Wer weiß, wenn er nicht irgendwo den Hals
Man wird es ja überhaupt erst später, erst.
mit ihm gelebt haben und vergessen worden sind.
zündet, wenn eine Distanz gewonnen ist, verstehen, was bricht oder an einem Degenstich zum Teufel
nächsten in unserer Gegenwart, in der augenblicklich zugeht, wird auch er ein großer Daseinsräuber, die nach ihm leben werden, ohne daß man sie
en, dienichts und zu niemandem irgendeine Distanz ein Ritter des Glücks und der Genüsse. Und beachtet. Deshalb hat nur er Memoiren ge¬
kann, wenn er's erlebt, einst Memoiren schrieben, und es genügt. Die anderen brauchten
sich ihn möglich scheint, gar nicht beachtet wird: daß
as ge-dies Zusammentreffen Schnitzlers, des Ge=schreiben. Von gleicher Wesensfarbe sind sie alle. das nicht zu tun. Es wäre vergebliche Mühe ge¬
erwirrt 1 statters, mit Casanova als Gestalt eine Er= Casanova, der Dreißigjährige, ist hier, zwischen wesen.