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28. Die Schuestern- oderCasanowainSna
Theater und Kunst.
7.3
Burgtheater.
]Die Schwesternoder Casanovain Spa“
von Artur Schnißiel.
Der Dichter hat eine Episode aus Casanovas
Deuhwpürdigkeiten benützt, denen er vor kurzem auch
Doie außeren Umrisse für eine in schwüler Stimmung
Igehaltene Erzählung entnemmen. Casanova, der
Imerkwürdige Abenteurer aus Venedig, der fast
Imyt##sch gewordene Sieger über die Frauenherzen,
d##waghalsige Spieler, ist in Spaa, dem viel¬
H#usenen Vadcorte, aufgelaucht. Dort hält er in einer
*. Iheißen Nacht die Bank, in nitten einer fragwürdigen
Bleganten Gesellschaft. Spieler find's, die mit Geld,
Imit ihrem Degen schnell bei der Hand sind. An ihrer
& F#ee ihre Frauen, Geliebten, Dirnen. Auch ein
unges Paar hat sich zu ihnen gesellt, das eigentlich
Lnichis mit ihnen zu tun haben sollte. Zwei junge
Mens##en, die Liebesglut zu einem verzweifelten
Gutscluß vereinigt hat; der reiche Junge aus guter
Wamilie hat seinen reizenden Schatz entführt — ins
Ungewisse hinaus.
Herrn Schott fehlt es nicht an guter Haltung
####nd vornehmer Auffassung, glaubhaft vermag er
Jedach den schwergeprüften Liebhaber nicht zu
machen, und dann zeigt der junge Künstler in dieer
## seiner lüngsten Rolle keineswegs dringend ge¬
wügschie Fortschritte in der Sprachkunst. Frau
AFnay hat ein paar verdient gute Wirkungen in
den beiden ersten Akten. Doch nur schwer will es
##hr gelingen, sich zu wirklicher schauspielerischer
Freihen und Beweglichkeit emporzuringen. Trefflich
geben die Herren Heine und Danegger die
Umrisse zweier Spielerpersönlichkeiten. Mit einem
frechen und verschmitzten Kellnerjungen ist dieses¬
mal Herr Thimig jun. nicht recht fertig ge¬
worden. Er hat zu viel Kindlichkeit für den Buben
aufgeboten. Eine glänzende Erscheinung Herr
Treßler als Casanova. Nur fehlt der Zug des
Sieghaft=Tämonischen. Allerdings hat auch der
Dichter ihn nur hie und da aufblitzen lassen. Aus¬
gezeichnet Frau Retty als Flaminia. Der Er¬
scheinuug hätte man vielleicht eine südlichere For¬
mung gewünscht, dies vergißt man aber schnell über
die anmutige Gewandtheit, mit der das erboste und
enttäuschte Weibchen ihre fragwürdigen Rechte zu
verteidigen weiß.
Die Novität brachte dem Dichter zum Schluß,
großen Beifall und zahlreiche Hervorrufe.
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