Faksimile

Text

box 32/1
26.1. Konoedie der Forte zyklus


Zwilling gegeben und vom zweiten zurückgefordert wird, bei dem man,##sagt,
Besser das bewährte Alte als das mittelmäßige Neue. So¬
ist unversehrt noch in „Was ihr wollt“ wiederzufinden, ein größeres umwrscht.
wurde denn wiederum ein Griff in die Depositen des
ein zweitausendjähriger Spaß. An solchen Späßen aber bald für die Schwester, ba
Hauses getan und ein altes seines Kleinod hervorgeholt,
hatte das Publikum früherer Tage seine helle Freude, die
als Mann verkleidetes Mäd
ein Shakespeare=Lustspiel, „Was ihr wollt“ vielleicht
lichen Mann halten, so w
es sich durch keinerlei überkluge Bedenken verbittern ließ.
das beste heitere Stück, das der große Brite geschrieben,
mehr zugemutet, als wenn
Vor der Rampe, war sie noch so spärlich beleuchtet, ver¬
leider auch sein letztes oder eines seiner letzten Lustspiele,
angesichts zweier Peisonen
gaß der Zuschauer die Wirklichkeit und ihre unerbittliche
der blumenumrankte Markstein einer oft stürmisch bewegten,
sehen sollen, mit unserer E
Logik, ließ ohne Widerspruch das Konventionelle gelten,
in ihren Höhenpunkten aber fröhlichen, sonnigen Jugendzeit.
zuhelfen. Ohne ein Opfer
achtete diese berühmte, berüchtigte Konvention zwischen
In seinen Lustspielen baut sich Shakespeare die
sinn kann es im Phan
Bühne und Publikum, den stillen Vertrag, nach welchem
Welt auf, wie er sie sich wünscht, eine mit Liebes¬
schließlich bringt jeder diese
alles Unwahrscheinliche in seinen kühnsten, tollsten Wen¬
lust und Lebensfreude bis an den Rand gefüllte
von einem echten Dichter v#
dungen gutgläubig dahingenommen werden mußte, wenn
Welt, eine mögliche immerhin, wenn schon wenig wahr¬
„Was ihr wollt“ in
es nur innerlich wahr blieb, nämlich in der vom Dichter
scheinliche. Sie haben alle etwas Märchenhaftes, diese Lust¬
Auge eine Prachtausgabe
fabulierten Welt denkbar und möglich. Wir sind heute
spiele, und herrscht auch das gesprochene Wort in ihnen,
stellung wurde mit großer
weniger naiv, werden viel leichter zu Störenfrieden unserer
so sind sie doch fast alle ganz durchhaucht von jenem
streckte sich diese Sorgfalt off
eigenen Schaulust. Eine so vollkommene Zwillingsähnlich¬
ätherischen Element, das dem Märchen so nahe verwandt:
komischen Teile, die von
keit, daß eine Frau den eigenen Mann nicht mehr erkennt,
ihre Seele ist eine durchaus musikalische. Shakespeare muß,
Bleichenwang beherrschten
die Braut den Bräutigam verwechselt, glaubhaft zu finden,
was man so sagt, ein Musiknarr gewesen sein, er hat
die Clownspäße, Zirkuss
sind wir kaum noch imstande, ersetzen lieber eine Unwahr¬
ahnungslos die besten Operntexte geschrieben, und seine
Narrenspossen aller Art
scheinlichkeit durch die andere, indem wir für beide Rollen
Aussprüche über Musik sind selber Musik. Rein technisch
Art in erstaunlicher Weise.
denselben Darsteller fordern. In „Was ihr wollt“ hat
genommen, ist „Was ihr wollt“ ein harmonisches Kunst¬
Tobias, hat wenig natürlich
schon Deinhardstein aus Viola=Sebastian eine Doppelrolle
werk. Wie hier das Zarte mit dem Strengen Gefühl mit
Kniffe und Pfiffe burlesker
gemacht. Zu Shakespeares Zeiten war die Aehnlichkeit
Frohsinn und Heiterkeit, Scherzhaftes mit Groteskem im
eine nicht gewöhnliche Kör
leichter auschaulich zu machen, weil auch Frauenzimmer
reinsten Einklang sich zusammenfindet, bleibt einzig in
saßt seinen Saufbruder,
von Männern dargestellt wurden. Noch leichter waren im
seiner Art. Eine so volliommene Paarung der schroffsten
den uns Herr Moser aufs
Altertum die Masken in Uebereinstimmung zu bringen.
Gegensätze gelingt auch diesem Dichter kaum in einem
Augenblick beim Latz und
Da lief nun aber der Zuschauer Gefahr, daß er selber die
anderen Stück. Sogar das an sich nüchterne Zwillings¬
Latte durch die Luft oder
Menächmen verwechselte, wodurch der ganze Situations¬
motiv, dieses unaufhörliche Verwechseln von zwei gleich¬
empor und läßt ihn in der
witz unverständlich wurde. Irgendein Unterscheidungs¬
gestalteten Figuren, wird hier in eine Sphäre gehoben, wo
szene setzen sich Fabio und
zeichen werden die Zwillingsfiguren vohl gehabt haben.
sich das Verstandesmäßtge ins Gefühlvolle, das Mechanische
auseinander und bilden ein
Im „Amphitruo“, wo Jupiter die Gestalt dieses Titel¬
ins Melodische zu verwandeln= scheint. Shakespeare, selbst
Ulk wächst, schwillt bis zun
helden, Merkur die des Dieners Sosia annimmt, trugen
Vater eines Zwillingspaares, hatte das Motiv bekanntlich
sich totlachen an diesen Aus
die göttlichen Verwandlungskünstler ein solches Zeichen
schon in einem früheren Stück („Komödie der Irrungen“)
geben, daß sie in ihrem Ueb
am Hut, Merkur eine Feder, Jupiter eine goldene Borte,
gründlich ausgebeutet, den Herrenzwillingen dort sogar
Werkes stören, das eigen
und der Prolog machte das Publikum eigens darauf auf¬
ein Dienerzwillingspaar beigesellt, so daß sich das Qui¬
geschichten des Herzogs,
merksam.
proquo ins Unendlicht vervielfältigte, gar kein Ende finden
Hintergrund verschieben. U
wollte. Das unverrückbare Vorbild für alle diese Zwillings¬
Viola=Sebastian wurde noch unter Laube als Doppel= tolle Gebaren färbt auf d
stücke sind, wie jeder weiß, „Die Menächmen“ des Plautus,
verleitet sie zu der irtigen
rolle gegeben, irren wir nicht, sogar noch unter Dingel¬
und mancher hübsche Bühnenscherz des uralten Stückes, stedt. Diesmal, bei der neuesten Wiederholung, enthieli
sei überhaupt nichts ernst zu
beispielsweise jener mit dem Beutel Geld, der dem ersten man sich dieses Unfugs, der ja gar keinen Gewinn bringt, und Empfindung, nicht Lieb