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26.1. Konoedi Forte zyklus
Der dritte Einakter, „Die große Szene“ handelt
von dem ehelichen Verhältnis und Zerwürfnis des
Schauspielers Konrad Herbot und seiner Frau Sophie,
die teils im Ernst, teils im Scherz behandelt werden
und zeichnet sich durch eine glänzende Charakteristik der
Hauptrolle, seine psychologische Motivierung und geist¬
reiche und witzige Gedankenspitzen aus.
Das erste Stück spielt in Wien, das zweite in einer
Bahnhofshalle und das dritte in Berlin. Sehr leben¬
dig und lebensvoll in Szene gesetzt war in dem zweiten
Einakter das Leben und Treiben bei Ankunft der Züge,
wobei auch der Extrablattverkäufer nicht fehlte. Einen
auserlesenen Geschmack und feines Stilempfinden verriet
das entzückende Zimmer des Schauspielers im letzten
Einakter.
Die Rollen der drei mehr oder weniger unglücklichen
Ehemänner spielte Herr Harprecht, der in diesen ver¬
schieden gearteten Rollen einen Beweis, seines Charak¬
terisierungsvermögens und der Vielseitigkeit seiner dar¬
stellerischen Mittel ablegte.
Der ernste und vergrämte,
an stillem Seelenleid zehrende Arzt wurde ebenso glaub¬
würdig und überzeugend von ihm dargestellt, wie der im
Grunde gutmütige, aber leichtsinnige und im Leben wie
auf der Bühne Komödie spielende und das Leben als Ko¬
mödie nehmende Schauspieler. Die drei Frauenrollen
wurden von den Damen Pils Gothe und Mei߬
ner gespielt. Die erste und die letzte, eine Schuldbe¬
ladene und eine Märtyrerin, stellen an die Darstellungs¬
kunst höhere Aufgaben, denen die beiden Vertreterinnen
in löblicher Weise und mit Takt gerecht wurden. Im
übrigen ist noch die humorvolle, zu den besten der drei
Stücke gehörende Rolle des Theaterdirektors Falk zu
erwähnen, der sich sters in der Theatersprache bewegt
und sich mit einem jovialen Zynismus über die Misere
des Lebens hinweghilft. Sie spielte Herr Weisker mit
überlegener Kunst und feinem Humor.
Die Rollen der beiden „Dritten“ waren durch die
Herren Heinz und Schneider und die des ge¬
täuschten Bräutigams durch Herrn Ehrle gut vertreten.
Das Publikum nahm die drei Einakter mit sehr leb¬
haftem Beifall auf.
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abessisde GGesodazfer
Großherzogliches Hoftheater.
Komödie der Worte.
Drei Einakter von Arthur Schnitzler.
Als erste der Uraufführungen dieser Sai¬
son ging gestern die der drei neuen Schnitzler¬
schen Einakter an unserer Hofbühne in Szene.
Einakter ist vielleicht eine etwas zu weitge¬
hende Bezeichnung für diese mehr episodenar¬
tigen, abrißhaften Szenen, in denen sich, wie
meist bei Schnitzler, an äußerer Handlung
meist nicht mehr findet, als zur Motivierung
und Fortentwicklung des Dialogs unbedingt
nötig ist. Dieser Dialog freilich, reich an geist¬
reichen Pointen, verrät wieder Schnitzlers,
Meisterschaft in dieser Beziehung in Anlage
und Durchführung. Zwar geht er hie und da
reich in die Breite, ermüdet auch zuweilen
durch den Mangel an treibenden Momenten,
wie im „Bacchusfest“, wodurch eine Anzahl
Feinheiten, die bei der Lektüre in die Erschei¬
nung treten, verloren gehen.
Die Grundidee ist in allen drei Stücken
durchgehend: es soll die Macht des Gemein¬
schaftsgedankens in der Ehe bewiesen werden,
eines Zusammengehörigkeitsgefühls, das selbst
ganz entgegengesetzte Naturen, grundverschie¬
den in der Lebensauffassung, unlöslich anei¬
nander fesselt. Die sich gegen diese Macht
auflehnen und ihren eigenen Weg gehen wol¬
len, gehen daran doch innerlich zu Grunde, wie
Dr. Eckold in der „Stunde des Erkennens.“
Da ist es also richtiger, meint Schnitzler, ein
Kompromiß zu schließen mit dieser Macht, wie
im „Bacchusfest“ und in der „Großen Szene.“
Die Menschen, die uns diese Weisheit zu
predigen, durch ihr Handeln einzuprägen be¬
stimmt sind, zeigen zum Teil recht absonderliche
Charaktergestaltungen. Man merkt an ihnen,
daß nicht die Handlung aus ihnen erwachsen
ist, sondern daß der Dichter sie gewissermaßen
ad hoc sich konstruiert hat, und gelegentlich
meint man fast die Schrauben zu sehen, die
die einzelnen Teile dieser Charaktere zu ei¬
nem nicht gerade geglätteten Ganzen verbin¬
den. Da ist der Dr. Eckold, der zehn Jahre
lang seine Rache gegen die ungetreue Gattin,
auf Eis legt, um sie dann, nicht etwa in einem
innerlich begründeten Moment, sondern aus
einem rein äußeren Anlaß, wenn die Bequem¬
lichkeit es ihm gestattet, in Szene zu setzen.
Eine Nache übrigens, deren Folgen er dann
selbst, trotz der langen Vorbereitungszeit, nicht
zu tragen vermag. Da ist ferner der Schrift¬
steller Staufner im „Bacchusfest“, der seine
ganze Intelligenz und Selbstzucht aufbietet,
um eine notorische Gans, die durch irgend ei¬
nen Zufall seine Frau geworden ist, zur Ab¬
kehr von ihrem geistig nicht höher ragenden
Liebhaber zu bewegen. Da ist schließlich der
Schauspieler Herbot in der „Großen Szene“,