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26.1. Konoedie der Norte zuklus box 32/4
(Quelienangabe ohne Gewähr.)
Hanno
rAneiger, Hannorel
nitt aus:
11. 11.1915
1. Banu,
8
Theater und Musik.
Deutsches Thealer.
Zum ersten Male: „Komödie der Worte“, drei
Unfren hannoverschen Truppen
Einakter von Artur S
chnitzler. Spielleitung:
Direktor Leo Walther S
The
Als im Herbst vorigen Jahres die deutschen Tk
ater zur gewohnten Zeit wie im Frieden ihre
da Weihnachten im geide
ten wieder öffneten, da verlangte trotz der furc
schweren Kriegsprüfung, die wenige Wochen v#
über unser Volk bereingebrochen war, kein Einsi
gilt unsere jetige Sammlung von Liebesgaben, die wir in Gemeinschaft mit den Annahmestellen I und 1I
für freiwillige Liebesgaben jetzt wieder eröffneten. Es ist das zweite Weihnachtsfest, das unsere Feld¬
ger von ihnen, daß sie nun dauernd nur die hohe
grauen draußen erleben, in stetem Kampf für das Vaterland. Wieder senken sich die Schatten der
Dramen unsrer Klassiker geben sollten. Allein schon
Winterzeit auf die weiten Kampffelder im Westen und Osten, zu denen jetzt auch noch die unwirtlichen
die Notwendigkeit der wirtschaftlichen Sicherung der
Kampfgebiete Serbiens getreten sind. Millionen unserer deutschen Männer steben in steter Bereitschaft.
Künstler erforderte die Beibehaltung auch leichter
nicht nür die Grenzen unsres Vaterlandes zu verteidigen, sondern unter beldenmütiger Einsetzung
Ware im Spielplan, und dieser Notwendigkeit brachte
ihres Lebens den Sieg zu erzwingen, den wir nach all den Opfern zur Sicherung einer gedeihlichen
auch jener Teil der Oeffentlichkeit volles Verständuis
Weiterentwicklung unsrer Existenz erringen müssen und werden. Groß ist unsre Verpflichtung diesen
Kämpfern gegenüber
entgegen, der persönlich kein Bedürfnis nach solchen
Unfre Sammlung gilt vor allem aber den zahlreichen Kriegern unsrer Hannoverschen Truvven.
Darbietungen empfand. Aber eine seit Jahren leider
die obne nähere Angehörige sind, die infolgedessen das Weihnachtsfest heranrücken sehen, oöne Anssicht
vergeblich vertretene Forderung wurde fast wider¬
auf eine beglückende Weihnachtsgabe aus der Heimat. Sollen diese Tapfern zu Weihnachten beiseite
standslos durchgesetzt: die dekadente Theatralik des
Sollen Siese
stehen, menn andere Gaben aus der Heimat von ihren Angehörigen empfangen?
jetzt feindlichen Auslandes, zumal die früher in Mas¬
vielen Kämpfer empfinden, daß sie, die auch ihr Leben für das Vaterland aufs Spiel setzen,
sen aus Paris eingeführte Ware, gewann im Kriegs¬
vergessen werden?
Für diese erbitten wir in erster Linie Gaben!
theaterwinter nicht wieder die frühere beherrschende
Ein jeder von uns Daheimgebliebenen wird gewiß für diese Helden seine Gaben bringen, um
ja
Stellung im Spielplan der Bühnen Deutschlands, i
ihnen zu beweisen, daß auch sie bei dem schönsten aller Feste, zu Weihnachten, nicht allein steben und
wurde mit wenigen Ausnahmen überhaupt nicht mehr
daß wir auch ihrer in Liebe gedenken.
zugelassen. Wäre das auch nur eine Art Vergeltung
Am willkommensten werden unsern Feldgrauen auch jetzt, zu Weibnachten, wieder
dafür aewesen, wie man im feindlichen Ausland deut¬
sches Wesen und deutsche Kunst verunglimpfte,
Weihnachts=Pakete
wäre sie schon deshalb freudig zu begrüßen gewesen,
weil sie Gelegenheit gab, an den seit. Jahrzehnten
sein. aus denen sie erseben, daß sie von sorgender Hand für sie bereitet sind. Als Inhalt dieser Pakete.
ungebührlich zurückgesetzten deutschen Bühnenautoren
deren Wert man auf ca. 5 Mk. bemessen möge, ist besonders zu empfehlen: Strümpfe. Hosenträger.
ein hischen wieder gut zu machen, und wenn auch
Taschentücher, von jedem vielleicht ein Paar, Zigarren. Zigaretten, Tabak, Tabakspfeifen. Schokolade.
praktisch noch so wenig dabei herauskam. Doch uns
Zucker. Kerzen, Büchsensachen (Fische, Wurst, Fett), Nähzeug, Lichte, Taschenlaternen, Batterien, Lunten¬
war es mehr, war es ein unwillkürlicher Ausdruck
feuerzeuge, Seife, Mittel gegen Ungeziefer. Garn, Nadeln.
der seelischen „Umgruppierung“, die sich in jenen
Dem Pakete lege man seine Adresse bei.
Wem aber die Zeit und Gelegenbeit fehlt, selbst ein berartiges Paket zu fertigen, der gebe
Tagen im deutschen Volke vollzog: zu der Selbst¬
besinnung auf unser eigentliches Wesen, zu dem Be¬
(r
kenntnis zu jenem wahren Deutschtum, dessen Kräfte
eine Geldspende von 5 Mark
wir für die weltgeschichtliche Prüfung brauchten, wollte
oder mehr, damit wir dafür Einzel=Pakete obigen Inhalts anfertigen können. Auch in diesem Falle
nach unser aller Empfinden jene ihm fremde, ja in¬
bitten wir um Beifügung einer Karte, die den betrefsenden Paketen beigepackt werden kann. damit
nerlich feindliche Literatur nicht mehr passen deren
der Empfänger sieht von wem die Gabe kommt. Außer diesen Einzel=Paket= und Geldspenden sind
geistige Flachheit und seelische Morschheir ob ihrer
selbstverständlich auch
geschickten „Aufmachung“ bislang auch auf unsern
Bühnen ebenso wie im übrigen literarischen Betrieb
andere Liebesgaben in beliebigen Posten
nicht nur geduldet, sondern geradezu verhätschelt und
verbimmelt wurde.
und Auswahl willkommen und zwar sind dakür besonders zu empfehlen: Unterhofen Strümpfe,
Nun stehen wir schon mitten im zweiten Kriegs¬
Taschentücher, Hosenträger, Konferven, Keks, Schokolade, Hönigkuchen, Zigarren, Tabak, Pfeisen, Post¬
theaterwinter. Die seelische Belastung unseres Volkes
Alles soll und muß beste Ware sein, die den
karten, Rum, gute Weine, Kassee. Tee usw.
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ist in den fünf Vierteljahren seit August 1914 wahr¬
Transport übersteht und die dem Körper bekömmlich ist. Die Beifügung der Adresse des Spenders
lich nicht geringer geworden, und wenn auch dank der
auch zu diesen Sachen ist erwünscht Mit diesen Gaben werden wir, soweit es angebracht ist, auch
Einzelpakete fertigen oder aber den Truppenteilen zuführen, damit diese selbst durch ihre Führer die
wunderbaren Leistungen unsrer genialen Heerführer
Gaben so verteilen, wie es zweckmäßig erscheint.
und unsrex unvergleichlichen Truppen unsere Sieges¬
zuversicht so stark und fest ist wie nur je, so sind der
Vor allem erbitten wir alle Gaben, Einzelpakete und Geld¬
unersetzlichen Opfer doch so viele gebracht worden, daß
nur das stete Gedenken an das große Ziel: die freie
spenden se schnel wie mäglich.
Zukunft und Weltgeltung des Deutschtums ein für
enn die Weihnachtspakete müssen zum Teil noch vor Ende November bekördert werden um auf
allemal zu erkämpfen, uns sie so stolz ertragen läßt.
sicherm Wege auf den entfernteren Kriegsschauplätzen rechtzeitin zum Weihnachtsfeste einzutreßen.
Die Kraft dazu aber erwächst allein aus der immer
Die Zuführung der Gaben an unfre Truppen erfolgt durch uns und die Annahmestellen
reineren und volleren Ausprägung eben dieses inne¬
I und II hierselbst.
ren Deutschtums in all unserm Fühlen und Wollen,
Wir erbitten Einlieferung aller Svenden an die
und daher ist es gebieterische Pflicht aller öffentlichen
Einrichtungen, diese Gesundung, dieses Wachstum der
Geschäftsstelle des Hannoverschen Anzeigers, Hannover, Schillerstraße 11
Volksseele wenn nicht zu fördern, so doch zum min¬
oder an die
desten nicht zu stören. Deshalb gehört die früher
leider so stark bevorzugte theatralische Dekadenzlite¬
Annahmestellen I und II Künstlerhaus, Hannover, Sophienstraße 5.
ratur heute noch weniger als vor einem Jahre auf
unsere Bühnen, weil sie das gerade Gegenteil dessen
Ueber alle Gaben wird im Hannoverschen Anzeiger in der üblichen Weise quittiert.
predigt und verherrlicht, was wir jetzt und für immer
dringend brauchen, mag sie nun aus Paxis oder aus
Verlag des Hannoverschen Anzeigers, Hannover.
— Wien stammen. Darum empfindet auch iemand
der ein harmloses Scherzspiel, einen törichten Schwank
sich zur seelischen Entspannung gern einmal ansieht,
Werke wie Artur Schnitzlers „Komödie der Worte“
ihre Treue, die ihnen Selbstverständlichkeit ist, auf holen, die dech, so unerquicklich sie größtenteils wir¬
Fals einen Mißklang im neudeutschen Chor, als pein¬
ken, nirgends den schweren Ernst verkennen lassen,
der Bühne in sentimentaler Verbrämung bengalisch
ichen. Rückfall in Zeiten, die überwunden sein sollten.
mit dem der grüblerische Dichter mit dem ihn wieder
beleuchtet werde. Aber sie dürfen verlangen, daß von
Denn diese „Komödie der Worte“, wie der Autor
jund wieder beschäftigenden Problem des Weibes ge¬
diesen die Welt vortäuschenden Brettern wenigstens
sie prätentiös nennt,
ist eine Tragödie der Ge¬
rungen hat so muß es sie vollends abstoßen, zu sehen,
jetzt nicht das gerade Gegenteil ihres Verhaltens als
sinnung und Gesittung. Ihr dreifach abgehandeltes
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wir dem Wierer Schnitzler ähnliche Themen ehen!
Norm, ja als Selbstverständlichkeit hingestellt wird.
Thema ist, genau wie bei der unterbrochenen Einfuhr
recht sind, mehr oder minder gerstvoll „jenseits von!
Wenn schon malcher sich daran stößt, daß unsere The¬
aus Paris, die eheliche Untreue — nicht als Problm,
Gut und Böse“ damit zu spielen.
ater ringsum im Reich jetzt des Schweden Strind¬
sondern als Sport. Gewiß erwarten die Frauen und
Bräute der Millionen Feldgrauen draußen nicht, daß lberg zersetzende Einakter besonders häufig hervor¬! Der erste Einakter „Stunde des Erkennens“ hat