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undzwanzig Stunden war das Werk fertig. Es ist sogar länger
geworden, als man dachte. Wer schnell dichtet, dichtet
doppelt
Der Star, dessen Persönlichkeitswert sich in Ziffern aus¬
drücken läßt, verschwindet allmählich aus unserem Theaterleben.
Fast scheint es, daß auch hier der Krieg eine Umwertung aller
Werte geschaffen hat Man weiß, welcher Schauspielerkultus
früher bei uns getrieben wurde, man feierte die Lieblinge fast über
das Normalmaß hinaus — heute hält sich die Begeisterung, da
sie anderweitig beschäftigt ist — in entsprechenden Grenzen. Es
gibt natürlich bei uns noch immer Schauspieler, die ein sogenanntes
sicheres Geschäft bedeuten, die selbst einem schwachen Stück ein
finanzielles Rückgrat geben können. Man fragt: „Spielt heute
Frau X — oder Herr 9)?“— und geht ins Theater. Aber solche
Popularität mit Vorverkaufsgebühr ist doch ziemlich selten.
Frau Ida Roland zählt seit der „Zarin“ zu den wenigen,
deren Zugkraft — um im groben Theaterjargon zu sprechen —
sich in der „Kassa“ deutlich ausspricht. Sie weiß das sehr genan
und bezieht auch, fast könnte man sagen, die höchste Gage, die
gegenwärtig auf dem Theatermarkt bezahlt wird. In der Neuen
Wiener Bühne hat sie in der vorigen Saison auf Teilung gespielt.
Sie bleibt auch heuer in der Residenzbühne bei dieser aus alten
Zeiten stammenden, aber für moderne Verhältnisse adaptierten und
sozusagen verfeinerten Methode. Frau Roland, diese wirklich
interessante Schauspielerin, erhält einen bestimmten Teil der Ein¬
nahme. Ihre geschäftlichen Talente sollen ebenfalls sehr starke sein.
Die Direktoren wissen ein Lied davon zu singen, aber sie singen
es nicht gerne. Frau Roland ist sogar — wie man erzählt —
an den Gebühren jeder „Freikarte“ beteiligt.
Die Künstlerin wird unter anderem die weibliche Hauptrolle
in dem Lustspiel „Die rätselhafte Frau“ von Robert Reinert
geben. Sie hat hier Gelegenheit, individuell=hysterisch zu sein,
unterdrückte Schreie auszustoßen, Seelenkämpfe in wunderschönen
Toiletten zu bestehen, gedankenvoll ihre Frisur zu ordnen: kurzum, sie
hat den ganzen Abend Gelegenheit. Die Hauptrolle ist eine
rätselhafte Dame, die sich in ihrem eigenen Herzen nicht aus¬
kennt und zwischen den jetzt auf dem Theater üblichen drei
Männern schwankt. Selbst als der Vorhang fällt, hat sie sich
noch nicht endgültig für einen entschieden. Dem Stück liegt
wieder einmal das Scheidungsmotiv zugrunde, aber jedenfalls in
einer noch nicht dagewesenen Variation. Eine Frau läßt sich
von ihrem Manne scheiden, weil er eine — auffallende Nase
hat oder wie sie selbst sagt: „Eine Nase, die geradezu katastrophal
ist, beleidigend häßlich, aufreizend, tödlich. Ich fürchte mich vor
ihr. Wenn sich mein Mann zu mir beugt, glaube ich, ein Un¬
geheuer der Vorzeit attackiert mich“ Sie läßt sich nun scheiden
und heiratet sozusagen dem Gatten vor der Nase weg
einen anderen. Mit dem ist sie noch ###
glücklich, aber diesmal aus seelischen Gründen. Und nun gib
der Autor diesem scheinbar „äußerlichen“ Konflikt eine über
raschende Wendung. Im Zwischenakt, der für solche Fälle wi
geschaffen ist, läßt sich der erste Gatte die — Nase operieren
Sie ist jetzt tadellos, keine Narbe, keine Falte
— ein
wunderschöne griechische Nase. Und sie kehrt gerne und reui¬
zu ihrem Cyrano von Bergerac zurück. So hat die modern
Medizin einem dramatischen Autor eine wertvolle Anregun¬
geliefert!
Die Tücken beim Theater sind oft ganz merkwürdige
Art. Es sind nicht immer Tücken der Objekte Da hat sich be¬
der Premiere von „Bella“ im
Stadttheater
seltsamer Fall ereignet. Man hatte
ganz
eine realistische Regie,
im besten Sinne dieses a#
mißbrauchten Wortes gesorgt. Und selbst die Hühner im Hühner
hof, der sich im Hintergrund der Bühne sehr gut ausnahm, waren
echt und lebendig. Es waren dressierte Theaterhühner, die schof
öeter verdienstlich mitgewirkt hatten. Auch diesmal gaben sie ihr
Rolle sehr natürlich Aber plötzlich begann ein alter Hahn ms
einem jungen zu rausen. Es handelte, sich um ein Stückcher
Brot, nach dem der alte zu schnappen ansing. Vielleicht hatte de¬
junge eine Brotkarte und so ein gesetzliches Recht auf das Broe
Vielleicht war es auch Futterneid. Das soll beim Theater
vorkommen. Kurzum, der Streit der Hühner wurde immer
lebhafter und störte beträchtlich das Spiel von Frau Konstantin,
die gerade auf der Bühne seelisch tief zu leiden hatte. Es blieb
der schlagfertigen Künstlerin nichts anderes übrig, als einen Besen,
der zufällig bei der Hand war, zu ergreifen und dem naturalisti¬
schen Spiele der Hühner ein Ende zu bereiten ...
Ein neuer Dramaturg wurde an die Residenzbühne
engagiert. Da der Einlauf ein sehr starker ist, muß er sehr
viel lesen. Der aufreibende Dienst scheint seiner Gesundheit zu
schaden. Bei der letzten Premiere sagt ihm ein Belannter:
„Was haben Sie — Sie sehen elend aus.“
„Ja, ich gehe Stück für Stück zugrunde.“
Ausschnitt aus Münsiner Zellung
7-08119“ München
vom:
Cedtemunp Un —
theater verfaßt hat. In den sieben-Gofmusikkonzer¬
ten, die Weingartner leitet, wesden alle Beethoven=Sin¬
fonien zur Aufführung gebracht. P Die Uraufführung der
„Komödie der Worte“ hon Artur Sch
findet gleichseitig mit dem k. k. Burgtheater in Wien saft.
C. K. [Unbekannte Briefe Ifflands.] Ein paar bie *