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26.1
Konoedie der Norte Zuklus box 32/1
wenn er, die Krigesjahre von 1809—1812 schildernd, sagt: halten, erkennen sie, de
Senlielek 27c,
„Und inzwischen ging das Leben, das eigentliche Leben der gewußt hat. So tief wa
Menschen mit seinen wesentlichen Interessen: Gesundheit,
sa schicksalgestaltend tie
Burgtheater.
Krankheit, Arbeit, Ruhe, seinen Interessen des Denkens, täuschungen eigentlich
des Wissens, der Poesie und Musik, der Liebe und Freund= der Worte“ einzuschließ
Die Komödie der Worte.
schaft, des Hasses und der Leidenschaften, seinen gewöhn¬
mehr. Um eine Komödich
Drei Einakter von Artur Schnitler—
lichen Gang außerhalb der politischen Sphäre, unabhängig
von Lebensinhalt.
von Freundschaft und Feindschaft, und unberührt von allen
Sie waren vor Kriegsausbruch niedergeschrieben,
zehnte hindurch als ein
Umstürzen.“
diese Variationen über das Thema: Lebenstäuschungen;
Menschen schätzt, ist ei
— —
über das Thema der Verfälschung innigster Beziehungen
seines Lebens= und L
von Meusch zu Mensch, durch die Maskerade der Seelen.
in das Schuldbuch sein
„Es mag ja sein, daß menschliche Beziehungen geradeso
Die# wenn sie auch in engster Berührung ineinander zu
und Klara, die sich lieb
ihren Krankheiten unterworfen sind, als Menschen selbst.“
#birker scheinen, dennoch jede für sich im verschlossensten
er sich als Lebenspose
In diesem Gedanken, den in der „Stunde des Erkennens“
obwohl nur die eine von
Winel der Bewußtheit einsam ihre Wahrheit hüten. Als
Klara Eckold ausspricht, liegt der dramatische Antrieb der
abek der Krieg seine ersten Schatten warf, verschloß Artur
„Komödie der Worte“. Denn in allen ihren drei Fassungen,ssie, um nicht den „Ta
Schnitzler seine Einakter=Trilogie in die Schreibtischlade.
des tragischen, des lächelnden und des grotesken Problems, dem einzigen Mann au
„Er war, wie alle Schöpferischen vor dieser neuanhebenden
geht es um die Feststellung und um die Abwicklung von geschieht es, daß sie ihr
Zeit, unsicher geworden. Wer nicht in diesem Augenblick
Beziehungen, die durch Krankheitskeime verändert und zer=und so verfehlt er das
zu den rasch gefaßten, mobilen Literaten gehörte, die auf stört erscheinen; um Beziehungen, die nicht zur Blüte ge¬ Komöde der Irrungenn
schatten sich senken.
den Kriegstaumel behend sich einzustellen wußten, und die dehen, sondern verkümmern mußten, um Beziehungen, die,
blutige Fackel so gewandt zu schwingen begannen, als
an der Wurzel faul, als vergiftete Triebe ums Dasein
Die Menschen d
wären sie Abstämmlinge der Erynnien, der suchte im
rankten. Irgendwie anormal sind ja eigentlich alle Ver=einmaligen scharfumrif
Schweigen Zuflucht. Er war um die echten Dichter, die in hältnisse, die Menschen einander verbinden. Weshalb
wesen. Wie man in d
der gewesenen Friedenszeit zu den aufbauenden, zu den dem aber so ist, wo die Ursache der Verfälschung gesucht
Pflanzen einer Famili
stilbildenden Energien gehört hatten, wie ein Hauch von
werden muß, die den normalen Lauf der Schicksale unter¬
Urform stammend, ger
Scham. Sie schämten sich, den Menschen wie sonst von ihren
bricht, engverknüpfte Zusammenhänge löst und, was wohl¬
auch eines Dichters L#
Träumen zu sagen; sie fühlten sich irgendwie in ihrem
gefügt schien als morsch und brüchig sich erweisen läßt, dies
gezeichnet, die in ihren
Wert, in ihrem Daseinssinn vermindert.= Sie fühlten sich
ist das Rätsel, welches zu lösen es Schnitzler lockte. Die
gemeinschaft anklingen
unwichtig geworden. Langsam in der bitterlangen Zeit des
Deutung, die er gibt, lautet, wie immer bei ihm, trostlos eines beglückteren Frei
Durchhaltens, in welcher Monate ebensoviel Jahresringe und dennoch gefaßt: Was Menschen erleben, hat mit demi vie der Geizige sein
am Lebensbaum bedeuteten, kam aber anderes Wissen.
Leben der Menschen oft nichts zu schaffen. Der Grundriß der sterbende Weihgast
Immer bestimmter wuchs die Forderung: daß die Künstler ihres Wesens und die Fassade ihres Wesens stehen in keinem selbstquälender Glücksze
den Unentbehrlichen zugezählt werden müssen. Weil jetzt organischen Zusammenhang. Denn was die Seele sich auf= reiter, und in ihm lie
die Erfahrung uns belehrt hat, wie gerade im Ausnahms¬
baut, das Gemüt ersehnt, die Triebe fordern, wozu der
unerworbener, opferlo#
stunden der Geschichte, gerade wenn Zerstörung und Kampf
Wille und das innerste Gesetz den Einzelnen treibt, ver¬
im „Einsamen Weg“
den Menschen und ihren Werken mit Vernichtung drohen, ändert, so wie es über die Schwelle des Bewußtseins ge= in der verhaltenen
man in Kunst und Alltag tiefere Daseinsfülle sucht. Weil langt, Sinn und Ziel. Nur was wir getan und gelebt, nicht Erlebens; in der äuße
die Menschen dieser Zeit sich einem leidenschaftlicheren
was wir gewünscht und ersehnt haben“ gilt vor Mensch zu voll eingerichteten See
Innenleben hingeben. Man erlebt heißer, rascher, kom=[Ntensch. Das nun ist eben unsere Einsamkeit, daß wir un= heit seines Todeswisse
plizierter, unberechenbarer. Ein Ausnahmszustand hat die bewußt als Masken unseres Selbst auch vor den Liebsten! Geschlecht derer von
Seelen erregter. dem Verstehen bereiter gemacht. Mehr als
erscheinen.
ihrem Mann zur Seite
früher sind sie auf die Problematik aller Lebensbeziehungen
So haben in der „Stunde des Erkennens“ drei im reißenden Strom de
eingestellt. Tolstoi hat in „Krieg und Frieden“, in dem
Menschen nebeneinander, ja auseinander hin gelebt, obwohl an den Pfahl der Pflich
Werk, das man eine Philosophie der Kriege nennen könnte, sie aufs engste sich miteinander verknüpft wähnten. In dem blick der Vereinsamung
über diesen bestimmten Zustand der Menschheit gesprochen, [Augenblick, da sie dazu getrieben werden, Abrechnung zu Wesen opfert, um die