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box 32/1
26.1. Konoedie der vorte ZykIus
— .
nmen; einer, der besonders man wird die strengste Untersuchung einleiten. Man wird Notenbank stärken, sondern auch die Mittel mehren wird, die die
lchien Schloß ereignet hat. vor allem einen Lakai verdächtigen, man wird ihn ver= Linderung der Kriegsnot heischt. Wer der offiziellen Kriegshilfs¬
it mir eine um ihre tiefste
„Große Szene.“ Hier in der Welt des Schau=der Entschuldung zu schaffen. Da, wo ihr Liebe und
verkümmerte „Dyonisia“. spielers verliert die Feststellung, daß Worte, die Menschen
Mitleid die Worte eingeben: „Es war manchmal ein
Eckdals, den Forscher zum
einander sagen, nur dazu dienen, sich irrezuführen, jede
Schein von Dir, der durch Deine Maske leuchtet, aber Du,
gen aus der „Hirtenflöte“
Bitterkeit. Denn hier ist die Komödie der Worte heimat= Du selbst warst es nicht. Du steckst ja so tief in Dir, so tief.
das seelische Experiment
lichem Boden entsprossen. Ist eine Blüte, die den Erd¬
Und ich fühle doch, daß das, was Du bist, irgend was
Versuches mit der Seele geruch der Scholle ausatmet. Die Tragik des Bühnen¬
Gutes ist, etwas, an das man glauben könnte. Ganz tief
hm, Eckdal einstens gesagt künstlers, aber auch sein Glückszauber besteht in der Ver¬
in Deiner Seele, ich fühl' es ja, Konrad, da bist Du ein
Weg deines unbewußten wandelbarkeit seines Ich. Die oft und oft in einem Ver¬
Kind, wirklich ein Kind.“
Wahrheit in dir, die wirlieren des eigenen Ich gipfelt. Fremdes Leben erlebend
Auch dieser zwei Menschen Sein kann man in anderen
aus der im Irren halben, als eigenstes; eigenstes Leben zu Phantasien verwendend
Zusammenhängen, auf anderen Lebenswegen in Schnitz¬
nsich selbst und der Treue wie fremdes, so steht der Schauspieler außerhalb der
lers Werken begegnen. Der Schauspieler Ferdinand Hei¬
nkenden Frau die „große Wirklichkeit. Wahrheit und Dichtung oder Wahrheit und
nold in der „Frau Beate“ ist das Urbild des Herbot, ist
Unentwegtedes Erlebens.
Täuschung sind das Handwerkzeug, mit dem seine Seele
die erste Fassung des Kind=Mannes (frei nach Fritz Wittels
Seele und ihres Leibes
arbeiten muß, um über sich selbst hinweg zu kommen und Bezeichnung des Kind=Weibes), der alle Vorrechte der
liet, daß sie vor allem ihm in fernste Menschheit sich einzunisten. Was ihm gehört, Unverantwortlichkeit besitzt und alle Ueberrechte des
Lebens stimmen allerdings was er fremdem Leben entwendet, weiß der Bühnenkünstler
Lebensgenießers. Frauen, die solche Männer lieben, finden
zte überein. Denn die
nicht auseinanderzuhalten, dessen Kunst es sein muß,nicht mehr zurück zu klareren Seelen. Und deshalb ist auch
ede Komödie des Daseins Dichtertraum zu verkörpern. Deshalb wirkt die „Große die reine, keusche, wahrhaftige Gefährtin Herbots, ist auch
dem Gesetz ihrer Seele zu Szene“, die der berühmte Darsteller Konrad Herbot Frau Sophie (eine der edelsten Frauenfiguren, die Schnitz¬
verzweifelnd und frei= einmal in eigener Angelegenheit virtuos herunterspielt, als
ler geschaffen) dem Zauber verfallen. Denn der, den sie
Stunde des Erkennens“, hätte ein Dramatiker ihm die Rolle auf den Leib geschrieben, liebte, war nicht ihr Gatte gewesen. „Hamlet war es und
ihres Daseins Sinn ent¬
nicht abstoßend. Was man im bürgerlichen Leben Cyrano und der königliche Richard und der und jeyer,
wie immer er das Leben
unverzeihlich finden würde, die kalt ersonnene und wohl Helden und Verbrecher, Sieger und Todgeweihte, Geseg¬
gener Betrüger fühlt, und
vorbereitete Lüge, kann man ohne Widerwillen hier hin= nete und Gezeichnete.“ — So hatte sie ihn stets betrogen,
nung es verwünscht, nicht nehmen, wo die Notwendigkeit, Täuschung zur Kunst zu
wie er sie. Hatte, eine Verlorenz von Anbeginn, ein Dasein
der Begrenzte aber dem erheben und Leben in Spiel zu wandeln, Verantwortungs¬
phantastisch wilder Lust geführt; nur daß es niemand
t nicht genießen ließ, diese
lose schaffen muß. Schnitzler webt und lebt im Theater.
ahnen konnte, nicht einmal sie selbst.“
Weltanschauung eines
Alles, was mit der Bühne zusammenhängt, lockt ihm Zärt¬
Solche tiefe, letzte Dinge sind es die in der „Großen
er und überall von einem
lichkeit ab. So steht er dem Schauspieler=Problem auch
Szene“ welche Herbot als das Meisterstück seines Komö¬
menschlich gütig gegenübex. Den vernichtenden Versen,
diantendaseins spielt, Mann und Frau unlösbar anein¬
die Stephan George geschrieben hat:
anderschmieden. Und auch hier, hinter diesem blendenden
ler die Enthüllungen der
„Du horchtest ängstlich aus am Weg, am Markte,
Feuerwerk geistreicher Laune, gleitet das Problem der
hon dem Drama der Ver¬
Daß keine Dir verborgene Regung sei,
„Komödie der Worte“ hinüber in das Rätselvollere „der
n Schleier wegzieht. Alle
menschlichen Beziehungen, die gerade so ihren Krankheiten
In allen Stellen einzuschlüpfen gierig,
aus den retrospektiven
unterworfen sind als Menschen selbst.“
Blieb Deine eigne unbebaut und öd'.“
und aus der Schlu߬
Könnte man jetzt diese tiefere, erkennende und
enigen Szenen, nur durch
verzeihende Deutung entgegenhalten, welche Artur
Vorgängen, die außerhalb
„Das Bachusfest": Hier schickt ein Mann sich an, mit
Schnitzler, von Sophie, von Herbots Frau, aussprechen
gen, ändern und entwickeln
der Frau eines anderen davozulaufen. Der andere aber steht
läßt. Es ist die schönste Stelle des Stückes, dieser Augen¬
inens“ Charaktere, treiben
wie aus einer Versenkung gehoben, plößlich hinter den
blick, wo eine nach Wahrheit dürstende, der ewigen, täglichen
Der Rückblick ist hier
beiden. Packt mit eisernem Griff die Frau, gibt mit kalter
Krisis und die Liquidierung
und stündlichen Marter der Lüge sich wehrende Frau Wucht dem Fremden einen Fußtritt und — das Weib geht
nach einem Ausweg ringend sucht. Wo sie, die Gattin des
in die Gegenwart ein¬
wieder mit dem, der der Stärkere war. So ist der innerste
ung.
großen Schauspielers, die daran zugrunde geht, daß sie Rhythmus des „Bachusfest“ eigentli chder eines Mario¬
lieben muß, was ihr verächtlich dünkt, in ihrem wunden nettenspiels, dessen behende Drastik, dessen lautlos ein¬
— Herzen doch wieder die Kraft schöpft, eine erlösende Formel schnappende Dramatik die knappe Artikulation einer brutalen: