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box 3275
26.1. Kondedieder Norte—zyklus
10•0
105ETIIO:
Reichenberger deutsche Volkszeitung
Reichenberg, Böhmen
——
T
Reichenberger Stadtthedtir.
Komödie der Worte.
Drei Einatter von Arthur Schnißier.
AArthur Schnitler ist zeben Bahr von den
Jung=Wiener Poeten der Beinger der Literatur¬
moden. Die aus seinen früheren Werken be¬
kannten Eigenarten treten auch in den drei Ein¬
aktern zutage, die der Dichter unter dem Titel
„Komödie der Worte“ zusammengefaßt hat,
wenn ihnen auch die alte dramatische Krazt
nicht mehr innezwohnen scheint. Sicherlich aber
zeichnen sich diese künstlerich mit leichter Hand hin¬
geworfenen Sützzen durch einen feinen, zwangos
natürichen und geistvollen Dialog aus. Beson¬
ders versteht es Schnitzter auch hier, durch die
psychische Ausgestaltung seiner Charaktere den
Zuhörer zu fesseln.
In der „Stunde der Erkenntnis“ löst
Dr. Eckod die eheliche Gemeinschaft mit seiner
Gattin K.ara, weil er des Glaubens ist,
daß
diese vor zehn Jahren ein Liebesverhältnis mit
Professor Ormin Unterhalten habe, einem Manne,
selbst
dem das Schallsal alles gegeben, was ihm
hNt
versagt worden war. Zehn lange Jahre
Eckold seines Kindes wegen geschwiegen, nun
aber, da dieses verheiratet ist, schlägt für ihn
die Stunde der Erkenntns. Jetzt gesteht er seinem
Welbe, daß seine Z##ttchleiten seit jenem Treu¬
bruche nichts anderes gewesen seien, als der
Gefühlsausdruck eines Mannes zu einer Dirne.
Kara, die damals nicht mit Ormin, sondern mit
dem Schöngeiste Flöding ihren Gatten vernach¬
lässigt hatte, läßt diesen in seinem Irrtum
und ver äßt für immer das Haus
Die „Große Szene“ spielt der flatterhafte
Schauspie er Herbot dem jungen Edgar Gley vor,
indem er ihm dierch einen Brief mit gesä'schtem
Tatum klarmacht, dass Dessh, die Blaut Edgars,
memals mit ihm ein Verhältnis gehabt habe.
Die Frau Herbots, Sophie, welche eben wegen des
Treubruches mit Duisy ihren Mann per assen
hatte, und nun, da sie ihm verzeihen will,
Zeuge dieser Szene wird, wirk, durch die lügen¬
haften Worte; von der Unveröesser Theit Her¬
bots überze gt, abermass von dannen gelin, doch
als dieser von der Theatergarderobe als Himm¬
let zu ihr hereinstürzt und sie in glühenden
Worten seiner Liebe versichert, fällt sie ihm ver¬
zeihend in die Arme.
Im „Bachusfest“ wil sich Frau Agnes
von ihrem Manne, dem Schriftsteller Felix Stauf¬
ner, scheiden assen, weil dieser im Stubaital¬
mit einem Frä#ein Walther eine Bekanntschaft
ungelnüpft hat, und den um sie werbenden Dr.
Wernig zu heieaten. Wie Agnes nun mit Dr. Wer¬
nig ihrem Gatten nach dessen Zurückkunft aus
der Sommerfrische von ihrem Entschlusse Mittei¬
lung machen will, versteht es Feur, die ganze
Angelegenheit mit Zuhilfenahme des Inhaltes sei¬
nes neuen Trämas „Das Bacchusfest“ so zu seinen
Gunsten zu drehen, daß Dr. Wernig auf die
Hand. Agnes' für immer verichten muß. Felix
gibt nun seinerseits die Belanntschaft aus dem
Stubaitaé preis und lebt wieder ganz für seine
Die Aufführung der drei Komidien war
im allgemeinen eine gute, wenn auch, das
Tempo zeitweiig etwas schleppend war. Beson¬
dere Anerkennung verdient vor allem Wilhelm
T#rn, der in den Rolen des Dr. Eckold, des
Scha#fpielers Herbot und des Schriftstellers
Stäufner gleich vorzügliche Leistungen bot. Am
besten gesiet er in der „Großen Szene“. Als
Kbara zeigte Alma Sorel in Spiel und Sprache
feinste Peintierung. Clla Swoboda war als
Sophie ein re#zend scmnollendes F##chen Maria