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26. 1
box 3277
Kondedie der NorteZykius
zu Ende denten,
Titetrol
Glaube
Arthur Schnitzler: „Komödie der
Mutter
Worte.
Teufel
stein; M
Mit Bassermann im Deutschen Volkstheater.
Worte sind Gefühlsmasken; sie sind dazu da, um unsere
En
innerste Wahrheit zu verhüllen. Sie sind zumal in der Ehe das
Instrument der Lüge. Schnitzler wandelt diese Komödie in
Au
Worten in vielfältiger, nuancenreicher Weise ab. Die kleinen
Einzelstücke sind wie letzte Akte von Ehedramen, endgültige Be¬ Komödie,
kenntnisse, an denen die Vergangenheit mitwirkt. Diese Lebens= den Herr¬
lüge geht hier manchmal aus dem Metier hervor wie bei dem des Dire
Schauspieler Konrad Herbot in der „Großen Szene“, der im Lustspiel
kum spen¬
Leben wie auf der Bühne mit imaginären Empfindungen spielt,
Regie Ro.
ein Hjalmar Ekoal innerhalb seines Privatlebens und Liebens.
Gerichtstag wird in diesen Komödien abgehalten wie in den
Das S
Dramen Ibsens. Die Vergangenheit erhebt sich wie ein Gespenst
am hellichten Tage. Verhaltener Haß sprüht nach vielen Jahren
des Zusammenlebens auf, ein giftiges Ressentiment, das in seinem
Der
Ausbruch doch nicht die ganze Wahrheit enthüllt. So in der der bekannt!
psychologisch eindringlichsten „Stunde des Erkennens". Das sind Freien leitet
feingeschliffene Worte, Sentenzen, die blitzartig die lange ver¬ Ensemble de
schleierten Seelen demaskieren. Sie vibrieren in Erbitterungen gleitung eine
und beleuchten blitzartig das Brüchige einer lange und nutzlos
2
aufrecht erhaltenen Ehegemeinschaft. Die Ibsensche Dialogkunst
wird hier in ihrer meisterhaften Vollendung gehandhabt. Wie
Dolche wirken die Worte, wandeln sich von der Lüge in
Elsa 2
Wahrheit. Wundervoll wie die Blässe der bloßen Reflexion
konzerte eine#
sind nach und nach an Lebenswärme und dramatischer Sie will ein
Bewegtheit gewinnt. Und wie jäh die Melodie der Leidenschaft durch ihren
aus den Sentiments auftönt. Die Ibsen=Dialoge verwandeln sich Dirigenten is
in dieser letzten Auseinandersetzung in Strindbergsche Haß= und
völlig neue
Rachegefühle. Eine melancholisch=skeptische Melodie. Albert Basser¬
Tanzes mit
mann ist der Arzt Eckhold, der aber kein Seelenarzt ist und brutal
Form nach
die maskierte Lüge seiner Ehe auseinandetreißt. Die verheimlichte
BattuTä
Wunde seiner Eitelkeit wandelt sich in Tücke und Unerbittlichkeit.
28. d. M.
Bassermann spielt, ein Virtuose des Wortes, wie auf einer ganzen
unter ande
Klaviatur von Empfindungen. Erika Wagner hat in diesem Wort¬
von Pick=M
gefecht voller Enitäuschungen die sanfteren, wie Harsenton
zur Auffüh¬
klingenden Töne einer in ihrem Liebesleben enttäuschten Frau.
Eine sonore Männlichkeit ist im Wesen des etwas eitlen, glücks¬
begünstigten Professors Ormin in der Darstellung Schmöles.
Die bald naive, bald gerissene Verlogenheit des Komödianten
Direk
hat Schnitzler in der „Großen Szene“ mit einem tiefen Wissen
telegraphier
um kleine Menschlichkeit gestaltet. Dieser Schauspieler Herbot ist
Musketiere“
ein scharmanter Tartüff der Liebe, der auch den Zuschauer be¬
fried Arns
zaubert. Bassermann verleiht ihm in vielen Einzelzügen liebens¬
verhändelt.
würdigsten Humor. Der Bühnenvirtuose wird mit großer Virkuosität
Schauspiell
charakterisiert. Meisterhaft das falsche Pathos korrumpierter Gefühle.
Benatzke
Man lacht und ist irgendwie im Innersten doch ergriffen. Das ist
alles von prachtvoller Lebendigkeit. Vom Dichter etwas blässer
9
gezeichnet die immer wieder betrogene Schauspielersgattin, von
Else Bassermann mit herzensgütigem Takt dargestellt, voll Gefühls¬
Wie 1n
verschwiegenheit der Edgar Gley Onnos, charakteristisch die Figur
Benatzky
des Theaterdirektors von Forest und die reizende kokette Elevin
von Fräulein Seidler.
abteilung ver
kalische Leitre
In dem im Akzent gedämpfteren „Bacchusfest“, das ganz
auf Dialog gestellt ist, föllt Bassermann eine etwas dürftiger
Urar
schattierte Rolle zu. Da sind Gefühle, die mitten im kleinen
Bahnhofsleben resigniert ausklingen. In diesen Zwiegesprächen
war die diskrete Art des Fräuleins Stukering und des Herrn
Die Jagl
Olden bemerkenswert. Den ganzen Abend dominierend die Kunst
Der sch
Albert Bassermanns, dessen wechselnde, in allen Farben schimmernde
seinen okkulte.
fu
den das Publikum in stärkster Weise fesselten. h. m.
als Dramatik

„ 1.