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box 3278
26.1. Konoedie der Jorte zyklus
CALINOS IN OSTERREICH
Baden Salzburg Semmering
Roulette — Baccara — Chemin de fer
Osterreichische Casino A. G.
Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien I. Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
die Luft, die Atmosphäre der Schnitzlerschen Ausdruck eines Menschen, der einfach nicht an¬
Männerwelt gegeben. Es sind Menschen, ders kann. Doch auch hier gibt es keine Flucht,
denn alles Leben und jede Liebe ist Ver¬
denen das Wort leicht wird, die viel und gern
Ausschait aus: W774,
strickung. Das dritte Mal, im „Bacchusfest“.
von sich aussagen, und deren gescheite Anmer¬
gehen Worte hin und her, Worte, die nichts
kungen zu den verworrenen Beziehungen des
Lebens fast etwas Berufliches haben.
bedeuten, die anders lauten könnten, die am
Tatsächlichen sehr schnell vorüberflattern und
Man freut sich auch der Wiederbegegnung
13, 0KT. 1935
den Schein eines bedeutungslosen Friedens
mit dem ganz eigentümlichen Schnitzler=Ton,
oam:
geben, dennoch entscheidet sich Letztes an den
der nicht veralten kann, weil er an ekwas
Worten vorbei, ohne Worte: Die Zusammen¬
Überzeitliches in unserem Leben rührt.
„Komödie der Worte“
gehörigkeit von Menschen. Die Komödie der
Keiner hat es, so wie er erlebt und erleben
Akademietheater.
Worte ist auch eine Komödie der Masken,
lassen, wie Schein mit Sein vertauscht wird,
* Das Wiedersehen mit der. vor 20 Jahren
hinter denen alles Leben sich verbirgt und be¬
sich ineinander mengt und krallt und dieses
gibt.
uraufgeführten „Komödie der Worte“ von
Unentwirrbare aus Lüge und Wahrheit, aus
Im Akademietheater vermittelt die wir¬
Artur Schnitzler schafft Freude. Dreimal in
Traum und Wachheit, aus Verrat und Treue
verschiedenen Lebensverhältnissen und jedes¬
unser Dasein mit seinen seligen und traurigen
kungsvolle und dabei behutsame Regie Franz
mal aus ganz anderen Voraussetzungen, steht
Stunden ausmacht. Es ist Schnitzlers ironische
Herterichs nicht nur mit Spitz= und Backen¬
eine Frau zwischen einem berühmten und
Freude am Spiel, die aus einer „Stunde des
bärten das Kolorit der Vorfriedenswelt, son¬
einem unberühmten Mann, zwischen dem,
Erkennens“, da die nächsten Menschen sich ent¬
dern auch ihre innere Haltung, die aus
was die Konvention von ihr fordert, und dem,
Ironie und Zärtlichkeit, aus Distanz und
schleiern, eine des ewigen Nichterkennens
was ihr Herz verlangt. Damit ist ein Grund¬
macht. In anderen Einakter — er ist der
Hingahe seltsam gemischt war. Schauspielerisch
thema der Schnitzlerschen Frauenwelt ange¬
wird alles zur
lebendigste der Reihe
war man neugierig, wie Ewald Balser, der
aus einem anderen seelischen Klima der Land¬
schlagen, das reizvoll in den drei Einaktern
„großen Szene“ erweist sich alles, was zwei
abgewandelt wird. Anderseits: Wenn als dra¬
schaft und der Generationen kommt, sich in
Menschen gelebt haben, als unwahr, verbogen
der Schnitzler=Welt behaupten werde. Es ge¬
matische Figuren ein Arzt, ein Schauspieler und wahrscheinlich, und ist dennoch im tief¬
lang überraschend. Schon zeigt sich bei Bal¬
und ein Schriftsteller erscheinen, so ist damit sten, ganz verschütteten Grund wahrhafter
ser die Auflockerung, die Versüdlichung des
deutschen Wesens, die eine der Hauptaufgaben
Österreichs und des Burgtheaters innerhalb
der deutschen Kultur ist. Im ersten Akt setzt
er knapp und sicher einen Pedanten des
Schicksals hin, im zweiten als Schauspieler
bezwingt er durch Humor und Ironie und
Leichtigkeit, im dritten hat er jenseits aller
Pathetik für geistige Überlegenheit einen selbst¬
verständlichen Ton, der aufhorchen läßt, weil
sich hier eine neue Möglichkeit für ihn an¬
zeigt. Von den Frauen bringt Maria Mayen
sehr schön die Tapferkeit eines lauteren Her¬
zens, gibt Auguste Pünkösdy wienerische Emp¬
findkamkeit und spielt Hilde Wagener den
sehr typischen Schwebezustand zwischen Gäns¬
chen und Schwan. Ullrich Bettac als Mann
ohne Bedeutung erheitert außerordentlich
durch wohlerzogene Beschränktheit, durch
hahnhafte Etikelkeit und durch zögernde Anast¬
lichkeit. Fein und lustig spielt auch Philipp
Zeska einen Provinzler der Erotik. Der be¬
rühmte Professor Höblings hat Haltung und
Noblesse. Schmidt, Eybner und Ozory stri¬
o. m. k.
cheln lebensvolle Randfiguren.