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box 3278
26.1. Kongedie der Horte—Zyklus
Kadiahiieriite der Wel!
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„OBSERVER“
Erstes österreichisches be¬
hördlich konzessioniertes
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für Zeitungsausschnitte
WIEN, I.,
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Wiener
vom
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335
Neuinszenierung im Akademietheater:
„Komödie der Worte“
Artur Schnitzlers Gesellschaftsstücke, denen ihren alten Ruf bestätigen und erneuern konnte,
denn bei aller stofflichen Kühnheit verließ Artur
das Bürgtheater in den letzten Zeiten der Monarchie
Schnitzler niemals die sogenannte „Welt“ des
so große Erfolge verdankte, werden heute mit Recht
Wiener Salons, ihre Figuren, Lebensformen, gesell¬
als Stücke der Vergangenheit gespielt, im Kostüm
schaftliche Fiktionen oder Wahrheiten und über¬
von damals, in den Möbeln und Moden, worin
schritt den Kreis nicht, in den er gebannt war und
wir Mitlebende des „jungen Österreich“ von damals
seine Gestalten bannte. So ergab sich eine innere
uns bewegt und gefallen hatten. Die schmerzliche
Einheit und Ausgeglichenheit dichterischer und
Erinnerung, die über diesen Komödien schwebt,
schauspielerischer Gestaltung, und bereits damit die
gibt ihnen den unabsichtlichen Zaube: der Romantik
Grundlage so lebhafter Erfolge.
alles Unwiederbringlichen. Artur Schnitzler hat in
Heute werden die drei Einakter, die aus dem
der dramatischen Literatur der „Moderne“ die
großen Vorrat der Schnitzlerschen Stücke gerade
universale Gesellschaftskritik des Ibsenschen Dramas
herausgegriffen worden sind, zwar in den alten!
technisch und geistig bereits als selbstverständlich
Möbeln und Kostümen gespielt, aber nicht mehr im
übernommen, aber von der allgemeinen Absicht und
alten Ton des Sprechens und der darstellerischen!
Bedeutung zu einer Darstellung von Privat¬
Manieren, nicht nobel abgeglichen und leicht ge¬
angelegenheiten gewendet, von kleinen Konflikten
dämpft, sondern mit einer gewissen Überdeutlichkeit
einer Wiener Gesellschaft, die er theatralisch groß
und Drastik, welche die Grausamkeit des Traurigen, ##
machte. Er folgte darin dem Beispiel und Muster
Erbärmlichen oder Komischen schroff machen und
der Franzosen, aber auf eigene wienerische, höchst¬
ins grellste Licht setzen. Das mag weder in einer
persönliche Art mit bewußter Betonung wienerischer
besonderen Absicht der Schauspieler oder der Regie
Verhältnisse und hiesigen Seelenklimas. Damit
noch vielleicht in unüberwindlichen Mängeln liegen,
schloß dieser Dichter den Ring, den das Schauspiel
sondern im Wesen unserer Zeit, deren Gesellschaft
vom Sittenstück zum Gesellschaftstheater nun ein¬
mal beschreiben muß. Über die Wirklichkeit und
so von Grund aus umgeschaffen oder gar zerstört,
deren Lebensformen und#t auch deren schau¬
Wahrheit seines als österreichische Gesellschaft ge¬
spielerische Ausdrucksweise j# ganz verändert sind.
gebenen und ausgegebenen theatralischen Lebens¬
Der Film und seine Überu### keit sind ja auch
kreises läßt sich streiten, sogar zweifeln, ob seine
Schilderung auch nur auf einen Sektor der Wiener
neue Zeichen dieser neuen Zeit,##e e Brücke zur
Am nächsten
Gesellschaft zutrifft, aber derlei Bedenken regen
alten nur mit lautem Motor befe
finden noch die Frauen in die alten feineren Er¬
sich bei jeder dramatischen, notwendig übertreiben¬
scheinungs= und Ausdrucksformen zurück, wie Frau
den und wieder einengenden Schilderung, und
Pünkösdy in der „Stunde des Erkennens“ mit
schließlich wird alles wahr und wirklich trotz Willkür
gewissen empfindungsreichen Pausen, mit stummen
und Erfindung. Die Späteren sehen eben nicht
Blicken, mit unterdrückter Erregung, und Frau
mehr die entrückten Tatsachen selbst, sondern die
Wagener im „Bacchusfest“ mit artig heiterer
erfundenen vorgeblichen und gedeuteten als die
Fassung. Balser, der Träger der Hauptrollen
echten an, und dann entscheidet nicht einmal immer
der Grad des dichterischen Wertes, sondern eben
in den drei Einaktern geht mit aller Wucht auf das
Wichtige, auf die Wirkung los, und die Wucht macht
der Reiz der Vergangenheit schlechthin, die sich als
das Wesentliche so leicht und gern zur Übertrei¬
romantische Einheit durchsetzt, ein Reiz, der dauert,
bung! Besonders erschien „die große Szene“ als
solange Erinnerung dieses duftige, schwebende,
halbwahre, halberfundene, sei es erlogene Einst
völlige groteske Karikatur, statt als leichte humori¬
stische Parodie des Möglichen und als dessen Selbst¬
überhaupt noch sucht. Zu dieser nachhaltigen Wir¬
kung hat gerade das Burgtheater besonders bei¬
verspottung.
getragen, wie ihm auch gerade diese Komödien
Aber gerade, was uns Alteren im Hause bei
besonders entgegenkamen als richtige „Kon¬
dieser Darstellungsweise befremden mochte, schien
versationsstücke“ war doch die Darstellung gesell¬
dem Publikum von heute selbstverständlich und ge¬
schaftlich fein, wenn auch künstlich abgetönten
lungen, und namentlich die „große Szene“ fand
Lebens, und Spielens, verhaltener Bewegung und
lebhaftesten Beifall.
Gemessenheit die Grundtradition dieser Bühne, die
Otto Stoessl.
bei solchen modernen Stücken ihre alte Kunst und
——
neene