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26.1. Kongedie der Norte— zykius
Der Einakter „Große Szene“ ist ein dialektisches und im
Der Eindruck von der Bühne herab ist diesesmal le#
ungemischter. Daran ist nicht zuletzt ein Zuviel an Worten meister Dr. Weiskirchne
guten Sinne artistisches Stücklein. Er mengt neues mit altem;
Figuren, Menschen und Betrachtungen, Witz und Gedanken sind schuld, ein pedantisches Verspinnen von Fäden, ein Ineinander= Regierung vorgelegte
hübsch und fein gestaltet. Ein starker Spielakt, der auch rein schachteln von Gedanken, ein Auspressen des letzten und aller= versorgung bei dem
tt
letzten. Man vermißt den inneren Auftrieb. Freilich wurde auch sübersch
äußerlich am wirkungsvollsten erscheint.
er
schon
jetzt
in der Aufführung das Tempo maßlos verschleppt, der Rhythmus
Viel dünner, und nur eine Wiederholung, ist das letzte:
die Gemeinde
des Ganzen hatte darunter zu leiden. Der Abend gehörte Herrn
„Das Bacchusfest“. Die Gattin eines Schriftstellers, von ihrem
Im Zusammenhange.
Mann einige Wochen im Salzkammergut allein gelassen, hat sich Walden. Drei Rollen, drei Charaktere. Erst war er der trocken¬
mit einem jungen Chemiker getröstet. Nun warten sie am Bahn= akademische Arzt, der seinen Ehefall sachlich erledigt. Da ist er Stellung der neuen,
gesellschaft in ihrer Be
hof auf den Gatten, um ihm gemeinsam zu sagen, daß sie ein gemessen, feinlinig, dünn und scharf, von einer künstlerischen Kühle,
forderte Bürgermeister
Paar werden wollen. Freilich, die Frau ist nur äußerlich fest, die ungemein interessant wirkt. Im zweiten Stück gibt er den
insbesondere Fettol
innerlich nicht. Und wie nun der Gatte, der scharfäugig die berühmten Hofschauspieler und enthüllt eine Frohnatur, eine pracht¬
volle Lebendigkeit, die zwar nicht hinreißt, aber in anmutigen Farben beschaffen solle. Schlie
Situation erkannt und sich auf sie vorbereitet hat, daherkommt,
schillert. Im letzten Stück endlich ist er der schlau und vorsichtig auf den Mangel an en
spielt er eine Komödie der Worte. Er will seine Frau dem
operierende Schriftsteller, der mit fliegendem Alem sich den Besitz den Umstand, daß durch
anderen nicht überlassen und läßt es gar nicht dazu kommen, daß
Milchergiebigkeit der ##
der Frau wiedererkämpft. Die drei Rollen glücklich auseinander¬
ihm die Beiden sagen, was sie vorhatten. Er erzählt sein neues
Stück, „das Bacchusfest“, Natürlich ist's nur ein Symbol. Die haltend, zeigen Herrn Walden von seinen sympathischesten Seiten zu treffen wäre, daß di
Er hat die besten, man darf wohl sagen die leichtesten, weil und Kranken unbedingt
Griechen gaben allen Liebenden eine Nacht frei, dann mußten die
erklärte, daß mit den
dankbarsten Aufgaben in der Einakterreihe. Die Frauen haben es
Paare auseinander und durften nie wieder von dem Erlebnis sprechen.
im Ministerium bereits
schon schwieriger. Ihre Charakteristik ist verschwommener. Frau
Wollten sie sich aber doch von neuem finden, dann durften sie nie mehr
Bleibtreu hat verglimmende Leidenschaften zu decken. Sie
in ihr bisheriges Haus zurück, waren für immer auf einander ange¬
Strenge Han
tut es mit der schönen Würde ihres ernsthaften Wesens. Frau
wiesen. Die Situation ist deutlich, der junge Doktor der Chemie
Medelsky, als Gattin des Hofschauspielers, muß solid
empfiehlt sich vom Schriftsteller und seiner Frau, und wie die
fundierte innere Anständigkeit darstellen, sozusagen die gesunde
Bestrafung des Verkäu
Gatten nun allein sind, sagt er ihr: „Ich hasse dich!“ Und sie
Natur. Wenn sie den Dialog nicht so entsetzlich auseinander¬
erwidert: „Und ich dich noch tausendmal mehr — — mein
Die Statthaltere
zerren würde, würde sie stark gewinnen. Das schöne Fräulein
Geliebter!
„genaue Befolgung der
Wohlgemuth als Gattin des Schriftstellers bringt die innere Un¬
Das ist das schwächste der drei Stücke, auch das gedanken¬
ruhe mit einer hübsch gespielten Nervosität heraus. Sehr ergötzlich mmer nicht durchzusetze
ärmste. Es hat die Ansätze zu einem Lustspielchen, ist mit
durchaus nicht fehlen li
ist Fräulein=Kutschera in der Episode einer aufdringlichen Theater¬
Geschmack und Takt, mit witziger Ironie geformt, aber im Grunde
schülerin. Von den Herren macht Tiedike als philo= anlaßt gesehen, die
genommen doch recht leer.
sophischer Theaterdirektor einen onkelhaft gütigen Raison= auftragen, gegen jene,
Eine Bereicherung hat Schnitzler mit diesen drei Einaktern
den mit der größten Streng
neur (mit allzuviel Pausen);
Gerasch
gibt
nicht gegeben. Sie sind nur eine Ergänzung zu dem, was man
Bräutigam, der Aufklärung über die Vergangenheit seinerden Käufer von
übertritt, zur Ver
von ihm schon hat. Man darf nicht so weit gehen und sagen.
Braut fordert mit kluger Haltung, und Herr Romberg spielt den
Es wird zum Be#
daß es bedenklich ist, ihn immer an denselben Dingen haften zu
pikierten Liebhaber mit der entsprechend heiteren Beschränktheit.
sehen. Im Anfang hielt er bei den süßen Mädels und bei den
Das Publikum fand sich mit dem ersten Stück nicht ganz der sich in einem
Brot verabfol
Anatols. Nach Jahren gelangte er dann zu den Frauen und
ab; vielleicht weil es das tiefste, sicher aber weil es das un¬
[Brotkarte ein
ihren Gatten und Freunden. Dabei hält er noch. Das Thema hat
theatralischeste ist. Der mittlere Einakter, die „Große Szene“.
lassen. Besonders st
er selbst erschöpft, und nun wartet man, daß er, endlich, über
wirkte, gewiß, weil er ohrenfälliger und im Grundgedanken billiger
vorgegangen werden, die
sein eigenes Werk hinauswachse. Es kann ihm unmöglich genügen,
ist. Das letzte der Stückchen unterhielt, ohne einen Eindruck zu
vorschriften schuldig mach
sein eigener Kopist zu sein. Er schürft immer weiter im Psycho¬
machen. Artur Schnitzler wurde oft gerufen. Der Applaus war
Strafe, sondern auch de
logischen und übersieht dabei, daß er schon nahe ins Ab- keine Komödie der Hände bloß.
SeT
Oberectiannam
strakte aerst.