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Text

25. ProfessBernand
%
P
e.
Weise erst um 1 Uhr beginnenden Sitzung fort¬
gesetzt werden, nachdem zuvor das Bündel
kleiner Anfragen erledigt worden ist.
Theater, Kunftund
Wissenschaft
„Professor Bernhardi“.
Komödie in fünf Akten von Arthur
Schnitzler. Gestern zum ersten Male im
#e
„Kleinen Theater“.
In der Klinik des Professors Bernhardi
liegt ein armes Menschenkind im Ster¬
ben.
Ein junges Mädchen, dessen sün¬
diger Leib irgend einem verbrecherischen
Eingriff den Todeskeim verdankt. Sie ist ver¬
loren. Aber im letzten Augenblick vor dem
Ende gerät sie in den Zustand der „Euphorie“
in jene traumhafte Illusion der Rettung und des
Glückes, den die Natur mitunter in gnädiger
Laune der Vernichtung unmittelbar vorangehen
lißt. Da tritt, von der übereifrigen Kranken¬
schwester herangeholt, ein Priester ein, der Tod¬
geweihten die Sterbesakramente zu reichen.. Der
Arzt bittet ihn, davon abzustehen, die Unglück¬
liche nicht durch sein Erscheinen aus ihrem kurzen
holden Wahn zu reißen. Es gibt einen raschen
Wortwechsel. Der Pfarrer besteht auf seinem
Recht. Professor Bernhardi verbietet es
ihm.
Da tritt der Assistent ein: es ist vorbei. Die

Kranke ist ohne die Tröstungen der katholischen
hn¬
Religion dahingegangen.

So stellt Arthur Schnitzler in seinem
chä¬
jüngsten Werke, das, in Wien von der Zensur ver¬
bst.
boten, gestern hier unter starken Bei¬
Ten,
fallsstürmen die erste Aufführung erlebte,
es
sein Thema. Ja, es ist ein richtiges „Thema“,
hen,
ein „Fall“ im Geschmack der Thesenstücke fran¬
der
zösischer Schule, der nun zunächst auch mit allen
die
Mitteln weltlicher und theatermäßiger Logik
ver¬
durchgefochten wird. Die Sache wird lächerlich
Das
aufgebauscht, sie wird in den Streit der öster¬
inse¬
reichischen Parteien hereingezogen, zumal da
iges
Bernhardi Jude ist, es kommt zur Interpellation
igen
im Parlament, ja zur Anklage und Verurteilung
men,
wegen „Religionsstörung“. Bernhardi muß auf
ewiß
zwei Monate ins Gefängnis.
Wie Schnitzlers Theaterinstinkt diese Vor¬
lu¬
gänge für die Szene zubereitet, ist erstaunlich.
ien,
Man wird nicht viele in Deutschland
der
finden, die das wie er vermöchten, ohne
geschmacklos zu werden. Es ist ein Triumph¬
der Bühnentechnik. Der Dichter, der selbst von
ne
Hause aus Arzt ist, läßt ein medizinisches Milien
tscher
aufleben, das gestern abend, als gerade die er¬
t im
schütternde Nachricht vom Tode des Mannes,
grän¬
der Schnitzler einst zuerst aufs Theater gebracht,
ihres
die Zuschauer erreichte, in seiner Wahrheit dop¬
sord¬
pelt stark berührte. Alles rings lebt und bewegt
1 des
sich aus der Kraft einer unmittelbaren An¬
ehrer
schauung. Oft fast zu realistisch, zu sehr Wahr¬
8 die
heit und zu wenig Dichtung. Drei Akte lang
bleiben die Verhandlungen über das Thema
Nach
propositum trotz aller bewunderswerten
nden
einiger¬
Klugheit der Szenenführung
sten
maßen äußerlich, nicht eigentlich schnitzlerisch.
ission
Aber da kommt im vierten Aufzug eine
licher
Szene zwischen dem Arzt und dem
seller
Priester, der den Gegner nach der Ver¬
Die
urteilung aufsucht — und dies Gespräch, in dem
als
zwei Weltanschauungen ohne Phrase einen Men¬
Kom¬
furgang miteinander ausfechten, hob das Ganze
illige
sofort in eine andere, höhere, nun erst wirklich
lage
box 30/1
N Wemeesertent ammee
machen, deren Beseitigung ohne Unterbrechung
Eine 30
der Vorstellungen nicht ausführbar erschien.
Auch diese Fälle lagen so, daß durch entspre¬
Der Vorse
chende Maßnahmen einer Schließung des Thea¬
Teleg
ters vorgebeugt und die behördlich angeordnete
Verbesserung auf die große Svielpause im
Sommer nächsten Jahres verscho¬
Die Kölnis
ben werden konnte.
es bestätigt
den diplo
Aus den Konzertsälen.
tausch ur
einzelne Pr.
Ein „neues“ Oratorium Haynds. —
her von Ke
Händels „Samson“. — Ein Karl
Botscha
Kämpf=Abend. — Josephine Kraus.
lassen. Di¬
Die Uraufführung eines Hayndnschen Werkes
mit der e
hatte der Charlottenburger Bürger¬
überhaupt
chor veranstaltet: des Oratoriums „Tobias
schen Pfor
Heimkehr“. Es sind nicht immer die besten
treten kör
Werke großer Meister, die erst nach einem Jahr¬
schafterkor
nächst nu
hundert eine „Uraufführung“ erleben. Textlich
könnte d
dem alttestamentarischen „Buche Tobias“ ent¬
Fragen e
nommen, hat das Oratorium seit seiner Erst¬
mächte fe.
aufführung 1775 unter der Leitung des Kompo¬
wendige
nisten in Wien bis zu seiner Wiedererweckung
zur Erle
1909 manche Wandlung erfahren. Mit den un¬
vorschläg
verwelklichen Oratorien des Greisenalters
der Me¬
Hayndus, der „Schöpfung“ und der „Jahres¬
nungsau
zeiten“, ist der weit jüngere „Tobias“ trotz
auch sein
einzelner Schönheiten, nicht zu vergleichen.
auf den
Musikgeschichtliches Interesse bietet die Aus¬
möchte.
grabung immerhin, und es ist ein Verdienst des
Herrn Richard Kursch, die Bekanntschaft
der bejahrten Novität vor ihrer Heimkehr dem
Die 1
Groß=Berliner Publikum vermittelt zu haben.
Wie
Unter seiner Leitung gelangte das Werk mit den
den, hat
Damen Fanny Opfer (mit brillanter Kolo¬
inspel
ratur), Dahlke=Kappes und Wein¬
heute ne
haum, und den Herren Senius und
bestimmt
Sistermans in den Soli, zu einer beifalls¬
mando
würdigen Aufführung.
nehmen,
Ein Oratorium, das uns in seiner ewigen
hältnisse
Jugend längst vertraut ist, hat der Neu¬
tärische
köllner Oratorienverein zur Dar¬
Depesch
stellung gebracht: den „Samson“ von Händel.
Das sind Tonquadern, deren Widerstandskraft
nur Philister anzutasten wagen. Johannes
Privs
Stehmann, der Dirigent des Vereins, hat
Die
die Leistungsfähigkeit seines Chores in allem
v. Hö
Klanglichen, Rhythmischen und Dynamischen
wunde
aufs neue bewiesen, und eine befriedigende Auf¬
führung zustande gebracht.
so eng
Einen „Karl Kämpf=Abend“ hatte
das B
Elsa Dankewitz veranstaltet. Das reich¬
tärif
haltige Programm war eine Musterkarte der
Nachri
verschiedensten Formen in Liedern, Balladen,
Wien
Duetten, Harmonium=, Klavier= und Cello=Soli,
dorf
in welchen der Erfindungsquell des Komponisten
kriege
zwar nicht überall sprudelte, ein Ausfluß seines
Süda
Talents in manchem melodisch Reizvollen aber
Gener
zu Tage trat. Die Damen Dankewitz und
an Ob
Chop=Grvenevelt und die Herren Paul
unter
Bauer Wilhelm Guttmann und
Paul Treff waren die Ausführenden.
eine
Als eine den Durchschnitt überragende
men
Sängerin erschien Josephine Kraus in
wisse
einem Liederabend. Ihr Mezzosopran ist noch
zier
nicht schlackenfrei; das Organ ist aber gesund in
bulge
seinem Keene, eine natürliche Wärme im Ton
Buka
geht zu Herzen und die geistige Belebung des
haben
Vortrages wirkt sympathisch.
J. L.
abtrei
„Das lockende Spiel“. Unter diesem
Titel erschien soeben als neuester Band der „Ull¬
stein=Bücher“ (Preis pro Band 1 Mark) ein Ro¬
Pri¬
man von Walter Bloem, dem allbekannten Ver¬
fasser der Romane: „Das eiserne Jahr“ und
Der
„Volk wider Volk“ Das lockende Doppelspiel