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25. Proforbernhandr
und erganziisein Wundel, duß der Glallde an die öfikziellen Friedensversiche= nis, daß er nicht verhandlungsfähi gsei. Trete eine Besserung
rmeebezirkes be¬ rungen immer mehr dahin schwindet? Es ist der beste Prüfstein seines Zustandes ein, so werde die Verhandlung gegen ihn statt¬
S
Hintergrund des zeitgenössischen Oesterreich gemalt wird und daß
ehr ab, bis der
Kollege und Freund Bernhardis, ein allzu konzilianter, ein wenig
dieser. Hintergrund bei der Erfüllung des dramatischen Schicksals
hrten Ansprache
ängstlicher und schwärmerisch=allgemeiner Herr, läßt aus Prinzip
mitsprechen wird. Auch darüber werden wir alsbald aufgeklärt,
Bezwingende des
oder aus Prinzipienlosigkeit den Freund, der ihm immer ein bi߬
daß alle erdenklichen Konfliktsmöglichkeiten in dem Charakter des
durchdachten und
chen allzu „geradezu“ war, und den er hätte halten und retten
Professors Bernhardi gegeben sind, der, ein ebenso wertvoller
skunst benützen¬
können, fallen. Die Gegner im Elisabethinum treiben es dahin,
Mensch als hervorragender Gelehrter, von einiger Weldfremdheit
herste Bedeutung
daß Bernhardi die Direktion der Anstalt und die Leitung seiner
ist, ganz und gar kein Diplomat, feind allen Kompromissen und
iß färbt und be¬
Abteilung niederleat. Gleichzeitig wird ein Prozeß wegen Reli¬
darin ein entfernter Verwandter von Ludwigs Erbförster—
nn als Pogner,
gionsstörung und Mißhandlung eines Priesters gegen ihn ange¬
ein eigensinniger Rechtsfanatiker, der nur ein Rechtsempfinden
besonderer Aner¬
strengt; er endet mit der Verurteilung Bernhardis zu einer zwei¬
aus seinem eigenen Gefühl heraus, nicht aus Konvention und
monatlichen Gefängnisstrafe, hauptsächlich auf den Zeu¬
Rücksichtnahme kennt, und der über den so gearteten eigenen Cha¬
der
ks Kopfes ob der
genschwur
des in¬
Schwester
Ludmilla und
rakter straucheln wird.
ich leichten Her¬
triganten
Hochroitzpointner
hin.
obwohl
Bernhardi,
vid
ute wie
erschüttert, ist von diesem Ausgang seiner „Affäre“ dennoch nicht
Unter diesen Umständen kann der anstoßende dramatische Kon¬
einen
gebrochen. Er verzichtet sogar auf das Rechtsmittel des Ein¬
flikt kommen woher nur immer, er wird andere nach sich ziehen;
man
spruches. Er will nur zur Ruhe kommen. Denn durch den
und in der Tat hat es sich Schnitzler nicht entgehen lassen, die
Ge¬
Prozeß ist er plötzlich im sensationslüsternen Wien eine sensationelle
ganze Skala von Konflikten, denen ein Charakter wie der Bern¬
zu den
Persönlichkeit geworden, die von politischen Parteien und
hardis ausgesetzt ist, vor uns aufzubauen. Das Zeichen zum Be¬
Bühne
ginn gibt also ein Zusammenstoß Bernhardis mit dem hochwür¬
atheistischen Vereinigungen reklamiert wird, und an die sich un¬
digen Herrn Franz Reder, Pfarrer der Kirche zum hl. Florian, im
gebetene Journalisten und nach Sensationsbroschüren lüsterne Ver¬
leger herandrängen.
s be¬
Elisabethinum. Pfarrer Reder ist von der eigenmächtigen Kran¬
kenschwester Ludmilla ohne Wissen Bernhardis zu einer Patien¬
tratende
Sind Anerkennungen dieser Art, die Bernhardi eine gewisse
tin gerufen worden, zu einem jungen, leichtfertigen Mädel, das
berung
Volksbeliebtheit garantieren, nicht sein Geschmack, so bietet ihm
ein Verbrechen wider das keimende Leben begangen hat und an
hres
manches andere nach seiner Verurteilung einsetzende Ereignis
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den Folgen rettungslos darniederliegt. Dieses Mädel hat keine
10des
innere Genugtuung. Hierher gehört vor allem der Besuch jenes
Ahnung, daß ihr Leben nur noch nach Stunden zählt, und Pro¬
hört
Geistlichen, den er vom Bett der Sterbenden zurückgewiesen hatte,
fessor Bernhardi. in dessen Behandlung sie steht, will ihr den letz¬
klus
in Bernhardis Haus. Wir lernen diesen Pfarrer Franz
ten schönen Wahn, der sie umgibt, diese Stunden der Euphorie,
italie¬
Reder als einen ganzen Mann kennen.
Als einen lauteren
nicht zerstören. Und so verweigerte er auch dem Priester den
m Jahre
Charakter, den nicht persönliche Kränkung in die Gegnerschaft zu
Zutritt zur Schwerkranken, um sie nicht ohne Not zu erschrecken.
ich mit dem
Bernhardi drängte sondern die hohe Auffassung seines Berufes,
Ja, er hält ihn sogar mit seinen Händen zurück, schiebt ihn von
aufs glücklichste
sein Durchdrungensein von der Mission und Kulturaufgabe der
der Türe weg, als er seinem Verbot zum Trotz sich Zutritt zur
katholischen Kirche, Charakterzüge, die ihm, dem selbständig Den¬
Patientin verschaffen will: und über dem Wortwechsel von Arzt
kenden, von seinen Oberen mehr als schlecht vergolten werden.
und Priester stirbt das arme Mädel, es fährt dahin „in seinen
Treu steht die kleine, erlesene, aus feinen Charakterköpfen ge¬
Sünden“, wie Bernhardis Gegner sagen.
bildete Freundesschar zu Bernhardi. Auch der Minister findet
nitzler
Dieser Konflikt löst allsogleich andere aus, er ist Wasser auf
wieder einen Weg zu seinem ehemaligen Freund: obwohl ein
pielhaus
die Mühlen von Bernhardis, des Juden, Widersachern, die seinem
schwacher, wankender Charakter, kann man ihm, der mit so viel
Charakter entsprechend sehr zahlreiche sein müssen. Mit Aus¬
weanerischer Liebenswürdigkeit ausgestattet ist, nicht ernstlich
fessor Bernhardi,
böse sein.
nahme einiger ehrenfester Freunde, die indessen Bernhardi so sehr
dgeleiteten Wie¬
ähnlich sind, daß ihnen eine wirksame Beeinflussung der öffent¬
Aber trotz alledem muß Bernhardi „sitzen“. Wie er keinen
und Pro= lichen Meinung unmöglich ist, scheint sich alle Welt gegen Bern¬
Einspruch gegen seine Strafe erhob, so machte er auch von der ihm
Wr
ier zwei hardi verschworen zu haben, angefangen vom hohen Parlament
angebotenen Strafabkürzung „auf dem Gnadenweg“ keinen Ge¬
Professor
bis herab zum kleinen Streber Dr. Hochroitzpointner und der
brauch. Sein Trotz bleibt der alte ... Sobald aber Bernhardi
rektor Dr Krankenschwester Ludmilla. Die klerikale Partei bringt im
der Freiheit wiedergegeben ist, mehren sich die Stimmen, die für
kliniert.
Reichsrat eine Interpellation wegen des Vorfalles ein, die ihre ihn sind. und allerlei aute Zeichen begleiten seinen Wiedereintritt
sch=konfessionellen Spitze gegen Bernhardi richtet. Der Unterrichtsminister, früher in die Welt. Seine Studenten empfangen ihn jubelnd am Ge¬