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25. Professer-Bernhandi
Mißbilligung heraus. Die Redakteure haben denn
auch schließlich die Verantwortung nicht mehr über¬
nehmen wollen und sind gegangen. Der „Bund der
Festbesoldeten“ hat ebenfalls vor einigen Wochen sein
Verhältnis zu dem Blatte gelöst. Die Vorgänge zeigen
jedoch, daß man die innere Kraft der gemeinsamen,
wirtschaftspolitischen, Beamtenorganisationen bisher
überschätzt hat.
MMerdt
S
Nachdruck verboten.
Theaterkritiker für verschiedene Zeitungen zu sein, in welcher
gen Mann im Restaurant beobachtet, wirkt er sympathisch
Doppel=Stellung sie dann vom Verlag herausgegebene Stücke
und wie ein Gentleman, nachher ist er eine Subalternnatur.
ef.
bewußt oder unbewußt günstiger beurteilt hätten. Die
Leopold Kramer aus Wien führte die schwierige Rolle
Referenten weisen diesen Vorwurf mit Entrüstung zurück,
Münchener Herzen;
die beständig andere Masken verlangt — als Georg Szabr
Edgar Steiger hat seine absolute Objektivität einigen Stücken
Polizei, jede Ein¬
gut durch, doch galt mit Recht die größte Ehrung des Abends
gegenüber bereits nachgewiesen, Karl Ettlinger war nicht
höchst fatal ist, und
dem cifersüchtigen Gatten des Herrn Erich Ziegel. Das
mehr Berichterstatter des „Berliner Tageblatts“, seit er dem
den Preußen, wie
war eine Musterleistung! Was Direktor Robert aus der
Drei=Masken=Verlag angehört. Man ist gespannt darauf,
inie heißen, in der
kleinen Bühne in technischer und szenischer Beziehung zu
wer in diesem mit scharhen„Wafsen geführten Krieg das letzte
i erblicken, ist eine
Wort behalten wird.
schaffen vermag, ist immer wieder staunenswert. Leider wird —
lich von der Hand
er mit Frau Ida Roland, wenn sie wirklich nach Wien gehen
Die eigene Tätigkeit als Theaterreferent war in diesem
das Odcons¬
sollte, doch die Hauptattraktion verlieren; sie ist unstreitig
Monat nicht überanstrengend, große Erschütterungen blieben
hmackvollen Innen¬
augenblicklich die interessanteste Schauspielerin Münchens. —
aus. Der Neue Verein bescherte uns einen Faschingsscherz
Münchener Gesell¬
Wenige Tage später begegnete man im Schauspielhaus einem
„Der freie Horst", dessen Verfasser sich unter dem Pfeudo¬
wurde das Restau¬
anderen Österreicher, dem echten Wienex Axtux Schni߬
nym Max und Moritz verbargen. Die Gründung einer
nute schließe, sogar
ler. Die Aufführung seiner Komödie „Prose####
Zeitung ohne genügende Sicherheiten und fähige Mitarbeiter,
en abgeliefert wer¬
Bernhardi“ zwang dazu, daran zu denken, wie hart sich.
der Einfluß abenteuerlicher Existenzen und frivoler Geld¬
zur Karnevalszeit
in unserm Zeitraume die Kontraste stoßen: ein feines Re
leute, die natürlich einen Zusammenbruch herbeiführen,
untersagt. Aber
staurant geschlossen wegen der überschreitung der Polizei¬
sollte gezeigt werden. Aber Technik, Durchführung der Idee
ieser Verdilte dort
stunde — und von der Bühne herab dies stark tendenziöse
und Entwicklung der Handlung waren in jeder Hinsicht un¬
m auch das harm¬
Stück, das, trotzdem die Kirche siegt und Professor Bernhardi
genügend und mißlungen und das Publikum war so gelang¬
Etllich“ beanstandet,
verurteilt wird, der aus Menscherliebe ein armes Mädchen
weilt, daß es sich nicht einmal mehr zu Mißbilligungsäuße¬
m Tanze abgefaßt
im Wahn sterben lassen will und daher den Pfarrer vom
rungen hinreißen ließ, sondern todmüde verschwand. — Der
Polizeistunde auf
Krankenbett zurückhält, ohne Zweifel einen moralischen Sieg
nächste Premierenabend brachte in den „Kammerspielen“!
München sein will
Bernhardis proklamiert. Schnitzler ist selbst Arzt gewesen
Franz Molnars „Märchen vom Wolf“, gewandt und fesselnd
Besitzer haben auch
und der Kampf zwischen Wissenschaft und Religion mußte
geschrieben wie alles, was uns jetzt von den Ungarn kommt;
d ihre Räume ge¬
ihn stofflich reizen. Einzelne Typen der verschiedenen Arzte,
in der Hauptsache ein Traumstück, zwar nicht von der Fein¬
en nicht auf ihre
die für und wider Bernhardi und in weiterem Sinne also
heit von „Hans Sonnenstößers Himmelfahrt“, aber doch ge¬
t die Sache vor¬
für und wider die Kirche streiten, sind ihm vorzüglich ge¬
rade im dritten Akt, in dem die Heldin, von Frau Ida
weiter; und die
lungen; man kann auch nicht recht Partei ergreifen mit
Roland großartig interpretiert, im Traum die Rückkehr
irch gar zu scharfe
diesen ewig Debattierenden, denn von seinem Standpunkt
ihres Geliebten in vierfacher Gestalt, als Offizier, als Diplo¬
ebig gemacht hat,
aus hat jeder recht. Das Stück ist geschickt konstruiert, aber
mat, als Künstler und als Diener erlebt, am dramatischsten
den schlechtbehan¬
blutleer; und die Judenfrage, die uns auch hier nicht ge¬
gesteigert. Der vierte Akt dieses Spieles fällt dann sehr ab,
über entschließen
schenkt wird, verstärkt zwar die Konflikte, kann aber auch
wie das in solchen Stücken zu sein pflegt. Vilma erwacht,
kerarischem Gebiel
nicht von Schnitzlers Hand endgültig entwickelt werden. Im
die Wirklichkeit des Lebens setzt wieder ein und zwar höchst
hat zuerst in der
Stück kommt nur eine einzige Frau vor, eine hysterische
grausam mit der Erscheinung des einst und noch im Traum
schiedene Kritiker,
Krankenschwester, durch deren falsche Aussage Bernhardt
Geliebten, der alles eher als einer der vier Helden ist.
von Hagen usw.
noch dazu ins Gefängnis wandern muß. Dieser Ausschluß
Übrigens ist in seiner Charakterzeichnung ein Bruch: im aller'sympathischer Weiblichteit, die Schnitzler sonst bevorzugt,
ges“ und zugleich ersten Akt, als er Vilma neben ihrem wahnsinnig eifersüchti= ist ein weiteres Merkmal dieses Stückes. Daß es in Öster¬