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25. ProfeerBernhand
Seite 7
* BUDAPESTER TAGBLATT
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kali und Arsenik vorgefunden. Außerdem erscheinen. Ja mehr, zum Schlusse reichen über alle
gen. Das
befand sich in der Wohnung Hopfs ein Laboratosdifferenzen hinweg Professor Bernhardi und der
unde. An
rium, in welchem Hopf Cholera= und Typhus= Geistliche einander die Hand. Schnitzler läßt also
t werden. [bacillen züchtete, welche genügt haben wür¬
den, eine Epidemie in Frankfurt hervorzurufen zum Schlusse eine Versöhnung zwischen Wissenschaft
net und
Hopf gab bei seinem Verhör an, er habe diese Bas und Glauben, reinem Menschentum und starren
ost auf¬
cillen zu Studienzwecken gezüchtet. Er wurde ver¬ Dogmen zu.
Und trotzdem ist es durchaus begreiflich, daß
haftet, als er seine dritte Frau im Spitale besu¬
Nacht
chen wollte. Später gestand er, seine drei Frauen Schnitzlers Stück von den österreichischen Bureau¬
Sonn¬
vergiftet zu haben, um in den Besitz der Versiche= kraten verboten wurde, weil es im Grunde genom¬
n Tag
men sie geißelt. Fast alle diese Professoren, Beam¬
rungssummen zu gelangen.
e dicht
—) Entführung in der Flugmaschine. Aus#jen und selbst auch der Herr Minister, den Schnitz¬
und
Newyork wird gemeldet: In Newville ereigneteler auf die Bühne bringt, lassen sich aus Strebertum
sich eine furchtbare Familientragödie in den Lüften. Der
bekannte Aviatiker de Ribas, ein Mexikaner, ver¬#von der momentanen politischen Strömung tragen,
neit es
liebte sich in die Tochter des Multimillionärs Alde# unbekümmert darum, ob sie mit ihrer inneren Ueber¬
Ver¬
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sgonda. Die Eliern wollten die Heirat nicht zugeben zeugung stimmt. Die Herren geben sich klerikal, weil
uiniert.
Der Aviatiker entführte gestern die Braut in seinem jetzt eben klerikal Trumpf ist und würden ganz
riert es
Flugzeuge. Der Bruder der Entführten verfolgte das in geniß sich auch liberal oder radikal geben, wenn
milder.
den Lüften dahinschwebende Fahrzeug in einem Auto= das die herrschende Strömung wäre.
rächtlch.
Wie scharf hier Schnitzler das Leben gesehen,
mobil. Als der Flugapparat infolge eines Motordefektes
decke ist
niedergehen mußte und nur mehr etwa drei Meter vom pavon wissen wir ja auch hier vieles zu erzählen,
n Obst¬
Erdboden entfernt war, schoß der junge Aldegonda aus
die wir seit einem Jahrzehnt Zeugen dessen sind,
einem Browning auf den Aviatiker, der mit der Flug¬
wie sich fast das gesamte Beumtentum und nicht
nid auch
maschine herabstürzte Der Aviatiker war sofort tot.
an letzter Stelle jene Kreise, die Schnitzler schildert,
Seine Braut kam bei dem Sturze zwar unversehrt
nur aus Streberium jedweder politischen herrschen¬
ig, die
davon, doch beging sie gleich darauf Selbstmord.
den Strömung anpassen.
n und
M
Schnitzlers Stück ist ein Zeilbild, das nicht nur
literarischen, sondern auch lulturh'storischen Wert hat
Larcaler
und einer späteren Zutunft mehe Einblick gewähren

1
ngrunde
HARTER
wird in die Psyche jener, die jetzt angeblich an der
Spitze der Kultur marschieren, als es dickleibige
Der
CRDRUNSTE
Geschichtsbücher tun könnten.
ganzen
Paul Diner-Déneg.
Stellen
S
Professor Bernhardi.
alen
(Zum Gastspiel des Berliner Kleinen Theaters im
Das Kleine Theater in Budapest.
Ungar'schen Theater.)
Eine Unterredung mit Direktor Viltor
er
Heute abend bringt das Berliner „Kleine Thea¬
en
Barnowsky.
ter“. Artur Schnitzters sehr interessan es Stück
„Professor Bernharoi“, das wigen seiner angeblich
In der Hall des „Hotel Ritz“ hatte heute einer
antiklernalen Tendenzen und überaus klar dem Le¬
unserer Mitarbeiter vor einer Probe Gelegenheit,
ben abgelalschten Gestalten in Oesterrech verboten
mit dem Direkor des Berliner Kleinen Theaters
wurde, in Berlin aber mit großem. wirklich verdientem
Viklor Barnowsky, der gegenwärtig in Buda¬
Erfolg über die Breter ging.
Erstaunt stehen wir vor di sem Sück Schnitz= pest ein Gastspiel absolviert, zu reden.
Direkor Barnowsky sagte: Mit diesem Buda¬
lers. Vor Schnitzter, dem Selbsiverleugner, der sich
selbst desarom rt. Schntzlers ganzes literer'sches Le¬
pester Gastspiel geht mir ein langgehegter Wunsch
ben, ganzes Deuken schien beher das Weid aussu¬
unsein Irnnennnschanung auch seine in Erfüllung. Ich wollte schon vor Jahren diese
FT
Weltanschauung zu sein. Und jetzt — Profesoor schöne Stadt aufsuchen, voch imimer kam etwas das
Bernhardi. Dieses Stück zeigt uns, daß Schnitzler zwischen. Mein vorjähriges Gastspiel in Wien, wo
schon über das Thema: „Weib“ weit hinaus ist. ich mit den führenden Männern der ungarischen Li¬
Daß er auch in ernsten Dingen, in denen für das teratur und Theaterwelt Bekanntschaft schloß, war
Weib noch kein Raum ist, zuzugr ifen den Mut hat. die unmittelbare Anregung zu meinem jetzigen Gast¬
Professor Bernhardi, ein Mensch in der Voll= spiel.
bedeutung des Wortes, ist der eine Pol des Stückes.
Ich schätze die ungarische Literatur sehr hoch und
Der Pfarrer, der bei jedem Abschnitt des Lebens, ob
in meinem Repertoire finden sich auch mehrere un¬
das nun Taufe Heirat oder Tod ist, in dasselbe
garische Stücke. Ich selbst habe den Molnärschen
eingr ist, bei al diesen Dingen, die doch nur etwas
„Leibgardisten“ an die 200mal gegeben. Nach dem
ganz Persönliches sind, als Hauptakteur auftritt,
Tode Otto Brahms bin ich an die Spitze des Lessing¬
ist der andere Pol. Professor Bernhardi der Edel¬
Theaters berufen worden und das erste Stück, das ich
mensch, dem die Wahrheit über alles geh und der
im Herbst bei Eröffnung der neuen Saison geben
Arzt, dem als erstes das Wohl seiner Patienten
werde, ist Molnärs „Liliom“
gilt und der Geistliche dem alles andere vor der
Bei einem Gastspiel in fremden Läudern ist es
Kirche und ihren großen Zielen zurücktrit, müssen
inieressant festzustellen, wieweit ein srezieller Darstel¬
naurgemäß wie zwei entgegengesetzte Pole zerstörend
aneinanderprallen.
lungsstil auch von einem fremden Publikum auf¬
gefaßt wird. Wenn es heute ein Theater unternimmt,
Die Exposition im ersten Akt albt gleichzeitig
sich im Auslande zu produzieren, so int es das
den ganzen Kauflikt des Schauspils die ganze

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an¬