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25. Professor Bernhandi box 31/1

eingelassen“ gerade gadurch, daß er auch der
die Streberelemente in echtester Lebens=reit
Itreue den Tüchtigsten an Wissen und kan
Charakter gegenübergestellt, ist sein Stück [„er
lein großes, ungemein interessantes Kul= Va
turbild geworden.
del
Auch als Drama ist es ein, straffes,
einheitliches Werk bis zum dritten Akt. ihr
So kräftig in der Wirkung, daß man fast wie
meinen könnte, daß er auf einen tragischen Ver
legang lossteuert. Aber Schnitzler, der
sich mit so hellen, verstehenden Augen im erst
großen Narrenhaus des Lebens umge= den
schaut hat, ist von Konstitution kein Tra¬
ein
giker. Dem Wiener liegt die Kompro= sich
miß=Natur im Blut. So sehr er in seinen die
eigenen Helden vernarrt ist — er hätte
erst
ihn liebevoller, wackerer kaum zeichnen
ihr
können — es ist ihm noch mehr daran
des
gelegen darzuthun, daß selbst bei der edel¬
der
se
sten Prinzipienreiterei auch ein gut Theil
Eigensinn im Spiele ist, daß bei grund= El
sätzlichen Konflikten im zwanzigsten Jahr¬
die
hundert immer auch die andere Seite Recht! lick
hat, wenn es sich um den Kampf ehrlicher! erk
Ueberzeugungen handelt. So wächst denn we
der katholische Priester, der durchaus edle ble
Widersacher, in einer prächtigen Szenesun
des verten Aktes, über seinen Helden, den die
jüdischen Arzt, fast noch hinaus. Viel= tä
gr
leich tist das eine Schwäche des Drama¬
tikers Schnitzler's, sicher bringt es uns kli
den Dichter und Menschen noch näher.
So klingt denn ein Aufeinanderplatzenlie
der Geister schließlich mit der Einführung V
eines lustigen Raisonneurs, des Hofraths stin
Winkler, fast in einen Scherz aus. dee
Darüber mag man als Dramen=Richter ju
pf.
denken, wie man will, aber der geistvoll
liebenswürdigen österreichischen Weisheit,
daß trotz alledem „fortgewurstelt“ wird,
giebt man sich doch gern gefangen.
Der Vorgang, der zu diesem freund¬
lichen Ende geführt wird, verdiente eine ve¬
längere Analyse, für die der hier zur
Verfügung stehende Raum leider zu be¬ an
schränkt ist. Ein kurzer Abriß möge 9.
daher genügen. Der erste Akt führt unsfü
in das Aerztezimmer des Elisabethinums,
eines Wiener Krankenhauses, aus Privat¬
mitteln erhalten und unter hoher Protel=N
tion, in welchem der jüdische Professor die
Dr. Bernhardi, eine Autorität auf dem
Gebiete der inneren Medizin, als Direktor ve¬¬
waltet.
In einem der Krankenbetten liegt zur
Zeit ein junges Mädchen aus dem Volke, zi
die ein „verbrecherischer Eingriff“ dahin
gebracht hat, im Sterben. Sie weiß jedoch
nichts davon; das letzte Aufflackern ihres
verlöschenden Lebenslichtes hält sie für das
sichere Anzeichen der Genesung und hofft,
daß ihr Liebster sie nun bald abholn ins
werde. Professor Bernhardi will sie in
diesem Glückswahn sterben lassen; er hält
es für seine ärztliche Pflicht, ihn der Ver¬
lorenen nicht zu verkümmern. Die fromme für
Krankenschwester schickt aber ohne sein in
Wissen nach dem Priester, dem Pfarrer hüs¬
der Kirche zum Heiligen Florian, der als¬ haß
bald mit den Sterbesakramenten erscheint. haß
Bernhardi verstellt ihm den Weg zum wer
ab
Krankenbett, die Patientin thut den letzten
Athemzug vor Schreck, als man ihr nur.
wa
den Geistlichen ankündigt, stirvt daher
Lel
ohne die letzte Oelung. Mit einem Wort:
ver
der Konfliki mit de: Kirche, mit dem
tin¬
Staat, mit der Gesellschaft ist da.
Heute und Samstag Abend wird der tro¬
der
große Erfolg „Professor Bernhardi“ wie¬
sich
derholt. Freitag Abend „Kasernenluft“.
wis
In der Samstag Matinee die letzte Auf¬
ab
führung von „Faust“. Die Vorstellung
beginnt präzise 1.30. Im Sacred Con¬
stä
##rt am Sonntag kommt das pikante
des
Lustspiel „Schöne Frauen“ mit Direktor
ges
Rudolf Christians in der Rolle des
„Francois Villiers“ zur Aufführung. Die
im
nächste Premiere ist Mittwoch, den 28.
M.
Januar. Zur Aufführung gelangt „Ma¬
S.
jolita“ Lustspiel in drei Akten von Leo
die
Walther Stein und Ludwig Heller.
Va
Adolf Philipp Theater.
Im Adolf Philipp Theater gelangt das plos
tane