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25. ProfessenBernhandi
Spielleiter zu nennen; er brachte namentlich den dritten Akt,
18.AP0
die Professoren=Sitzung, ganz hervorragend gut zur Geltung; da
Lose Blätter.
war alles indivualisiert und charakterisiert; da war Leben und
Natürlichkeit; da war Temperament und Rasse; der Spielleiter
Dr. H. D. Siegfried. Als zweiter Bewicher um das Heldentenor¬
wurde auch gerade in dieser großen Szene besonders wirksam
fach trat am Sonntag in der Titelr#lle von Wagners Siegfried
unterstützt von den übrigen Mitwirkenden, den Herren Bohne,
Herr von Schenk vom staatlichen Ope##häus in Wiesbaden
Preuß, Moß, Brandt, Müller, Märtens Asdor
vor die Rampe. Der Gast verfügt übet eite ausgiebige Seimme
und Rodewald. In den beiden, letzten Akten wären starke
mit metallischem Glanz, die an Schliff uad Pflege augenblicklich
Kürzungen angebracht und erwünscht gewesen; es wäre dadurch
noch nicht die nötige Biegsamkeit hat. Haher ließ schon im
die bei dreieinhalbstündiger Spieldauer unbedingt eintretende
Verlauf des ersten Aktes der sieghaft freudige Ton, wie er am
Ermüdung der Zuschauer vielleicht vermieden worden. Herr
·
# besten in den Schmiedeliedern erklang, nach, und ein Anflug von
Verden gab selbst den Titelhelden: er gab ihn sehr „jovia#,
Sprödigkeit und Heiserkeit machte sich bei den über s hinaus¬
ruhig und weich; dadurch kam die Passivität dieser Figur noch
Lum
gehenden Tönen geltend. Gut gelangen die lyrischen Stellen,
deutlicher zur Erscheinung als ihr gut tut; etwas mehr über¬
namentlich im zweiten Akt, wenn auch hier und zunehmend im
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legene Galligkeit; etwas bissiger Humor, etwas mehr
Ae
dritten Akt eine Neigung zum Zutiefsingen Ueberanstrengung
innerliche Härte wäre dieser Rolle dienlich gewesen; der „Fall“
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ankündigte. Man muß allerdings bedenken, daß Wagners Sieg¬
hätte an Interesse gewonnen; denn, was den Beteiligten selbst
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z fried vom Heldentenor das Größte und Gewaltigste fordert, und
anscheinend so gleichgültig läßt, läßt die Unbeteiligten erst recht
ferner, daß mangelnde Vertrautheit mit den hiesigen Bühnen¬
kalt. Von den zahlreichen Einzelleistungen dieses „Männer¬
verhältnissen leicht Befangenheit hervorrufen kann. So war der
stückes“ vereinen rühmende Hervorhebung außer den schon ge¬
Haupteindruck der, daß der Gast trotz guter Mimik und einer für
nannten noch der Minister, den Willy Gallwitz ungemein
das Heldenfach günstigen Bühnenfigur noch nicht mit voller Be¬
plastisch herausgeorheitet hatte: das tadellos korrekte Gebaren
herrschung über seiner Rolle stehend gestaltete. Er versah sich
solcher Leute, die Werte vortäuschen müssen, die nicht vorhanden
gelegntlich in der Wahl seiner Stellung, z. B. vor dem Blasen auf
sind, war meisterlich getroffen. Auch Direktor Schindler
dem Horn, und in der Intonation. Doch darf wiederum die Mög¬
zeichnete mit der kleinen, aber sehr wichtigen Rolle des Hofrats
lichkeit nicht außer acht bleiben, daß dieser Gast das heute Feh¬
ein wohl gelungenes Bildchen jener Sorte von Menschen, die
lende bald nachholen kann und er dann entschieden Zukunfts¬
ihr Schicksal dazu verurteilt, Werte zu verbergen, die sie besitzen;
nussichten bietet. Wenn er, namentlich nach dem 2. Akt, 17
die das aber mit einem feinen, geistvollen Tun, der sie selbst am
stark aufmunternder Weise gefeiert wurde, so war diese beifalls¬
besten und leichtesten über das Mißliche ihrer Lage fortbringt.
freudige Stimmung sehr wesentlich durch die herrliche, von Ka¬
Die Herren Zeischke und Burg ... beide mit Doppelaus¬
pellmeister Lert oft zu glänzenden Steigerungen geführte
gaben beschäftigt ... und die Herren Köllner, Schneider,
Wagnersche Musik verursacht und am Schluß des Stückes durch
Holzhaus und Lange und Fräulein Haider haben gleich¬
den überaus herrlichen Gesang von Fräulein Kappel, der Dar¬
falls an dem guten Gelingen der Vorstellung Verdienste, die nicht
stellerin der Brünhilde.
unerwähnt bleiben sollen. Auch der reichen und geschmackvollen
mk. Residenztheater. In seiner fünfaktigen Komödie „Pro¬
Bühnenausstattung muß vollste Anerkennung gezollt werden.
ereinst mit
fessor Bernhardi“ hatte Ar#
Eie unbekannter Ruhens. Mit der immer eingehenderen
stelem Witz und allzu oiel Behagen ein treffliches Spiegelbild
österreichtscher Verhältnisse und Zustände um die Wende des
Jahrhunderts geschaffen. Die politische Durchtränkung, um nicht
Durchseuchung zu sagen, des gesamten Lebens, die Beurteilung
aller auftauchenden Fragen nach Parteiinteressen, die Auf¬
Hauschung auch der kleinsten Vorkommnisse um dieser Interessen
willen zu bedeutsamen „Fällen“ ist typisch für jene Zeit und
senes Land. Heute ist das Bild vor anderen, farbenbrennen¬
deren Bildern allmählich verblaßt; Witz und Behagen haben von
ühren Reizen eingebüßt; und die Sache selbst erscheint uns zu
anbedentend, zu kleinlich, um uns tiefer zu packen und zu unter¬
halten. Immerhin ist sie bei guter Darstellung gern hinzu¬
mehmen; und an Vorzügen fehlte es der Aufführung im Residenz¬
stheater nicht. In erstev, Linie ist diesmal Aknich Verden als