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25. Prefess—Behand
Figuren nicht ausleben. Es wirkt mehr gelesen als gespielt. Die
regung ausging zu der modischen Musikaliste= und ersäuft in ihr. Kortner aber blieb trocken. Doch galt ihm
Regie Hinrichs trieb zwar die Aktschlüsse geschickt auf. Aber die
se (bis zur „Dreigroschenoper“). Beifall über
viel vom allgemeinen Applaus.
einer neuen Zeit gemäße Oper nicht am glück¬
Schauspieler vermögen diese Flachzeichnungen nicht auszufüllen.
spiel verwandelt? Zur Ueberwindung der. aus¬
(Siehe dagegen Schnitzlers komisch lebende Mediziner.) Das
Sternheims „Kandidat“.
geht in ein paar Chargen; nicht aber bei den Hauptakteuren.
Um das Skelett einer Flaubertschen Komödie (Le candidat)
Selbst Wallburgs vollblütige Hanswurstskomik befreite nicht
rofessor Bernbarbl.—
von 1874 baute vor Jahren Carl Sternheim einen neuen Text
von Schemen, von der Skizze, von der Karikatur. Daher auch in
sagen wir: Umstilisierung. Für Berlin war es Uraufführung.
chnitzlersche „Tendenzstück“ vor etwa zwanzig
kleinen Rollen die besten Wirkungen: Willi Forst, Hörbiger,
In den Kammerspielen. Man belachte den Kandidaten
ich aufführte, da paßte manches zu sehr auf
Bendow, Peter Lorre als verdrängter Liebhaber, Schmock,
Russek, der zwischen den konservativen und sozialdemokratischen
Romantiker machte den Journalisten Bach, der auch als Stern¬
auf Berlin. Auch heute ist der katholische
Deputationen liebedienert, bis er im Gebet zu Gott den Finger¬
den Willen des Arztes dem Sterbenden das
heims originellste Kreatur in dieser Flaubert=Skizze zu betrachten
zeig erfleht auf die Partei, die zum Erfolge führt. Diese Blas¬
ist. Oder war das der Schauspieler? Lorre macht Komik über
chen will, keine populäre Erscheinung für den
phemie ist der beste Einfall Sternheims. Im Monologischen und
. Dafür hat der Antisemitismus auch im Reiche
seine eigene Tragik weg. Er vertieft Sternheim durch unver¬
Sprecherischen überhaupt witzelt des Autors Bosheit am sicher= geßlich leidendes Gesicht. Weniger Schauspieler=Kunst (Kortner!)
Ermen angenommen, so daß die Rasse=Differen¬
sten. Die eigentliche Dramatik kann sich mit Simplizissimus= als Da=Sein.
erzten von Prof. Bernhardis Klinik direkter
Als dazumal. Bewundernswert ist Schnitzlers
chst aus Bernhardis tragischer Borniertheit
und dann vom Gesichtspunkt des kirchlichen
Konventionellen, auf friedlichen Ausgleich be¬
inkler vom k. k. Ministerium doch die aus¬
Keit selbst gegen den Helden findet. Mehr
rzte stehen leibhaftig auf der Bühne und ver¬
ort einen eigenen Charakter und ihre medizi¬
Der Frauenarzt spricht anders als der Kinder¬
Chirurg ist völkisch. Der Jude Bernhardi ist
Internist. Meisterhafte Treffer. Meisterhafte
stannigfaltigen unter die Einheit des Haupt¬
eine außerordentliche Aufführung, deren Ge¬
heißt. Dis auf Kortners Bernhardi. Diese
Passivität, mehr Energie der Verharrung als
hr kraftvolle Moral als mächtiges Tun. Mehr
schlichen als des Heroischen. Dazu ist Kortner
kopf denkt zu zweckhaft; sein Auge hat keine
sich; seine Sprache wird ohne Dynamik blaß
hl agiert seine Technik einen „ganz richtigen“
rmeidet jedes Mätzchen; vermeidet mit der
öbianten das Komödiantische. Aber die Ab¬
aume Haltenden lähmt jeden Blutdruck. Der
d. Was spielt, ist sein artistisches Phantom.
dazu Kalsers Impuls als Kinderarzt;
terhaft gelungene Mensch=Umsetzung in dep¬
(Charge ohne Chargenmittel!) Hörbigts
stanziation in den k. k. Hofrat. Es ömmt
spielerei auf die Verwandlung an. Nicht die
delt. Aber der Mensch geht in die Rolle ein