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box 28
24. Das zufteLand
** Dem Vorgang dieser beiden Kardinale schlossen
zösischer Auffassung das Protektorat durchaus noch nicht lsind im allgemeinen der schnellf
viele andere Bischöfe Italiens, deren es bekanntlich 273
Wort von der Seele, das den Titel des Stückes hergibt. stweis ihrer Unschuld: Korsakoffs
umgebracht, weil er abgewiesen
Der Dr. v. Aigner hat auch einmal eine Frau gehabt,
Feuilleton.
Ce.(
Unschuld. Wenn Hofreiter fähi
hat sie über alles geliebt und sie dennoch betrogen. Er hat
blick Beweise zu verstehen: auch
als erster die kühnsten Bergbesteigungen unternommen,
Burgtheater.
Liebe zu ihm.
hat die Herrlichkeit der Dolomiten für die Welt erschlossen,
„Das weite Land.“ Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
Aber Hofreiter ist nicht fäh
hat hier herum prächtige Hotels gebaut, und „in diesen
Von Felix Salten.
stehen, als daß Korsakoff um ei
Tälern, diesen Bergen“ mit brünstigem Lebensunband
sterben mußte; daß Korsakoff so
gehaust wie Don Juan in Spanien. Jetzt ist er stiller,
Ein Mann, der das Ende seiner Jugend erlebt.
wäre, und nun in der Erde mi
resignierter als der Friedrich Hofreiter, ist philosophischer
Schließlich erleben wir alle einmal das Ende unserer
auf Genia. Ihm, der nur lebt,
als dieser, der es in seiner gejagten Unruhe ja doch nur
Jugend. Nur daß die meisten es gar nicht recht beachten,
erfüllen, ihm, dem jeder Augen#
zu bitteren und manchmal auf zwei Seiten tragbaren
es viel später erst bemerken. Der Mann aber, der diese
flüchtigsten und niedrigsten Gl
Aphorismen bringt. Und er sagt zu dem erregken, zer¬
Tragikomödie mit seinem Schicksal ausfüllt, bemerkt es
Gebote der Treue, des Gewissen
rissenen Hofreiter: „... die Seele ist ein weites Land...“
schon vorher und bäumt sich dagegen auf. Viele Menschen
Pflicht geht, ihm wird diese Fr
Hofreiter wird durch alle Bezirke dieses weiten Landes
gibt es, die nicht einmal den Anfang ihrer Jugend er¬
inneren Pflichtgefühl eine Liebe
gehetzt. Seine Frau ist von dem jungen Virtnosen Kor¬
leben. Dieser Mann jedoch hat genossen das irdische Glück,
weigert, wenn es um Leben
sakoff angeschwärmt worden. Hofreiter hat diesen Flirt mit
hat aus dem Freudenbecher des Daseins in vollen Zügen
aller Zwiespältigkeit seiner Natur angeschaut. Zur offenen Ifremd. Der Abstand zwischen se
getrunken, ist aber der Wonne noch immer nicht gesättigt,
Eifersucht fühlt er sich der lange vernachlässigten Frau fschuld wird ihm zu groß, zu ba
Wist immer noch durstig. Jetzt bäumt er sich auf, weil der
er fort von ihr, für eine Weile
gegenüber nicht berechtigt, redet sich auch ein, wirkliche
Herbst kommt und ihm seinen frostigen Atem in das
ihrer Nähe, die ihm bedrückend un
Eifersucht nicht zu empfinden, sagt sichs vor, daß ein Jehl¬
immer noch jugendheiße Antlitz haucht. Jetzt schlägt er
Mädchen, das in seinem Kreise a
tritt seiner Frau ihn von der Last, der Alleinschuldige im
wild und zornig, boshaft und verbittert um sich, weil die
seinem breunenden Erobererpre
Hause zu sein, befreien würde, und wendet sich ab, damit
Natur ihre Rechte einfordert. Schlägt um sich und erliegt.
Pubertätsträume geleuchtet hat,
hinter seinem Rücken geschehen könne, was da wolle. Allein
Das ist der Inhalt des Stückes: eine Tragikomödic.
Irgendwohin, in die Dolomiten
es ist gar nichts geschehen. Frau Genia hat den jungen
Herr Friedrich Hofreiterl fabriziert elektrische Glüh¬
Mutter reist, soll er ihr folgen.
Liebhaber abgewiesen. Aus Treue gegen sich selbst, aus
lampen, macht Erfindungen, spinnt die Fäden seiner
Und er folgt ihr. Frau Genia
Liebe zu ihrem Manne, von dessen Abenteuern sie weiß,
kühnen Geschäfte und großzügigen Unternehmungen ins
in dem Moment, in dem sie ih
an dem sie aber immer noch wie bezaubert hängt. Und
Weite, bis über den Ozean. Er ist ein Meister auf allen
hoffte. Verliert ihn auf eine be
der verschmähte Korsakoff hat sich in der Verzweiflung er¬
Sportplätzen, er klettert auf die gefährlichsten Bergspitzen.
rätselhafte Weise.
schossen.
Dies alles aber geht ihm nur nebenher und füllt ihn nicht
In den Bergen oben ve
Dies geschah vor dem Beginn des Stückes. Jetzt
aus. Auch nicht seine schöne Frau, die er doch liebt, auch
Erna, daß sie sich ihm beding
fängt das Stück, fängt die Tragikomödie an. Denn jetzt
nicht sein kleiner Sohn, den er in England erziehen läßt.
Vor den Augen eines braven
ist Hofreiter der sicheren Meinung, seine Frau sei die Ge¬
Was ihn ausfüllt, das sind die Weiber. Die agilen und
liebt und sie heiraten will, ver
liebte des jungen Klavierspielers gewesen. Die Gründe, die
begabten Ehebrecherinnen seiner Gesellschaftsklasse, die ihm
ist außerdem noch sein bester
ihm dafür so plausibel scheinen, sind eigentlich sehr töricht.
von selbst anheimfallen. Die jungen, frühverdorbenen
sie ihm vor den Augen weg.
Aber vielleicht kümmert er sich gar nicht um Gründe. Der
Mädchen, in denen er die künftige ehebrecherische Begabung
und kein Halt mehr. Hofreiter
Tod dieses Jünglings hat in Hofreiter alle Triebe, die ihn
wittert und die er mit souveräner Technik verführt. Die
Jugend, will sich selbst und
zu seiner Frau drängen, aufgewelt, hat alle Erinnerung,
Buntheit des Abenteuers, der Wechsel von Erobern und
spüren. So klettert er auf die
Abschiednehmen, dies Gehen und Kommen der Liebe ist die ihn mit ihr verbindet, schmerzlich und süchtig anklin¬
verführt die kleine Erna. Dan
gen lassen. So kommt er zu Genia und fordert Aufklä¬
ihm Jugend, Inhalt und Sinn des Lebens.
Und dann kommt der Absturz
Ein anderer, ihm ähnlicher Mann, der ihm nur auf rung. Ueber einen Nebenbuhler, der im Grabe liegt, kann
dem dämmerigen Pfad nach abwärts ein ziemliches Stück dieser Mann hinweg, tritt über den toten Nebenbuhler ihrer Not, in ihrer verzweifelt
voraus ist, der Herr Dr. v. Aigner, sagt ihm dann das hinweg zu seiner Frau. Genia jedoch liefert ihm den Be¬heit einem onderen Manne