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24. Da
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as weite Land
Ohnmacht, worauf sie selber — die Liebe höret nimmer
en. Das neuentdeckte Zigeuner=] Lerchenfelder Latein — „Servas, Radibua! Pfiat di
auf — die gewünschte Dame an sein Krankenlager ruft
ner durchströmt, besitzt Gold= Gott, krallewatscheter Bratelmusiker!“ — und ihr Herz
Die Handlung des Stückes erstreckt sich auf eine
ist den kleinen Truhen nicht unähnlich, welche der un¬
enn seine Bewohner kneipen
Dauer von drei Jahren, und während dieses Zeitraumes
sterbliche „Mistbauer“ zwischen den Wänden seines Fuhr¬
en Tag und den ganzen Tag
wird uns reichlich Gelegenheit geboten, die Wahrheit des
werks auszuschütten pflegt. Ein klarer Charakter jedenfalls.
allerfeinste Großstadtrestaurant
paulinischen Spruches zu erproben, vor allem aber die
Wir vermögen auch betreffs dieses mehr oder minder süßen
sehen wir sie in einer jener
alkoholischen Neigungen des Dichterkomponisten in ihret
Mädels die Anschauung des Feuchtfröhlichen nicht zu
der Dichter nicht zum
unheilvollen Entwicklung zu verfolgen. Der brave Doktor¬
teilen. Sie erscheint ihm als etwas Unbegreifliches. „Sie
der Feuchtfröhliche wird
Siebelius behandelt ihn mit Zitronenlimonade und Oinosa,
ist mir ein Rätsel,“ sagt er geradezu. Man sucht aber
ienerfolg von ihnen gefeiert,
schüttelt jedoch den Kopf. Das beste, sagt er zu Ruth, das
vergebens, was an der jungen Dame rätselhaft sein könnte.
ein ganzes Rudel grotesker
einzige, was ihn retten, seine kläglich erloschene Schaffungs¬
Bei jedem wilden Veranügen ist sie dabei, sie wechselt die
Dichter gleichfalls nicht zum
kraft ihm zurückgeben könnte, wäre eine tiefe innerste
Liebhaber wie die Strümpfe, und fühlt sie stolzere
ingt. Man wundert sich ein
Erschütterung, und wir gestehen, bei diesen Worten
auch ernsteren Männern zu Wallungen, so werden sie von einem Hundertmarkschein
zitterten wir für das Leben der armen Ruth. Jener¬
ken wächst, als der treffliche beschwichtigt. Sie ist, kurz gesagt, ein — Frauenzimmer,
Dichter Stieglitz siel uns ein, ein schwacher Poet der
kin junges Mädchen, ein sehr um das unfeinere, aber deutlichere Wort nicht auszu¬
Biedermeierzeit, dessen Frau sich heldenhaft tötete, weil sie
sprechen. So hat sie der Dichter gezeichnet, gut gezeichnet,
tochter oder dergleichen, in
hoffte, ein großer Schmerz würde ihren Mann zu höchster
und es war höchst überflüssig, diese kleine Venus vulgi¬
hren wagt. Fräulein Ruth
dichterischer Leistung anregen. Sollte wohl gar Frau Ruth¬#
vaga hinterher mit der Romantik des Geheimnisvollen
Ertskind, keines von der frechen
das erschreckliche Beispiel der Charlotte Sophie Stieglitz
schmücken zu wollen.
freien Manieren, selbstbewußt
nachahmen wollen? Zum Glück zitterten wir für nichts
Da hätten wir also wieder den Mann zwischen den
feigend. Sie gibt sich vielmehr
und wieder nichts. Die tiefe innerste Erschütterung entsteht
zwei Frauen, in der alten Klemme zwischen dem guten
Porhin im Theater hat sie sich
auf andere Weise. Das Leben zu dritt wird der jungen
und dem bösen Prinzip. Wofür wird er sich entscheiden?
en Dichterkomponisten verliebt,
Frau am Ende doch unerträglich, und eines Tages stellt
Nachdem Bruno eine Zeitlang in freier Liebe mit Ruth
fen, vor dem Vorhang er¬
sie den Gatten kategorisch vor die Wahl zwischen ihr und
v. Bargen gelebt, heiratet er sie. Er entschloß sich mit
sie ihn auf, folgt ihm nun
jener anderen. Er aber will und kann nicht wählen, er
Widerstreben zu diesem philisterhaften Hammelsprung, tat
von Flasche zu Flasche, aus
bekennt seine Willensschwäche, seine weiche Natur. Brutal
ihn auch nur unter ausdrücklicher Wahrung seines Mannes¬
kal, die Zisterne, den Rats¬
zu sein, ist ihm unmöglich. Alle Frauen der Welt könnte
rechtes, frei umherlieben zu dürfen, wann und wo es
cheues Reh, wort= und willen¬
er lieben, aber verlassen kann er keine. Da beginnt bei
ihm gefallen möge. Ruth gibt sich damit zufrieden. Sie
inzigen versunken, und schon
ihm die Treue. So geht eben Ruth von ihm weg, und
ist die geborene Dulderin. Wenn er Käthe, Steffis kleine
ch durchs Leben folgen wird,
Bruno ist erschüttert.
Tochter und angeblich sein Kind, ins Haus nehmen will,
kau, Magd, Käthchen von
Doch schon im nächsten Akt, dem fünften und letzten,
findet sie nicht ein Wort des Widerspruchs. Wenn er,
sich allerhand Unheil, wie es
kehrt sie zurück, denn die Liebe höret nimmer auf. Die
gestachelt von dem wohlbekannten Heimweh nach dem
zu entstehen pflegt und jetzt
andere hat sich inzwischen empfohlen, um einen Baron
Schmutze, das alte Verhältnis zu dem hübschen „Un¬
Betue wetterleuchtet.
zu heiraten, hat auch ihr Kind mitgenommen, dessen
geziefer“ wieder einfädelt, trägt sie die Schmach in stummer
Kii Hochstraßer, eine frühere Ge¬
wirklicher Vater der Baron sein soll — die Luft ist ge¬
Geduld, und erst als er ihr zumutet, diese Steffi selbst in
bst „Steffi das Ungeziefer“ ge¬
reinigt für ein neues Leben. Die Er hütterung hat auch
ihrem ehelichen Heim aufzunehmen, empört sich ihr Selbst¬
erschämt hübsch und pikant be¬
gefühl. Vergebens dringt er in sie, sie bleibt fest. Da Wunder gewirkt. Dem Kranken geht es besser, und wie
nd einer Wiener Vorstadt aus¬
stens spricht sie das gröblichste macht er es wie ein hysterisches Weib und fällt in wird erst die Nachricht, die Ruth mitbringt, die Heilung!