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I
24. Das „tenand

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Frau, das wird sich später finden; aber jedenfalls sein —
Just zu derselben Zeit rächt sich Frau Genia an ihrem Manne
Theater und Musik.
mit dem Fähnrich Otto Aigner... Nun sind sie quitt, denkt der
(Siehe auch 1. Beilage.)
schadenfrohe Leser und zitiert: wie du mir, so ich dir! Aber
Lessing=Theater.
da hat er mit der Eitelkeit des Herrn Hofreiter nicht gerechnet —
Er koramiert den jungen Mann. Warum? Aus verwundeter
Zum ersten Male: Das weite Land, eine Tragi¬
Liebe, aus loderndem Zorn und kränkender Schmach? Also
komödie in fünf Akten von Artur Schnitzler. Regie: Emil
aus einer Augenblicksaufwallung immerhin? „Wenn es Haß
Lessing.
wäre — Wut — Eifersucht — Liebe.“ — „Na ja, von all dem
Dieses Schauspiel ist langweilig von der ersten bis zur
verspür ich allerdings verdammt wenig. Aber man will doch
letzten Szene. Das mag zum Teil auch daher kommen, weil
nicht der Dumme sein.“ Und geht hin und knallt den Otto
es in fremden Zungen zu uns spricht und mit Moral und Ehr¬
Aigner nieder, ob er gleich seiner Philosophie getreu gelebt und
begriffen jongliert, für die uns das Verständnis fehlt. Wenn
gehandelt hat Genia flüchtet in ihrem Schmerz zu der
man die These dieser Akte auf eine Formel bringen wollte,
Mutter ihres Liebsten und Hofreiter erklärt nach etlichen An¬
würde man im studentischen Jargon etwa sagen müssen: es
merkungen über sich und seine Psyche („Hineinschauen in mich
predigt den Ehebruch über kreuz. Mit allen Schikanen und
kannst du doch nicht, kann keiner“ und so), nach Amerika zu
allen Finessen. Mit einer Laxheit, die selbstverständlich ist,
wollen. Ich gehe mit dir, versichert Erna, die Braut aus den
und einer Leichtfertigkeit, die auch Nichtphilister zum Gruseln
Bergen. Aber nein, wehrt Hofreiter ab, „wird nicht ange¬
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Der Inhalt, wenn man von einem
bringen kann ....
nommen. Alles ist Täuschung. Aus, Erna, auch zwischen uns“.
solchen reden will, ist mit ein paar Strichen skizziert: Frie¬
Wetten wir, daß derselbe Mann, der jetzt ein „aus, Erna, auch
drich Hofreiter betrügt seine Frau, wie und wo er nur kann.
zwischen uns“ spricht, in den Akten, die hinter diesen fünfen
Er sieht nichts darin und würde ihr seine Abenteuer, falls sie
liegen, dasselbe Spiel von neuem anheben wird! Das Schau¬
ihn nach ihnen früge, Fall um Fall erzählen. Ein Gemüts¬
spiel hat kein Knochengerüst, hat kein Fundament, hat keine
mensch ist dieser Hofreiter also jedenfalls. Einer seiner
Pointe — Oder sollte sie etwa in jenen Sätzen enthalten sein,
Freunde erschießt sich. Weil seine Gattin, Genia, den Werbun¬
die da betonten, „was für komplizierte Subjekte wir Menschen
gen jenes Liebebedürftigen widersteht und widerstehen wird.
im Grunde sind? So vieles hat zugleich Raum in uns! Wir
Diese Tugendboldigkeit entsetzt Herrn Hofreiter dermaßen, daß
versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut es geht,
ihm seine Frau fremd wird, daß ihre Nähe ihn bedrückt und
aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künstliches—. Die
beengt, daß er hinaus in die Weite und hinauf auf die Berge
Seele — ist ein weites Land —!“ Nein, diese Ordnung ist
muß. Nicht ohne den kleinen Nebengedanken mitzunehmen,
nicht nur etwas Künstliches, diese Ordnung ist ein Produkt
in dieser Weite und auf jenen Bergen Erna Wahl, die Liebste
Charakter. Freilich, wer
Erziehung und
von Anlage,
seines Freundes, des Dr. Franz Mauer, zu erobern. Und so tut
das Kribbeln kriegt
gleich bei jeder Schürze
er denn auch — auf offener Szene, im Klubsessel, in einem
herausfällt, dem ist
und aus der „Ordnung“
Hotelvorraum verspricht sie ihm, sein zu werden, nicht seine! nicht zu helfen, der soll aber nicht von „komplizierten Subjekten“
S
reden. Denn seine Psyche ist
fach! Schnitzler wollte wohl e
sprünge schreiben und wälzte
keit seiner Anatolweisheiten i
für den Hintertreppenbedarf
kungen zu diesen fünf Akten
ihnen lebendig ist, ein paar
ihrem abgewiesenen Freier ein
er ihre Tugendhaftigkeit für
Notgedrungen muß sie das
Und der geht nun hin und —
der es hören oder nicht hören
kehrt früher heim, als er erw
im Garten im Téte-à-téte m
im Hause verschwinden, hält
Mann durch das Schlafzimem
dann auf dem Wiesengrund
Schlaf .. . Gent . . . Und
- um nicht der T
Fähnrich —
Schnitzler, Schnitzler!
Das Dichten deines
Herzens scheint böse von Jug
Ich füge nur noch ein,
das Menschenmögliche tat, un
Heinz Monnard mit einer
die Tiefen und Untiefen seiner
und daß Hilde Herterichd
„Siebzehnjährigen“ das ph
rassigen Johre lieh. Aber
Grüning, die Stieler, Reicher,
Zeug hielt — und trotz und
Konnte es keiner werden, denn
— —