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24. Das Neite-Land

richtungen getroffen, Arbeits= und Vortragskurse eingerichtet,
ssten gesetzt. Aber es ist der Stolz der Berliner Schule geblieben, daß
Stipendien und Urlaub zur Teilnahme an solchen Veranstaltungen
sie unbeirrt durch die Meinungen des Tages ihre vielgestaltigen
chen
oder zu eigenen wissenschaftlichen Studien gewährt. Doch um diese
Stüdien bis in die feinsten Verästelungen des wirtschaftlichen und
zen,
Einrichtungen recht fruchtbar zu machen, bedarf es einer Stelle,
sozialen Lebens verfolgt. Als Ergebnis hat dieses Jahrhundert
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dis sie alle zusammenfaßt, dem einzelnen über sie Auskunft gibte
der Erkenntnis eine Macht des Wissens aufgehäuft. Hier laufen!
das
und auf ihren planmäßigen Ausbau hinwirkt. Es kommt hinzu,
aus den einzelnen Wissenschaften heute wieder die Linien zu gemein¬
daß eine Reihe wichtiger, für das preußische Schulwesen be¬
sanen Zielen zusammen. Einem Hochgebirge gleich, das keine
va
gründeter Anstalten wegen ihrer Isolierung kaum zur Geltung
Macht der Erde aus seinem Grunde reißen wird, so türmt sich die
um
kommen. Die Auskunftsstelle für das höhere Unterrichtswesen, die
Fülle des Wissens empor, unverlierbar, solange der Glaube an die
hat
mit beträchtlichen Kosten vom Staate unterhalten wird, ist den
Macht der Idee leben wird, unzerstörbar selbst dann, wenn unsere
er?
meisten kaum dem Namen nach bekannt. Die von der Brüsseler
or=Kultur abermals in die Nacht der Barbarei versinken würde:
Ausstellung her erhaltene Sammlung von Lehrmitteln, die das
ire tausend und abertausend Keime würden aufs neue zum Lichte
preußische Schulwesen darstellt, harrt vergebens einer passenden
dringen, sobalb ein neuer Tag der Menschheit anbräche und ein
Unterkunft. Auch die wertvollen Sammlungen, die von der Ge¬
neuer Wille zum Wissen erwachte.“ Hier wandte sich der neue
sellschaft für Erziehungs= und Schulgeschichte zum Teil mit staat¬
Rektor an die Kommilitonen, daß nicht das Wissen an sich das eigent¬
ite
licher Unterstützung angelegt worden sind, kommen der Oberlehrer¬
lich Wertvolle ist, sondern der Glaube an die lebenschaffende Kraft
schaft nicht zugute, weil sie ihren täglichen Wegen zu fern liegen.
des Wissens, daß die so gewonnenen klaren und bestimmten Be¬
die
Würden alle diese Anstalten zusammen mit anderen, die preußi¬
griffe, ja schon der zu ihnen hindringende Wille sich unmittelbar
schen Oberlehrer angehenden Einrichtungen in ein Haus verlegt,
in Gefühl und Religion umsetzen und den Charakter, das Handeln
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solbst regeln und richten wird. Lenz schloß mit dem mannhaften
das überdies mit Vortrags=, Arbeits= und Vereinssälen ausge¬
Bekenntnis: „Wir wollen unsere Rechte treu und fest wahren, aber
stattet wäre, so würde damit ein alle Schulen und Oberlehrer ver¬
auch wie Humboldt und Fichte nicht vergessen, daß es der Geist ist,
bindender Mittelpunkt angelegt, der in hohem Maße belebend und
erfrischend wirken und zur Lösung vieler die Allgemeinheit be¬
der lebendig macht. Wir wollen gleich ihnen darauf bauen, daß
Wissen und Handeln, Freiheit und Macht miteinander leben, siegen,
schäftigender Schulfragen beitragen müßte. Der Gedanke eines
herrschen werden daß sie zusammengehören wie Feuer und Licht,
solchen Hauses, das ganz den Bestrebungen des von der Oberlehrer¬
schaft allgemein verehrten Friedrich Paulsen entsprechen und
wie Blatt und Blüte, Idee und Erscheinung.
darum mit Recht seinen Namen tragen würde, wurde zunächst von
Rauschender Beifall folgte der Rede; mit Gesang schloß die
philologischen, wissenschaftlichen und Standesvereinen Berlins und
Feier.
der Mark Brandenburg unterstützt. Bei den Beratungen fand er
auch den lebhaften Beifall der Vertreter derjenigen Provinzial¬
vereine, die sich schon eingehender mit ihm befaßt hatten. Der
Das Paulsen=Haus.
Plan soll auf den nächsten Versammlungen aller Philologenvereine
Einen der Hauptberatungsgegenstände der preußischen
besprochen werden, und es ist zu hoffen, daß eine gründliche Er¬
Philologenvereine, die am 7. und 8. Oktober in Berlin tagten,
örterung seine Bedeutung in ein helles Licht stellen und ihm allge.
bildete die Begründung eines Paulsen=Hauses, einer wissenschaft¬
meine Zustimmung und tatkräftige Unterstützung sichern wird.
lichen und pädagogischen Zentralanstalt für die preußischen Ober¬
lehrer. Es wird dem einzelnen Oberlehrer immer schwerer, Wissen¬
Theater und Musik.
schaft und Schule als Ganzes zu erfassen, und so hat eine Kluft
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zwischen Universität und Schule sich aufgetan, deren Ueberbrückung
Lessing=Theater.
eine der Hauptaufgaben der Gegenwart ist. Die Bildungsmittel
Das weite Land. Tragikomödie in 5 Akten von Akthur
der Altphikologen liegen zum großen Teil in archäologischen An¬
Zum 1. Mal am 14. Oktober.
stalten des In= und Auslandes. Der Neuphilologe kann die von
Schuinle
In Wien, Berlin, München, Prag, Leipzig, Hamburg
ihm verlangte Beherrschung der fremden Spreche und Kultur nur
und einer Reihe andrer Städte ist Sonnabend Schnitzlers
im Auslande erwerben; die Naturwissenschaften haben ihren Sitz
in einer Vielhejt von Anstalten und Einrichtungen, die zum Teil
neuestes Werk gleichzeitig über die Bühne gegangen. Der
in gar keinem Zusammenhange mehr mit den philosophischen Fakul¬
Erfolg scheint nicht überall der gleiche gewesen zu sein, meist
täten stehen. Um der aus diesen Verhältnissen sich ergebenden Ge¬
hat man das Stück kühl ausgenommen. Am liebens¬
fahr, daß der Oberlehrer der wissenschaftlichen Welt entfremdet
wird, zu begegnen haben staatliche und städtische Behörden, wissen= würdigsten haben die Wiener sich verhalten, denen
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s=1 schaftliche Gesellschaften und die Oberlehrer selbst mancherlei Ein= der Dichter ein Spiegelbild ihres eignen Lebens zeigt —