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24. Das veite Land

RRT8. BERIIN
den Fabrikanten Friedrich Hofreiter, gruppieren sich leicht stizzierte
Musik.
Typen aus der Wiener Welt. Vielerlei Fäden geben hinüber und
Franz Liszt=Feier des Vereins für Frauen und
herüber. Man hört von einem Freunde, der der vornehmen, still
eton.
Mädchen (im Blüthnersaal). Am 22. Oktober vor 100 Jahren
resignierten Frau Genia den Hof machte und sich dann eines Tages
wurde in einem ungarischen Dorfe das größte Klaviergenie aller
it; selstverständlich. Bei
erschoß. In der Art, wie Friedrich seine Gattin über das Geheimnis
Zeiten gehoren. Von Franz Liszt bloß zu sagen: er wäre für das
dieses Todes ausforscht, blitzt eifersüchtiger Argwohn auf. Sie zeigt
nmerhin ein Fortschritt.
Hammerinstrument gewesen, was Paganini für die Geige war,
ihm den letzten Brief des Freundes —
der zwanzig blinden
ein Geständnis, daß er
würde beinahe nichts heißen. Nein, er war unendlich mehr: ein
ektor der Nationalgalerie
um ihretwillen, da seine Liebe nicht Erwiderung fand,
Herrscher im Reiche der Töne, „dem es,“ hat einmal Richard Wagner
equeme Vetternwirtschaft
sich töten wolle. Beruhigt fällt Friedrich auf der Stelle
geschrieben, „aus allen Poren quillt wie Ströme und Quellen und
utzung der Situation ist
wieder in seinen spöttischen, frivolen Ton zurück. Es sei doch schade
Wasserfälle.“ Unser Verein darf es sich zum besonderen Verdienst
ändte Hilfstruppe zu ver¬
um den guten Berschen, dem eine solche Kleinigkeit das Leben
aurechnen, auch seinerseits für eine Anbahnung des Verständnisses
ein treffliches Stück der
kostete. Warum tat sie ihm denn nicht den Gefallen und nehme
für Franz Liszt, den gewaltigen Musikschöpfer, in den Herzen der
pparat der Zwanzig zu
Dinge, die es nicht wert sind, stets so schwer? Weshalb muß sie so
Arbeiter gesorgt zu haben. Dies erste Konzert — das zweite folgt
rk war inzwischen vom
anders sein wie er? Das drückte ihn. Er möchte reisen, um wieder
am 26. November — umfaßte zunächst solistische Stücke für Klavier,
fenheit sölchen Zustandes
in das richtige Gleichgemicht zu kommen.
Singstimme und Orgel. Da wurden in glücklicher Wahl die wunder¬
unte von hier aus dem
Der dritte Akt, von drolligen Touristenepisoden eingerahmt,
vollsten Poesien aus Liszts Wanderjahren durch die Schweiz und
funktionierenden Kunst¬
spielt in einem Alpenhotel. Ein kokettes, romantisch abenteuerlustiges
Italien geboten, während die sehr bekannte „Ungarische Rhapsodie 2“
#r nicht vergessen werden
Fräulein, Friedrichs Weggefährtin auf einer waghalsigen Kletter¬
zu den Werken zählt, die das heimatliche Natur= und Volks¬
amabel ist: einem Laien
tour, hat ihn in hellen Brand gesetzt. Ein Rausch verzebrend wilder
leben in originellen Klängen malen. Egon Petri, einer
bidungen einräumen zu
Leidenschaft steigt plötzlich in ihm auf, der bequeme Cyniker stammelt
der fähigsten jüngeren Pianisten, gab hier Zeugnis von seiner
Phalfterung der Zwanzig
verzückte Schwüre. Ein ehrenwerter Bräutigam erwartet sie, er selber
bravonrösen Technik und poesievollen klavieristischen Klangbeseelung.
chs Berlinern bestehende
ist gebunden. Was tuts? Wenn sie sich ihm ergibt, will er sein
Liszt, der großartige Liederdichter, wurde uns näher gebracht durch
ichterung; wir aber sind
Weib verlassen. Ein Komödiant, der in dem Augenblick der Rede
einige seiner 70 Gesänge mit Klavierbegleitung, die in Marie
eidener Anfang geleistet
selbst felsenfest an jedes seiner Worte glaubt. Wer kennt sich in
[Ekeblad von der hiesigen Hofoper eine sinnfällige Vertreterin
ffung aller Höflinge und
dem weiten Land der Seelen aus, wie weiß einer, der sich haltlos
fanden. Diese „Lieder“ sind echt deutsch, ihre unmittelbar wirkende
ung oder Abneigung des
treiben läßt. Ziel und Richtung seines Handelns?
blühende Melodik erfüllt den Hörer mit Beseligung. Gleichfalls
Frie gehört dem deutschen
Frau Genia, die immerfort Zurückgewiesene, die keine Pflicht
ustfremden Fürsten.
zu Lisztscher Begleitung rezitierte Eduard v. Winterstein Bürgers
mehr an den Gatten bindet, findet für ihr Leid Vergessen
„Leonore“, mehrmals herausgejubelt.
Maler Artur Kampf, der
in der Liebe eines jungen Offiziers. Weshalb sollte sie die
riker Heinrich Wölfflin,
Zu Liszts bedeutendsten Werken für die Orgel gehören bekannter¬
Treue einem Manne bewahren, der nichts als lästige Gewohnheit
ld. dazu als Kommissar
maßen sein „Präludium und Fuge über Bach“, womit das Konzert
darin zu sehen scheint. In der Nacht, als Friedrich, das Herz noch
nidt und schließlich der
eingeleitet und noch mehr die Variationen über den Basso continno
voll von seiner neuen Leidenschaft beimkehrt, sieht er den Mann in
n sind gut; warten wir
des ersten Satzes der Kantate „Weinen, Klagen — Sorgen, zagen
ihrem Zimmer. Er hat den besten Scheidungsgrund. Doch nun,
ist der Christen Thränenbrot“ mit dem Schlußchoral aus seiner
da das, womit er in Gedanken schon lange spielte, Wirklichkeit ge¬
U-moll-Messe, womit das Programm seine Erledigung fand. Hier
worden, faßt ihn hämisch bösartiger Groll: Der rachsüchtige Instinkt
namentlich trat die „Königin der Instrumente“ sieghaft in ihrer
üngigkeit eines Mannes,
des in seinem Herrenrecht gekränkten Männchens. Und der momentane
Zusammenfassung von menschlicher Stimme sowie der hauptsächlichsten
eftet. Hans Rosenhagen
Impuls, der ihm nach seiner ganzen Denkart als lächerlich grotesker
reiben:
Streich= und Blasinstrumente hervor, und Walter Fischer erwies
Atavismus gelten müßte, reißt ihn wie früher die Begierde, das
sich da als ihr vollkommener Meister.
, daß er sich ablehnend
e. k.
Mädchen zu besitzen, besinnungslos mit fort. Er zwingt den Leutnant
verhält, aus deren Lager
durch eine ehrenrührige, vom Zann gebrochene Beleidigung zum
Notizen.
Zweikampf. —
ken, und deren Existenz
* Die Gattin und die Geliebte, versöhnt in der Ge¬
Ein neuer Fall Bode? Der Wiener Kunstschriftsteller
Oppositionsstellung künst¬
fahr, harren zitternd auf den Ausgang des Duells. Blaß, n.it zer¬
Ludwig Abels beschuldigt im „Wiener Montagsblatt“ Herrn Bode,
ägt fast allein die Schuld
wühlten Mienen tritt Hofreiter ins Zimmer. Seine Kugel traf den
über Rembrandts Gemälde „Der heilige Franziskus“ sich völlig
serie verhindert ist, gute
Feind ius Herz. Nicht durch einen unglückseligen Zufall. Kalten
widersprechende Urteile abgegeben zu haben, und zwar ungünstige
zu erwerben. ...“
Sinnes hat er gezielt. Ihn würgt der Abschen vor der Tat, in der
so lange, bis es Bodes Freund, der Pariser Kunsthändler Sedel¬
tun: Warum nutzt (der
er sich selbst nicht mehr erkennt. Aus ists. Er schüttelt die
meyer, billig in seine Hände brachte. Nachher aber habe Bode das
it, um sein Schreibhand¬
Geliebte von sich. Einsam will er ins Ausland flüchten. Viel¬
Bild für einen wertvollen Rembrandt erklärt. Herr Bode bestreitet
stauschen. Der Titel des
leicht kommt da die Stunde, wo er Mut gewinnt, die Bürde
die Richtigkeit der Anschuldigungen. Da von München aus und
R. B.
der verpfuschten Existenz von sich zu werfen. — Die Schilderung
zwar von einer kompetenten Stelle bereits früher ähnliche Vorwürfe
ist nachdenklich und reich an interessanten Ausblicken — namentlich
der Doppelzüngigkeit gegen Bode erhoben wurden, wird er gut tun,
auch in den Szenen zwischen den beiden verlassenen Frauen: Genia
sich nicht durch seine Amerikareise — wie er es ankündigt — ab¬
und der Mutter des jungen Offiziers
halten zu lassen, gerichtliche Aufklärung zu schaffen. Bei der Ge¬
leite Land“ Tragi¬
Eine bis in die kleinen Nebenrollen aufs feinste abgetönte Auf¬
legenheit könnte dann auch die Flora=Affäre zur Beleuchtung Bode¬
En die Jahre gekommener
führung unterstützte die Wirkung. Leistungen ersten Ranges waren
Ischer Praktiken herangezogen wberden.
it fürs Geschäft gefunden
Monnards verführerisch schillernder Friedrich Hofreiter und die
Der Vorstand der (Berliner Sezession hat gegen
espannter Arbeit doppelt
feinfühlige, menschlich rührende Frau Genia von Ireny' die Auslassungen des Herrn Rofenhagen einen geharnischten Protest
ück der „Held“. Um ihn, Triesch.
dt lerlassen.
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