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24. Das veite Land
box 28/5
Geseuschaft meldel, daß Lihuanhung, der! Es ist bereits telegraphisch kurz von dem Leit= Friedensfreunde, das heißt Neralbeseichen
frühere Brigadegeneral von Hupeh, zum Oberst=l artikel gesprochen worden, in dem hemte Giolittis i organisierzen, geraten. Sie waren mitten in der
und das Gefolge Fernandos in das galante Kostüm
war in seiner Art ein köstliches Bild, als dieser;
hohen Zielen formen, der andexe ist Geschäftsmann
der Velasquezzeit gekleidet, also einer Epoche, in
Knappe seinem Herrn auf dem Esel nachgaloppierte.
und Zyniker und erhofft von derberer Kost das
die eine Ritterherrlichkeit nicht mehr hineinpaßte.
Im übrigen hat sich an der früheren Besetzung
Heil. Aus einem Kompromiß erwächst den beiden
So erhielt die Gestalt Don Quijotes einen unge¬
wenig geändert. Lohfina übernahm an Benders
schließlich der ersehnte Kassenerfolg, dessen Jubi¬
mein sinnfälligen Kontrast zu ihrer Umgebung.
Stelle den Herzog. Buyssons vornehmer Fernando
läum der letzte Aufzug ein wenig umständlich be¬
ergab mit Frau Tordeks stimmlich vorzüglich dis¬
Die geringsten Aenderungen weist die Musik
geht. Der lustige Dialog, an dem sämtliche Per¬
ponierter Luscinda ein anmutiges Paar. Die
Beer=Walbrunns auf. Lediglich die durch den ver¬
sonen Anteil haben, hat vielleicht nur den Fehler,
Nichte Marcela der Frau Kuhn=Brunner war
änderten Text erforderlichen Zusammenziehungen,
daß er die individuellen Begrenzungen der einzel¬
ihres Partners aus der alten Fassung beraubt, be¬
sowie eine von Feinhals wundervoll gesungene
nen Figuren etwas verwischt und keine Gelegen¬
teiligte sich aber dessen ungeachtet munter am
neue Szene im dritten Akt sind zu verzeichnen.
heit zu kleinen rhetorischen Ausschweifungen und
Spiel. Gillmann als Wirt vollzog in drastischer
Beer=Walbrunn ist eine vornehme Natur. Er ringt
Erörterungen theoretischer Art verabsäumt, ohne
Art den Ritterschlag. Endlich wirkten in kleineren
stets nach eigenpersönlichem Stil und geht allem,
dadurch das Problem der Hydra, worunter das
Partien noch Bauberger (Pfarrer) und Fräulein
was nach Wagner=Epigonenium aussieht, geflissent¬
Publikum zu verstehen ist, abzurunden oder zu er¬
Höfer (Emerentia) mit. Wenn man doch — dies
lich aus dem Wege. Seine Tonsprache ist frei von
schöpfen. Satirische Streiflichter und Witze fallen
gilt mit Ausnahme Feinhalsens so ziemlich allge¬
falschem Pathos gesund, fröhlich Allerdings schei¬
in Menge und der Zuschauer durchlacht mühelos
mein —
der Deutlichkeit des gesprochenen Wortes
nen durchaus nicht alle Möglichkeiten, die hier der
Akt um Akt. Mit großer Sicherheit wird dieser
mehr Aufmerksamkeiten schenken wollte! Die musi¬
Entfaltung eines derben und grotesken musikalischen
Endzweck aller Schwank= und Lustspielbemühungen
kalische Leitung hielt Röhr in fester sicherer Hand.
Humors gesteckt waren, entsprechend ausgeschöpft.
erreicht, und das Publikum des Schauspielhauses
Auch wird stellenweise das Gefühl einer gewissen
hat durch seinen starken Beifall zu erkennen ge¬
Die Regie Wirks und die nach den Angaben
Nüchternheit empfunden, wenn auch solche vielleicht
geben, wie dankbar so vergnügliche Gaben
Kleins erfolgte dekorative Einrichtung schuf einen
empfangen werden.
bewußt und beabsichtigt sein sollte. Zu den Glanz¬
charakteristischen, buntbewegten Rahmen. Das erste
punkten der Partitur zählen die blühende Liebes¬
Bild zeigte sich szenisch gegen fruher vorteilhaft
Die Darstellung kulminierte in der Figur des
szene Fernandos und Luscindas, die Waffenwacht
verändert. Die Volksszenen waren von natürlichem
von Gustav Waldau mit charmanter Lustigkeit
Don Qujjotes und der ergreifend schöne Schlu߬
Leben erfüllt. In der Stiltreue des Ganzen schien
ausgestatteten Direktor Lindt, während Irene
chor.
mir nur Rosinante, der würdige Bruder unseres
Lenz, die junge Künstlerin, die traurigen Gemütes
Grane, ein wenig zu modern aufgezäumt.
Die Aufführung war, wie schon berichtet, von
ist, wenn ihre Rollen ihr nicht Gelegenheit geben,
kräftigem Stilgefühl getragen. Feinhals als Don
die körperlichen Vorzüge zur Schau zu stellen, und
Dr. Max Mahler
Qujjote, das ist wohl das Größte und Einheitlichste,
die wiederum in tragischem Schmerz aufseufzt, wie
was der Künstler je geschaffen hat. Jedes gewöhn¬
ihre Wünsche sich allzu reich erfüllen, von Fräu¬
liche Wort des Lobes klänge armselig einer solch
lein Woiwode mit fröhlichem Gelingen der vom
Zwei Premieren
grandiosen Schöpfung gegenüber. Man braucht die¬
Autor vorgezeichneten Humore dargestellt wurde.
sen Don Quijote nur zu betrachten, mit seinem
Dem in seiner Schnoddrigkeit unfehlbar wirkenden
Schauspielhaus: Die Hydra
gerschlissenen Koller, dem zerbeulten Harnisch und
Theateragenten Rosenberg sollte Herr Heller
von Karl Ettlinger
den großen Stulpen. Dazu der irre, oft nach innen
noch ein Quentchen Trockenheit mitgeben. Fräu¬
gekehrte Blick, die unbeholfenen und doch mit wah¬
lein Nicoletti hat als junge Dichtersfrau durch
*Es gibt Tortenrezepte und Schwankrezepte,
rer Grandezza erfüllten Bewegungen. Nun aber
gibt Dramaturgien und andere Kochbücher, aber
diese Eigenschaft einigemale Heiterkeit geweckt, wie
das Großartige: mit dieser unsäglich traurigen Ge¬
noch nicht der Hundertste, der eines besitzt, bringt's
sich denn überhaupt in der Zeichnung der Frauen
stalt geht die Möglichkeit einher der absoluten
auch zum Back= und Bratkünstler, und nicht jedem
ein erfreulicher Sinn für Realismus erkennbar
Lächerlichkeit zu verfallen. Feinhals indes kehrt
macht. Den direktorialen Zyniter Werther be¬
gelingen auf den ersten Anhieb die Kirchweih¬
aus jenem Zerrbild aufs überzeugendste den Adel
undeln und die Faschingskrapfen so gut wie Herrn
gabte Herr Peppler mit einiger Schärfe. In
bervor, den der Wahnverblendete tatsächlich in
Karl Ettlinger seine drei Hydra=Akte.
den beiden anderen Rollen trugen die Herren von
seinem Innern trägt. Alles ist aufs feinste ab¬
Dieser Lustspielmasse fehlt nichts, Gedanken
Duniecki und Burghardt als teils durch¬
gewogen und ohne die geringste Spur von Ueber¬
stecken da und dort, und seinen nicht geringen
gefallene, teils verhinderte Dichter zum Gelingen
des Ganzen bei.
treibung, hier, wo die Gefahr so nahe lag, daß diese
Scherz=Rosinen=Vorrat scheint der Autor mit
Figur an sich selbst zur Karikatur würde. Wer
beiden Händen über den Teig geschüttet zu haben.
Maul
Residenztheater: Das weite Land
Feinhals als Don Quijote gesehen hat, wird das
Daran mochte sich halten, wem der innere Gehalt
nicht reichte. Die einfache Handlung füllt die beiden
bestimmte Gefühl haben nur so allein hat der
von Artur Schnitzler
A. k.
Held des Cervantes aussehen können. Auf dieser
ersten Akte gut aus und läßt nur den dritten etwas
Das weite Land, das Arthur Schnitzler in
Höhe der Darstellung hielt sich ebenbürtig auch
gestreckt erscheinen. Den Inhalt des Ganzen bil¬
dieser Tragikomödie vor dem Beschauer ausbreitet,
die stimmliche Bewältigung der Partie.
det der Konflikt, in den zwei Theaterdirektoren ge¬
ist eine Landschaft der Seele. Träume ziehen gleich
raten, die gemeinsam die Leitung einer Bühne
Den Sancho Pansa hat Sieglitz mit Recht in
Wolken drüber hin, und ihr melancholischer Schat¬
führen. Der eine fühlt sich als Künstler und
#ten streift die Menschen. Was eben fröhlich noch
derbem Gegensatz zu Don Qutiote gebalten. Es] Idealist und möchte den Spielplan nach seinen und hell im Glanz der Sonne lag, umflort mir