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24. Das weite-Land

Schnitzler trat oftmals vor den Vorhang und nahm ge¬
langweilt den selbstverständlichen Beifall zur Kenntnis.
Hans Brecka.
Im Hofburgtheater gelangt Mittwoch den 18. d.
Kleists Schauspiel „Prinz Friedrich von Homburg“
zur Aufführung. Es wirken mit die Herren Gerasch, Devrient,
Loewe, Pittschau, Elmhorst, Höbling, Stätter, Frank, Sommer,
Zeska, Gimmig, Wiesner, Gehrs, Rub, Danegger und Baum¬
gartner sowie die Damen Bleibtren, Medelsky, Wittels, Littitz
und Liesenberg.
Im Hofoperntheater gelangt Mittwoch den 18.d
„Don Pasquale“ mit Frl. Francillo=Kauffmann und den
Herren Mantler, Preuß, Rittmann, Stehmann, Marian und
Madin; hierauf das Ballett „Nippes“ mil den Damen
Cerri, von Strohlendorf, Wopalensky, Kohler, Peterka, Pentek,
Zulka, Spuller, Fleischinger, Windbeck, Wasserbauer, Kaar,
Katlein, Pirringer und Jamrich sowie den Heren Raimund,
van Hamme, Dubois, Rathner, Zulka, Scotti, Czadill und
Bauer zur Aufführung.
Die Direktion der Volksoper hat die musikalische
Pantomime „Der bucklige Geiger“ von Robert Konta
zur Aufführung angenommen. Das Werk wird zusammen mit
„J Pagliacci“ zur Aufführung gelangen. Für die Titel¬
rolle wurde Herr Onno vom Deutschen Volkstheater gewonnen,
die musikalische Leitung hat Herr Kapellmeister Otten¬
heimer.
Im Carltheater findet Freitag den 20. d. M. unter
versönlicher Leitung des Komponisten die Premiere der Oskar
Straußschen Novität „Die kleine Freundin“ von Leo#
Stein und Dr. A. M. Willner statt. Die Hauptrollen sind wie
folgt besetzt: Louisen — Mizzi Zwerenz, Philine — Grete Ly.
Claire 1. — Therese Löwe, Claire ll. — Liltl Keppel, Graf
Arteis — Josef König, Fernand, sein Sohn — Hubert
Marischka, Oberst Barbassen
Karl Blasel, Saturum
Gustav Werner, Dr. Lafleur — Rudolf Kumpa, Monchon —
Richard Waldemar.
Der 80. Geburtstag Karl Blasels. Bürgermeister
Dr. Neumayer hat an Karl Blasel nachstehendes Glück¬
wunschschreiben gerichtet: Euer Hochwohlgeboren, sehr geehrter
Herr Jubilar! Ein langes Leben, reich an künstlerischen Ehren
und Erfolgen, liegt hinter Ihnen. Wie ein starker Baum
haben Sie den Stürmen der modernen Richtung, die in den
letzten Zeiten mächtig an den Traditionen der Kunst rüttelten,
standgehalten. Als ein Wahrzeichen aus unserem lieben Alt¬
wien stehen Sie vor uns, ein jugendlicher Achtziger! Der
großen Zahl der Verehrer und Freunde Ihrer heiteren Muse
schließe auch ich mich an und spreche Ihnen namens der Stadt
Wien die herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem heutigen Ehren¬
tage aus. Möge es Ihnen noch lange, lange Jahre gegönnt
sein, die Wiener durch Ihre schöne Kunst zu erfreuen!
Das Wohltätigkeitskonzert der=Zentralbibliothek.
Die Leitung des Vereines Zentralbibliothek versendet auf
Wunsch Karten zu Kronen 16.-
10.—, 8
—, 5.—, 4.—
und 3.—, zu ihrer unter dem Protektorate der Baronin Anka
v. Bienerth am 27. d. M. im Großen Musikvereinssaale
stattfindenden Konzertakademie, bei der Alfred Grünfeld, Franz
Ondricek, Viki Baum=Preis, Josef Labor, Emil Steger und
die Bläservereinigung der Philharmoniker mitwirken.
Im Theater ander Wien tritt Fräulein Mizzi?
Günther, die einige Tage krank war, vom Dienstag
an wieder täglich als Helena auf. Während ihrer Krankheit
spielte Fräulein Ida Rußka diese Rolle! In der morgigen
„Schönen Helena“=Vorstellung singt Max Rohr den Paris.
Im Johann=Straußtheateir debütiert morgen
Fräulein Vera Schwarz in der Novität „Heimliche:
Liebe“ als Tänzerin Rosita; sie wird diese Partie ab¬
wechselnd mit Fräulein Vetty Myra singen.
Ilona Haydn, die Primadonna der königlich ungarischen
Oper in Ofen=Pest, die kürzlich beim Gastspiel des Münchner
Künstlertheaters
im Josef städtertheater
die
„Schöne Helena“ sang, wird noch bis einschlseßlich Samstag
den 21. d. M. jeden Abend auftreten.
Sportnachrichten.
Wintersport.
Sportliches Aktionsprogramm des Oesterreichischen
Wintersportklubs. Wir haben an dieser Stelle bereits die
sportliche Terminliste des Oesterreichischen Wintersportklubs für
den Dezember und Jänner gebracht und fügen heute das
weitere großzügige Aktionsprogramm an. Alles in allem hat
der Oesterreichische Wintersportklub sich
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Theater, Kunst, Musik.
Hofburgtheater Von dem Höhepunkte, den der
Medardus“ in seinem Schaffen bedeutete, ist Schnitzler
das sumpfige Tiefland, benannt „Daste
Land“ herabgestiegen, das min heute zum erstenmal am
Hofburgtheater und an siebenundzwanzig anderen Bühnen
spielte. Das Stück weist alle Schwächen Schnitzlerscher Poesie,
ihren quälenden Unglauben an allem echten Empfinden, ihr
tüftelndes Zerfasern aller schönen Stimmungen, in erhöhtem
Maße auf, läßt aber die Schönheiten, die man sonst diesem
Dichter zugestehen mußte, völlig vermissen. „Das weite
Land (gemeint ist das weite Sumpfland, in dem sich die
Irrwege der Schnitzlerschen Menschen verwirren) hat
natürlich den begeisterten Beifall jener Jugend gefunden,
welcher Schnitzler eine Offenbarung bedeutet. Andersgläubige
konnten in diesen Beifall nicht einstimmen. Es ist nicht jeder“
manns Sache, vier Stunden von einer unübersehbaren Reihe
(psychologisch übrigens kaum verständlicher) Ebebrüche
reden zu hören, um schließlich, durch ein tödlich verlaufenes
Duell vor Langweile gerettet, heimzugehen. Zudem ver¬
fielen die Darsteller in merkliche Zweifel an der Möglichkeit
ihrer Aufgaben. Herr Korff und Fräulein Marberg,
die Hauptdarsteller, vermochten nicht zu überzeugen, ge¬
schweige denn zu erschüttern. — Wir werden auf das Stüg
und die Aufführung noch eingehend zurückkommnls B#