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24. Das teLand
#. (Prankeute).
„anddenchele Olach
0 120
gönnt, sondern den ersten Jülngling, dem sie das Fenster ihres Schlafgemachs
lichen Landesteile, einiger Zentralgouvernements und einem Teile West¬
öffnet, in einem schleunigst herbeigeführten Duell herzlos niederknallt, mag
sibirens mißt das Exposé nur eine lokale Bedeutung bei.
also ein sehr geeigneter Held für einen psychologischen Roman sein, auf
Persien.
der Bühne kann er reden, so viel er will, er interessiert uns wohl, aber er
bleibt uns fremd. Damit fällt aber auch das Stück, denn es gibt neben
Rußland in Persien.
diesem erkünstelt anmutenden Konflikt in den langen 5 Akten keine Spur
Dreihundert persische Kosaken, unter Führung zweier russischer Offi¬
einer anderen Handlung, eines anderen Konflikts, dafür aber einen Aus¬
ziere, besetzten nach einem Bombardement Kaschan. Naib Hussein ist
gang, der uns mit Rätselfragen entläßt. Die Vorgänge selbst dagegen sind
entflohen.
von einer Kette liebenswürbiger und geistreicher Dialoge geschmückt und
wirken in dem herzigen, frischen Wiener Plausch besonders angenehm. Wunder¬
Marolke.
bar hat Schnitzler, einige der wenigen Weltmänner, welche die Bühne
Ein neuer Angriff auf die Spanier.
gesehen, die gesellschaftliche Atmosphäre dieser entarteten Menschen getroffen,
Die Marokkaner griffen am Freitag die spanische Stellung bei Dzhafen
die in einer Weise mit Moral und Ehebegriffen jonglieren, für die jedem,
an. Bei dem sich entspinnenden Gefecht wurde der spanische General Or¬
der in diesen Dunstkreis nicht hineinblicken kann, einfach das Verständnis fehlt.
donez verwundet. Verluste hatten die Spanier nicht. Mit Einbruch der
Herr Direktor Hagemann hatte alles getan, um dem Stück zu
Nacht zog sich der Feind mit zahireschen Toten und Verwundeten zurück.
nützen und hatte ihm einen außergewöhnlich dekorativen Rahmen verliehen.
Meisterhaft war die Darstellung. Her Nhil gab seinem Hofreiter Scharfe
Dermischtes.
und Fülle der Charakteristik und war mit aller Aufbietung seiner gewaltigen
schauspielerischen Mittel bemüht, uns einen außergewöhnlichen Menschen,
Elefantentod. Dieser Tage wurde, so schreibt die
einen interessanten Mann aus den weiten Gefilden des weiten Landes
„Frankf. Ztg.“ im Zoologischen Garten der seit etwa 19 Jahren,
vorzuführen. Der Frau Genia, der man es bei bestem Willen nicht glauben
im Zirkus Charles bei Dressurakten verwendete auf ein Alter von
kann, sie nachts einen Fähnrich in ihr Zimmer steigen läßt, verlieh
90 Jahren taxierte Elefant „Dick“ vergiftet. Er hatte seit einigen
Frl.nger durch ihr reifes Spiel eine wunderbare Innigkeit. Den
Jahren ein Beinegeschwulst, die so schmerzhaft war, daß man schlie߬
lich zur Tötung des Tieres schreiten mußte. Man gab dem Tier bravsten Menschen der Komödie, einen ehrlichen Doktor, spielte Herr Wag¬
zuerst 32 Gramm Morphium, um es zu betäuben. Diese Dosis, die sner mit seiner wohltuenden, ehrlichen Gradheit, während Frau Ellmen¬
hinreichend ist, um etwa 70 Menschen zu töten, übte auf das Tier lreich in der Rolle der Mutter des Fähnrichs, die eigens für sie
schrieben schien, die Tragik dieser Tragikomödie ergreifend anzudeuten wußte.
fast gar keine Wirkung aus. Ein Versuch mit Kognak schlug eben¬
Von den übrigen Darstellern seien noch Paula Silten als philosophische
falls fehl. Dann erhielt „Dick“ eine Injektion von 20 Gramm
Pironetten schlagende, perverse Jungfrau, Herr Gebhardt als junger
Znankali — damit kann man 1200 Menschen vom Leben zum Tode
Fähnrich, sowie Frau Otto=Körner, Herr Lang und Herr Andresen
befördern! — und nach längerem Warten noch eine Lösung von 5
lobend erwähnt. Das Publikum nahm das Werk beifällig auf. J. Kr.
Gramm Scopolamin, einem ungemein starken Gift, das seinerzeit
bei einem Nashorn angewandt wurde. Das brachte das mächtige!
Tier endlich zu Fall und führte nach etwa fünf Minuten den Tod
Schnitzlers Werk fand im Berliner Lessingtbeater, im Wiener
herbei.
Burgtheater und im Münchener Resitenztheater am Sonnabend einen
Die heiligen Geister. Der Schuner „Coronet“ mit
von Akt zu Akt steigenden Erfolg, der um so höher anzuschlagen ist, als
35 Männern, Frauen und Kindern an Bord, die einer amerikanischen
die Scherze, mit denen Schnitzler gerabe jenem Teil der Gesellschaft, der
Sekte, die sich die heiligen Geister nennen, angehören, soll inmitten
des Atlantischen Ozeans in Not schweben. Mit Rücksicht auf diein den Logen und im Parkett maßgebend ist, den Spiegel ihres erotischen
letzten heitigen Stürme glaubte man, daß das Schiff mit Mann und und Ehelebens vorhalten will, immerhin gerade bei der Erstaufführung in
den Residenzstädten eine Gefahr bedeutete Auch am Prager Neuen
Maus gestrandet sei. Der jetzt in Newyork angekommene Dampfer!
der Red Star Line „Lapland“ berichtet, daß er auf hoher See Deutschen Theater fand „Das weite Land einen vollen Erfolg. Am Leip=
die Schunerjacht überholte, die das Notsignal gehißt hatte. Die sziger Stadttheater begegnete Schnitzlers Drama vielem Interesse, das
jedoch gegen Schulß erheblich abflaute. Der Beifall galt zum großen Teile
Lapland“ gab den heiligen Geistern 300 Pfund Rindfleisch
Pfund Zucker, 48 Laibe Brod 24 Eimer Spinat, 25 Pfund Speck der ausgezeichneten Darstellung. In Hannover fand das Werk unge¬
teilten großen Beifall. In Wien konnte sich Schnitzler dem dankbaren
75 Pfund Büchsenfleisch, 20 Liter frische Sahne, 12 Pfund Käse, 4
Publikum zeigen.
Sack Kartoffeln und 72 Pfund Hammelfleisch. Das Angebot, die
Infassen des Coronet“ nach Newyork zu bringen, wurde jeooch ab¬
Der diesjäbrige literarische Nobelpreis wird Moritz
gelehnt. Die Heiligen Geister sind eine wandernde Sekte die immer
Maeterlinck verlieben werden.
auf der Suche nach dem heitigen Lande ist. Da Amerika die Vor¬
schriften der Bibel nicht erfüllte, zogen sie mit ihrem Schuner nach
Geschüftliche Mitteilungen.
Afrika, und als es ihnen dort zu heiß wurde, wanderten sie wieder
im Schiff nach dem Norden zu. Auf dieser Fahrt hat sich der
Lichtbeständige Tapeten. Wenn wir die verschiedenen Muster
„Coronei“, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, den Namen des grö߬
für die Ausstattung unserer Wohnräume wählen, so lassen wir uns nament¬
ten Bettlers auf dem Ozean erworben. Das Notsignal scheint am
Mast festgenagelt zu sein. Ein jedes Schiff, das irgendwie wohl=lich durch die schönen Farben bestechen, und wir freuen und der Harmonie,
welche die Möbel, Vorhänge, Gemälde, Kupferstiche usw. mit den Wand¬
habend aussah, wurde angehettelt. Der Gründer der Sekte ist der
bekleidungen bilden. Aber diese Freude währt in der Regel nicht langer
Revereu Frank Sandford der sich auch gern Admiral der Flotte
denn der weitaus größte Teil der auf den Markt gebrachten wohlfeilen
der beiigen Geister nennen läßt.
Tapeten wird nicht mit lichtechten Farben hergestellt. Die Tapetenfahrik!
Hansa Iven u. Co., G. m. b. H., Altona=Ottensen, bekanntlich die größte
Taeptenfabrik unseres Kontinents, bringt nun für das Jahr 1912 eine'neue
Kunst und Wissenschaft.
Auswahl Hansa=Tapeten in den schönsten Mustern auf den Markt, die auch
Deutsches Schauspielhaus.
bei den billigsten Tapeten lichtbeständig sind, soweit das Pavier von Farbe
bedeckt ist. Ebenso schön sind die neuen Muster von Hansa=Lincxüsta, Ur¬
„Das weite Land“, Tragikomödie von Arthur Schnitzler.
heber dieser Entwürfe sind größtenteils namhafte Künstler, die mit den
(Uraufführung.)
Aufgaben der modernen Baukunst auf das beste vertraut sind.“
Mit der Wiedergabe der neuesten Schöpfung des Wiener Dichters,
Ein interessantes Experiment ist es, seinen Haus¬
die am Sonnabend gleichzeitig an 12 anderen Bühnen ihre Uraufführung
genossen Van den Berghs Margarine „Unerreicht“
erlebte, hat das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg der jüngsten modernen
(leicht gesalzen) zu verabreichen Man möge beobachten, ob ein ein¬
Literatur einen weiteren Schritt entgegengetan. Denn wie diese die Wir¬
ziger der Angehörigen bemerkt, Margarme gegessen zu haben. Dies
kung weniger vom dramatischen Gehalt, von der Gegenüberstellung klar
ist kaum zu erwarten, da Van den Berghs „Unerreicht“ (leicht
herausgearbeiteter Gestalten, als vielmehr von der Stimmungsmalerei, dem
gesalzen) von vollendeter Feinheit in Aroma und Geschmack ist
romanartigen Nebeneinander von Schauspiel, Schwank, Novellen und Sen¬
wie feine Meiereibutter, für die Küche, wie für die Tafel gleich gut!
tenzensammlung erwartet, und mit besonderer Vorliebe das erotische
Leben der weichlichen, verdorbenen, parfümierten Gesellschaft unserer Zeitgeeignet. Hierbei zeigt es sich auch, daß ein Vorurteil gegen Mar¬
zum Mittelpunkt philosophischer Diskussionen macht, ist auch das „weite' garine eben nur ein Vorurteil ist eine erfreuliche Tatsache in Rück¬
sicht auf die große Ersparnis. In den meisten einschlägigen Ge¬
Land“ solch ein Tummelplatz psychologisch dramatischer Forschungsexpediti¬
schäften erhältlich, sind dieselben durch Aushang der entsprechenden
onen in die merkwürdige Gegend der menschlichen Seele, wo im Urwaldgestrüpp
Mlakate gekennzeichnet. Es ist jedoch im eiegnen Interesse erforder¬
die Geheimnisse der erotischen und vor allem der ebelichen Beziehungen